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Pixel zählen

Warum eigentlich wird die Auflösung von Kameradisplays und elektronischen Suchern ganz anders als die Auflösung von Computerdisplays angegeben, selbst wenn sie auf derselben Technologie basieren? Pixel zu zählen sollte doch nicht so schwierig sein …

In den Datenblättern von Computermonitoren ist deren Auflösung normalerweise in Pixeln angegeben, genauer gesagt als Zahl der Pixel in der Breite und Höhe. Das Display meines iMac beispielsweise löst
4480 × 2520 Pixel auf, also 11.289.600 Pixel insgesamt. Schaut man sich die Kenndaten von Digitalkameras an, wird die Auflösung eines Displays oder elektronischen Suchers nicht nach Breite und Höhe aufgeschlüsselt, sondern nur eine Gesamtzahl angegeben, beispielsweise 2,34 Millionen Bildpunkte. Aber ob nun „Bildpunkte“ oder „Pixel“ – das ist doch dasselbe, oder? Tatsächlich ist es das ganz und gar nicht.

Das Wort „Pixel“ wird in verschiedenen Bedeutungen gebraucht. Im Ursprung steht es als Kofferwort aus „Picture“ und „Element“ für die Atome, aus denen sich ein Rasterbild zusammensetzt. Das Pixel ist dessen kleinste Einheit mit einer einheitlichen Farbe und Helligkeit. Zoomt man so weit in ein Rasterbild hinein, dass man einzelne Pixel sieht, zeigt jede weitere Vergrößerung nur noch größere Pixel, aber keine weiteren Details.

Ein TFT-Display sähe aus der Nähe betrachtet so aus: Jedes Pixel besteht aus drei Streifen in den Grundfarben Rot, Grün und Blau.

Als Pixel werden allerdings auch die Elemente eines Displays bezeichnet. Um farbige RGB-Bildpixel auf einem Display darzustellen, sind drei Subpixel in den Grundfarben Rot, Grün und Blau nötig. Ein quadratisches Displaypixel besteht meist aus je einem roten, grünen und blauen Streifen. (Eine Ausnahme sind Samsungs PenTile-Displays, bei denen jedes Pixel zwei Subpixel enthält, die abwechselnd die Farben Rot und Grün beziehungsweise Blau und Grün anzeigen.) Dies gilt für LC- ebenso wie für OLED-Displays, die sich nur darin unterscheiden, wie das farbige Licht der Subpixel erzeugt wird: OLED-Displays enthalten organische Leuchtdioden, die in den Grundfarben aufleuchten, während LC-Displays mit einer weißen Hintergrundbeleuchtung arbeiten und die unterschiedlichen Farben durch Farbfilter erzeugen.

Wenn die Kamerahersteller nun von den Bildpunkten ihrer Displays und Sucher sprechen, meinen sie damit nicht etwa Pixel (die alle RGB-Farben anzeigen könnten), sondern die roten, grünen und blauen Subpixel. Die tatsächliche Pixelzahl liegt also nur bei einem Drittel davon – oder der Hälfte bei einem PenTile-Display, wobei dessen Pixel allerdings nicht alle RGB-Farben darstellen, da ihnen ja jeweils eine Grundfarbe (entweder Rot oder Blau) fehlt.

Ein gängiges RGB-Displaypanel mit einer Auflösung von 1024 × 768 Pixeln zeigt also insgesamt 786.432 Pixel, aber im Datenblatt des Kameraherstellers steht eine rund dreifach so hohe Zahl, nämlich 2,34 Millionen Bildpunkte. Dabei ist diese Mogelei doch eigentlich gar nicht nötig: Ein elektronischer Sucher mit einem solchen Panel zeigt ein Bild, dessen Pixel ohnehin bereits an der Auflösungsgrenze des menschlichen Auges liegen, und ein noch feiner auflösendes Panel macht nur dann einen erkennbaren Unterschied, wenn das Sucherokular gleichzeitig stärker vergrößert. (Es macht aber auch einen Unterschied, wenn man das Sucherbild – etwa für eine manuelle Fokussierung – digital vergrößert, denn wenn die Kamera ein höher aufgelöstes Sucherbild berechnet hat, gibt es hier mehr Spielraum, bevor das vergrößerte Sucherbild sichtbar pixelig wirkt.)

In der Anfangszeit der Digitalfotografie sah das allerdings noch anders aus. Bei meiner allerersten Digitalkamera, einer Olympus C-800L von 1996, war die Displayauflösung gar nicht angegeben, und in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts waren Displays mit rund 40.000 Pixeln gängig – da machte sich die dreifache Zahl der Subpixel oder Bildpunkte im Datenblatt deutlich besser. Um 2008 wurden dann Displays eingeführt, die immerhin 320 × 240 Pixel auflösten, was rund 230.000 Bildpunkten entsprach. Die ersten elektronischen Sucher lösten meist noch geringer als die Displays auf.

Aktuelle Kameras haben Displays mit ein bis zwei Millionen Bildpunkten und die Auflösung der Sucherpanels ist teilweise noch vielfach höher. Da könnten es sich die Hersteller eigentlich leisten, deren reale Auflösung in Pixeln anzugeben, aber dazu ist es nun wohl zu spät. Man müsste die Zahlen in den Datenblättern ja plötzlich dritteln – und den Kunden erklären, weshalb das keine Verschlechterung bei der Ausstattung bedeutet, sondern nur eine Angabe nach denselben Regeln ist, wie sie bei Computermonitoren schon immer üblich waren. Wir müssen die Zahl der Bildpunkte also weiterhin selbst durch 3 teilen, um die tatsächliche Pixelzahl zu ermitteln.


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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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