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Ist „Schatten“ das ultimative Licht-Lehrbuch?

Ist „Schatten“ das ultimative Licht-Lehrbuch?

Das Kölner Kreativ-Duo Martin Krolop und Marc Gerst hat so etwas wie die Mutter aller Licht-Lehrbücher für all jene herausgebracht, die ihr Wissen über Lichtsetzung in der Porträt- und Aktfotografie stilvoll vertiefen möchten.

Ist „Schatten“ das ultimative Licht-Lehrbuch?

In der Basisversion schlägt das Buch mit rund viereinhalb Kilo Gewicht und knapp 450 Seiten im Format 30 mal 40 Zentimeter beim Käufer auf. Der hat im Vorfeld allerdings 220 Euro für diesen papiergewordenen Luxus überwiesen.

220 Euro, also 196 Euro Buchpreis plus 24 Euro Versand in Deutschland sind – an normaler Fotoliteratur gemessen – nicht eben eine bescheidene Summe.

Ist „Schatten“ das ultimative Licht-Lehrbuch?

Form und Inhalt

Für so viel Geld gelangt man hier ganz nebenbei in den Besitz eines streng limitierten Buchkunstwerks im Schuber. Im Fokus stehen nicht in erster Linie die dort gezeigten Fotografien. Ganz wichtig ist auch die außergewöhnliche Darstellung der Inhalte und vor allem die Materialität des Objekts.

Es steckt sehr viel Liebe zum Detail und jede Menge Handarbeit in diesem Band. Der „Lehrband“, wie seine Schöpfer ihn nennen, ist eine Mixtur aus Lehrbuch und Bildband. Gedruckt auf 100 Prozent recyceltem Altpapier, geht es inhaltlich neben Fotos aus dem Bereich „Sensual Nude & Boudoir“ (übersetzt: ästhetisch-spärlich bekleidete jungen Frauen) vor allem um Anleitungen für die Ausleuchtung der gezeigten Motive. Begleitet wird dies von unzähligen handgezeichneten Elementen, die die Erklärungen verschönern.

Ist „Schatten“ das ultimative Licht-Lehrbuch?

Mehr Form und noch mehr Inhalt

Wer das noch toppen möchte, kann das „Schatten-Buch“ von Krolop und Gerst auch in der „Collector’s Edition” erwerben. Dann ist das Werk über acht Kilo schwer, knapp 600 Seiten stark und kostet inklusive Versand ab 366 Euro.

Ist „Schatten“ das ultimative Licht-Lehrbuch?

Die Inhalte haben die Autoren etwas anders arrangiert als in der Basisversion. Zudem sind sie spürbar erweitert. Wesentlicher sind jedoch die 10 fast einen Meter breiten Faltpanoramen und die 28 mit gemalten Inhalten ergänzten teiltransparenten Seiten. Sie erweisen sich nicht nur als schöner Ausstattungs-Gimmick, sondern machen die gezeigten Lichtszenarien auch noch besser verständlich.

Damit das Ganze eine noch edlere Hülle besitzt, kommt die „Collector’s Edition“ mit Leinen-Einband, im Leinen-Schoner mit Titel-Prägung und Magnetverschluss. Ein subtiler Hinweis darauf, mit welcher Ehrfurcht man das Buch behandeln sollte, sind die der „Collector’s Edition“ beigelegten weißen Baumwollhandschuhe.

25 Minuten Video zum Buch

In dem Video zum „Licht-Lehrbuch“ erzählen die beiden Macher viel über den ungewöhnlichen Entstehungsprozess. Das macht Lust auf mehr.

B-Ware

Wer sich beeilt und sparen will, bekommt vielleicht eine Version des Buches als B-Ware aus Rücksendungen.

Ist „Schatten“ das ultimative Licht-Lehrbuch?
Fazit

Schatten ist mit Sicherheit das ungewöhnlichste Licht-Lehrbuch, das in den letzten Jahren erschienen ist. Trotz seines hohen Preises ist es für die Macher vermutlich alles andere als ein lukratives Projekt, denn solche Bücher bleiben auch in größeren Auflagen extrem teuer in der Produktion. Alles in allem also ein Werk von Liebhabern für Liebhaber – und ein Must-have für jeden Fotografen, der es sich leisten kann, seiner Liebe zu Fotobüchern in dieser Form Ausdruck zu verleihen.

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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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6 Kommentare

  1. Positiv: Vermutlich hohe Druckqualität, wie selten zu finden ist.
    Negativ: Wie sinnvoll diese hohe Druckqualität für ein Lehrbuch ist, muss man hinterfragen. Der extrem hohe Preis ist mehr als abschreckend.

    Dem Video entnehme ich, dass sich die beiden ein Geschenk gemacht haben, was ihnen zu gönnen ist. Das Konzept war nicht, wie man unter mit vorhandenen Mitteln einen Bildband zu einem vernünftigen Preis herausbringt, sondern wie man die eigenen Vorstellungen mit den Herausgebern optimal erscheinenden Mitteln umsetzt.
    Nicht erkennen konnte ich, was die Bezeichnung „Lehrbuch“ rechtfertigt. Dass man, wenn Konzepte und skizzierte Studien erstellt und in einem Buch auch zeigt, jedenfalls an den Erfahrungen der beiden teilhaben kann, sofern man das beschriebene fachlich versteht und dann für eigene Fotos umzusetzen in der Lage ist, bringt einen Wissenszuwachs. Doch das ist ja nicht das eigentliche Konzept eines Lehrbuchs. Eine endgültige Beurteilung wird mir jedenfalls versagt bleiben, denn weit über 200,- oder gar weit über € 350,- für die Collectors Edition werde ich sicher nicht ausgeben.

  2. Zum Kommentar von P.G.
    Ich weiss nicht, wie man einen Buchinhalt „vermutlich“ vorverurteilen kann.
    Es ist ja jedem freigestellt es nicht zu erwerben. Ich pers. finde es nicht erstebenswert mit optimalen Mitteln Produkte zu erstellen und verkauforientiert zu produzieren. Davon ist die Welt bereits zugeschüttet.
    Im Gegenteil, ein Produkt muss nicht nur zweckmäßig sein, es soll auch handwerklich und gut gestaltet sein. In der heutigen immer mehr verkommender Zeit von belanglosen und nichtsagenden Billigprodukten finde ich es als ein wertiges Bewahren von Buchkunst. Und über den Inhalt kann man sich austauschen, wenn man ihn zur Kenntnis genommen hat.
    Jedemfalls ein mutiger Ansatz im Massenmarkt „Buch“.

    1. Fall ich gemeint sein sollte, dann halte ich fest, dass es sich um keine Vorverurteilung gehandelt hat. Wie zu lesen ist, habe ich für mich aus den im Blog gezeigten Informationen den Schluss gezogen, dass ich keine Gelegenheit haben werde, ein Exemplar des Buchs zu betrachten und dann eine Wertung vorzunehmen. Wenn die Hersteller Freude an dem Buch haben, dann sei es ihnen vergönnt.
      Das letzte handgefertigte Lehrbuch das ich sah, war das für einen Spross einer Adelsfamilie, das ist allerdings ein paar hundert Jahre her, war ein Einzelexemplar und von seinem Privatlehrer verfasst. Handgeschrieben und illustriert.

  3. Licht lebt vom Schatten und der Schatten braucht das Licht.
    Mache doch selber etwas daraus, das ist deine persönliche Fähigkeit nach deiner Ansicht. – Mehr möchte ich dazu nicht schreiben.
    Ich lasse mir das Licht und den Schatten nicht vorscheiben. Es ist eine Teil der eigenen Kreativität des Bildes und muss so bleiben.

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