Alles freistellen – schnell und einfach

Die Kunst des Freistellens war jahrzehntelang nahezu ein Handwerk, dessen mehr oder weniger geheime Tricks wir Ihnen in DOCMA-Artikeln näherbrachten. Künstliche Intelligenz macht heute viele alte Experten-Tipps nicht nur überflüssig, sondern liefert mit spürbar weniger Aufwand deutlich bessere Ergebnisse. Einige bewährte Techniken wie etwa das Freistellen mit Pfaden sollten Sie natürlich dennoch kennen und beherrschen. | Olaf Giermann Vor ziemlich genau zwei Jahren stellte ich Ihnen in unserer Jubiläumsausgabe DOCMA 100 die damals besten Tipps und Tricks zum Freistellen von Objekten vor. Künstliche Freistell-Intelligenz KI-basierte Maskierungswerkzeuge wie die Motiv- oder Himmelsauswahl gab es damals schon. Heute erhält man per cloudbasierter Motivauswahl in Photoshop und erweiterten KI-Funktionen in Camera Raw oder Lightroom deutlich bessere Ergebnisse. Und die lassen sich inzwischen per Preset mit nur einem Klick oder sogar automatisch zur selektiven Optimierung von Bildern anwenden. Für Fotografen bleiben da kaum noch Wünsche offen. Überlegen Sie bei einem kreativen Montage-Projekt, ob Sie ein benötigtes Element wirklich aus einem (Stock-) Foto freistellen müssen – oder ob Sie es nicht einfach per KI generieren können. Mit KI generieren statt freistellen Kreative Photoshop-Anwender dürften sich über die neuen Möglichkeiten des im letzten Jahr als Photoshop-Funktion hinzugefügten Generativen Füllens freuen. Denn das macht so manche früher „geheime“ Photoshop-Technik überflüssig. Statt etwa eine Hand, eine transparente Flasche, gar Haare mühsam freizustellen, kann man all das auch einfach per KI generieren lassen. Die Qualität mag aktuell für großformatige Ausdrucke und kommerziell anspruchsvolle Zwecke noch nicht ausreichend sein, aber das wird – angesichts von beeindruckenden, qualitätsverbessernden KI-Plattformen wie beispielsweise magnific.ai – bald schon ganz anders aussehen. KI als Game-Changer Selbst die aktuelle Version des Generativen Füllens von Photoshop ist schon ein Game-Changer. Denn sie gibt Kreativschaffenden ein Werkzeug an die Hand, um Bildbearbeitungsprobleme per Textbeschreibung zu lösen, die zuvor jahrelange Übung benötigt hätten. Für Ungeduldige KI-basierte Auswahl- und Maskierungswerkzeuge beschleunigen das Freistellen. Gute Ergebnisse erhalten Sie – wie auch beim herkömmlichen Freistellen – nur mit gutem Ausgangsmaterial. Die wichtigsten Freistellwerkzeuge Adaptive Masken im Raw-Konverter oder »Camera Raw-Filter« KI-basierte Motiv-, Himmels- und Objektauswahl Pinsel, Nachbelichter, Abwedler, Wischfinger Zeichenstift Kante verbessern und verschieben in »Auswählen und maskieren« Ebenenmodi für schnelle Fotomontagen Generatives Füllen, mit dem Sie benötigte Elemente einfach generieren statt sie aufwendig zu maskieren. KI-Masken in der Raw-Entwicklung Das Maskieren von Bildbereichen ist nicht nur für Fotomontagen nötig, sondern auch für die selektive Bearbeitung von Bildern. Die KI-basierten Maskierungsfunktionen in Lightroom Classic, Lightroom und Camera Raw sind inzwischen so gut, dass man Photoshop oft gar nicht mehr bemühen muss. 01 Motiv, Hintergrund, Himmel, Personen Im Bereich »Maskieren« (b) finden Sie die herkömmlichen Maskierungswerkzeuge (Pinsel, Verläufe, Bereiche), aber auch KI-basierte Tools (a), mit denen Sie das Hauptmotiv, den Himmel oder den Hintergrund für die Bearbeitung mit nur einem Klick auswählen. Werden Personen im Bild erkannt, finden Sie diese mit einer Gesichtsvorschau unten im Dialog. Klicken Sie eine Person an, erhalten Sie weitere Auswahl-Optionen (c), dank derer Sie schnell Masken für Haut, Haar, Kleidung oder Gesichtsmerkmale erzeugen, die Sie danach mit den bekannten Möglichkeiten des Raw-Konverters in Farbe und Kontrast optimieren. 02 Tools für Masken kombinieren Alle Werkzeuge lassen sich für eine gewünschte Maske non-destruktiv kombinieren. Haben Sie beispielsweise eine Himmelsmaske erzeugt und diese enthält auch Teile der Personen (a), dann klicken Sie einfach auf »Subtrahieren« (c), um die Menschen per Personen- oder Motivmaske von dieser Himmelsmaske abzuziehen (b). Ebenso können Sie mit »Hinzufügen« (d) fehlende Bereiche ergänzen – beispielsweise mit dem »Pinsel«- oder dem »Objekte«-Werkzeug. 03 Selektive Bearbeitung per Preset Eine große Zeitersparnis bieten die sogenannten adaptiven Presets, von denen Sie einige für den Himmel oder das Hauptmotiv bereits vorinstalliert finden (a). Diese maskieren automatisch per KI einen gewünschten Bereich und wenden darauf die gespeicherten Korrekturen an. So lässt sich beispielsweise in einem Rutsch der Himmel in hunderten Aufnahmen optimieren und ein Kleid in einer Fotostrecke umfärben – oder auch all das gleichzeitig. Solche Presets können Sie leicht selbst anlegen, indem Sie im »Preset erstellen«-Dialog ausschließlich die KI-Masken im Bereich »Maskieren« aktivieren (b). Spielzeit: 16 Minuten 8 Sekunden Direktlink zum Video