Digitale Negative
Analog arbeitende Fotografen finden beim Raw-Workflow Abläufe vor, die an ihre Erfahrungen anknüpfen. Erfahrene Bildbearbeiter dagegen müssen ein wenig umdenken.
Viele, die wie ich fotografisch in der Dunkelkammer aufgewachsen sind, konnten sich lange nicht so recht mit der digitalen Fotografie anfreunden. Und das, obwohl die Begeisterung für die Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung ihrem bildlichen Ausdrucksvermögen ganz neue Dimensionen verliehen hatte.
In den neunziger Jahren lieferten die bezahlbaren Kameras schlicht fürchterliche Ergebnisse. Rauschen und Pixelartefakte, wohin das Auge blickte. 10 mal 15 Zentimeter große Abzüge waren lange das qualitative Ende der Fahnenstange.
Als dann die Resultate langsam in den Bereich besserer Amateurkameras mit mittelmäßigen Filmen kamen, hatten die meisten Geräte, um teuren Speicherplatz zu sparen, die schlechte Angewohnheit, mühsam belichtete Fotos gnadenlos kaputt zu komprimieren. Wer die Zerstörung umgehen wollte, musste seine Bilder im TIFF-Format sichern. Dieser Kunstgriff beschränkte jedoch den ?digitalen Film? auf sechs oder zehn Bilder pro Speicherkarte. Kurzum: Digitales Fotografieren war lange entweder viel zu teuer oder konnte qualitativ nicht überzeugen.
Erst mit der Verbreitung „bezahlbarer“ digitaler Spiegelreflexkameras wurde es selbstverständlich, so wie früher zu arbeiten. Der Einsatz von Raw-Formaten erlaubt wieder die klassische Trennung in ein Negativ, das alle erfassten Informationen enthält und die damit fabrizierten Abzüge, bei denen man jeweils die Einstellungen verändert, um verschiedene Variationen auszuarbeiten, ohne dabei die Bildqualität des Originals zu verschlechtern.
Dieser Tipp stammt aus dem Band „Digitale Negative: Camera Raw“ der Photoshop-Enzyklopädie, die Sie in unserem Webshop als e-Book kaufen können.