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Mit Sucht-Potential: Zeiss Planar T 50/1.7

Zur Contax-RTS präsentierte Zeiss die T-Objektivserie mit klassischen Namen wie Distagon, Planar, Sonnar und Tessar. Sie erinnern an die historischen Ursprünge und ihre Erfinder. Nur Ludwig Bertele wird nicht erwähnt, doch das ist eine andere Geschichte. Das Angebot umfasst knapp 30 Objektive. Das Planar T 50/1.7 ist eins davon – mit Suchtpotenzial. Doch einige Eigenheiten sollte man kennen, um Frust zu vermeiden.

Planar 50 1.7 Suchtpotential. Mit Sucht-Potential: Zeiss Planar T 50/1.7
Zeiss 50 1.7 T Planar
Zeiss Planar T 50/1.7: ungewöhnlicher optischer Aufbau, gewöhnungsbedürftige Naheinstellgrenze und überzeugende Abbildungseigenschaften.

Das Contax-RTS-Programm und die Zeiss Objektive der T-Serie wurden nach deutscher Manier detailliert dokumentiert. Ins PDF-Format überführte Kataloge lassen nicht nur Sammlerherzen höher schlagen. Ihre Datierung ist mitunter ungenau, lässt sich aber anhand des Escheinungsjahrs der abgebildeten Kameras relativ genau zuordnen.

Zeiss Planar T 50/1.7
Knackige Schärfe und weiche Verläufe.

Made in Japan

Ein Katalog von 1994 kennzeichnet 23 von 28 Objektiven mit dem Zusatz „Für Carl Zeiss in Japan hergestellt“. Die Kooperation mit Yashica legt den Gedanken nah, das Tomioka der Produzent sein könnte. Zeiss betont gerne die Einzigartigkeit seiner Objektive sowie die legendäre T-Vergütung. Ein interessanter Auszug aus einem Schriftwechsel findet sich hier.

Befindlichkeiten

In einem der Contax-Kataloge feierte Zeiss die auf Paul Rudolph zurückgehenden Erfindungen von Planar und Tessar (1896 und 1902). Die „bahnbrechende Telekonstruktion“ Sonnar hob man ebenfalls hervor, hatte sie doch „maßgeblichen Anteil an der Popularisierung der 35-mm-Kleinbildfotografie“. Ihr Erfinder Ludwig Bertele bleibt ungenannt. Der Nicht-Akademiker wurde durch Firmenfusionen zum Mitarbeiter der Zeiss-Ikon AG, vom Zeiss-Hauptsitz in Jena gerne als Dresdener Anhängsel betrachtet. Das Kapitel „Historische Meilensteine“ im Vintageobjektiv-Buch skizziert Ereignisse und Erfindungen von 1730 bis in die 1970er Jahre.

Vollmundiges Versprechen

Zeiss nutzte im Planar T 50/1.7 ein vergleichsweise aufwendiges 7/6-Design, wie es für lichtstärkere F/1.4er-Versionen üblich war. Vollmundiges Datenblatt-Versprechen: „Die Abbildungsleistung ist hervorragend und durchaus mit der des Planar 1,4/50 mm bei den entsprechenden Blendenzahlen zu vergleichen.“ Nur Prospekt-Geplänkel? Keineswegs! Bei mir war das 1.7er in den letzten Wochen sehr häufig im Einsatz. Es konnte immer wieder begeistern, egal an welchem Sensorformat.

Planar 50 1.7 Offenblende. Zeiss Planar T 50/1.7
Auch bei Offenblende überzeugende Abbildungsleistungen.

Was man vor dem Kauf wissen sollte

Ungewöhnlich und möglicherweise vom Rotstift diktiert sind Naheinstellgrenzen von 60 Zentimeter bei den damals günstigeren Zeiss-Normalbrennweiten im T-Sortiment. Viele Objektive erzeugen leicht abgeblendet ein sägezahnförmiges Muster. Diese als „Ninja-Star-Bokeh“ umschriebenen Spitzlichter sind gewöhnungsbedürftig – oder einfach nur hässlich. Die mit der Contax 159 eingeführten MM-Versionen der T-Objektive zeigen dieses Phänomen nicht. Weitere Details finden sich im Band 2 des E-Books „Digital fotografieren mit alten Objektiven“. Die 5. Auflage, veröffentlicht im März 2022, enthält ein eigenes Kapitel zu Yashica- und Zeiss-Objektiven mit C/Y-Anschluss.

Zeiss Planar T 50/1.7
Schön scharf und trotzdem weiche Verläufe in die Unschärfe.
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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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