68 Jahre DOCMA
Wenn man umzieht, findet man mach Unerwartetes. Mein Umzug liegt zwar schon anderthalb Jahre zurück – trotzdem stehen noch etliche Kisten herum, die ausgepackt werden wollen. In einer davon fand ich kürzlich die allererste DOCMA-Ausgabe.
Es liegt nun 68 Jahre zurück, seit wir uns entschlossen haben, dieses Heft für Foto-Enthusiasten zu machen. Als Christoph Künne und ich aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause zurückkamen – wir hatten uns in einem Heimkehrerzug kennengelernt, viele Wochen lang über unsere Perspektiven diskutiert und Pläne geschmiedet –, holten wir sofort eine Publikationsgenehmigung der Militärverwaltung ein und machten uns an die Vorbereitung des ersten Heftes. Wie treue Leser wissen, hatte es nur 16 Seiten und hieß im Untertitel noch „Doc Baumanns Magazin für Elektro-Photographie“. Schon die allererste Ausgabe vom 1. April 1947 kostete 9,90 Reichsmark; diesen Preis haben wir seit damals halten können.
Das erste Verlagsgebäude in Lüneburg sah noch nicht sehr einladend aus (Foto). Es zog an allen Ecken und Enden, ab und zu kamen fürsorgliche Leserinnen vorbei und brachten ein paar Bricketts mit, die aus einem Bahnwagon gefallen waren. Texte tippten wir auf alten Schreibmaschinen, die wir auf dem Schwarzmarkt eingetauscht hatten.
Es war in den ersten Jahrzehnten nicht leicht, die Hefte mit anspruchsvollen Themen zu füllen. Schließlich gab es zunächst so gut wie nichts, worüber eine Zeitschrift für Elektro-Photographie hätte berichten können . Das hatte zur Folge, dass nur sehr selten ein Heft erschien und wir unser Geld mit anderen Arbeiten verdienen mussten. Ich erinnere mich noch gut, wie Christoph immer wieder sagte: „Wir lassen uns nicht unterkriegen! Irgendwann wird es Computer, Digitalkameras und Photoshop geben – und dann geben wir richtig Gas.“ Mit diesen Worten schwang er sich in seinen klapprigen VW Käfer und fuhr die Straßen auf der Suche nach einen Zuckerrübe ab, die von einem Lkw gefallen war und mit der wir unseren Hunger stillen konnten.
Die ersten gewerblich nutzbaren IBM-Computer, die dann Jahre später auf den Markt kamen, waren nicht nur viel zu teuer für uns, sondern für das kleine Fachwerkhaus auch viel zu groß und zu schwer – von der Stromversorgung ganz zu schweigen. Aber wir hielten zäh durch.
Unsere Hoffnungen sollten nicht enttäuscht werden. Wie ersehnt, wurde all das, worauf wir so lange gewartet hatten, nach und nach erfunden, und damit stieg auch das Interesse an den DOCMA-Heften. 2002 schließlich kam der große Durchbruch mit dem ersten Titelbild in Farbe.
Wie viel hat sich doch seit damals geändert! Wehmütig denken wir ab und zu an unser kleines, altes Fachwerkhäuschen. Längst steht an seiner Stelle ein repräsentatives Verlagsgebäude (Foto), das die Zugreisenden auf der Strecke nach Hamburg schon aus der Ferne grüßt und den DOCMA-Schriftzug weit über das Land erstrahlen lässt.
Wir hätten es uns 1947 wirklich nicht träumen lassen, dass DOCMA einmal in fast jedem Haushalt neben dem Computer liegen würde und einfach zur Familie gehört. Millionen Menschen von Bern bis Flensburg, von Aachen bis Frankfurt/Oder warten alle zwei Monate gespannt auf ihre neue DOCMA. Der Aufgabe, all diese Leserinnen und Leser mit lehrreichen Beiträgen zur Elektro-Photographie (auch, wenn wir sie heute digitale Bildbearbeitung nennen) zu versorgen, fühlen wir uns noch immer verpflichtet – und so soll es auch in den nächsten 68 Jahre bleiben.
ich habe noch die ersten Hefte, wobei das EPRZ-Programms (elekrophotografische Bildzubereitung) – das ihr damals ja mitentwickelt hattet – zu wünschen übrigließ. Kein Wunder, dass der damalige Hersteller Triumph-Adler die Patente an die USA weiterverkaufte. Euer frisch gegründetes Unternehmen, die „Deutsche-Organisations-Colorierungs-Maschine“ DOCMA ging ja damit faktisch den Bach runter und nur Doktor Baumann ist es zu verdanken, dass man sich mit handgefertigten plugins (damals Elektrostecker genannt) über Wasser halten kann.
Als Abonnent über nun fast 70 Jahre wäre ich euch allerdings für eine elektrische Leselupe dankbar, die man dem viel zu klein gesetztem Heft beilegen könnte.
mit freundlichen Grüßen
KKreuzer
9,90 Reichsmark :D, ich glaub da hat ne vierköpfige Familie eine Woche von gelebt.
Da darf man sich über die geringe Anzahl verkaufter Hefte nicht wundern!
Gut gemacht.
Ich finde das heutige Redaktionsgebäude der Docma etwas klein oder haben Sie nur eine Zweigstelle abgebildet?
Ich bin drauf reingefallen und lach mich schlapp. Ganz hervorragende Story mit den passenden Bildern.
Vielen Dank!!
Hallo,
so so seit 68 Jahren !
Wenn ich mir Euer Titelblatt genauer betrachte, steht das was vom 01.April 1847, das sind 168 Jahre.
Vielleicht mal eine Taschenrechnerfunktion in den Photoshop einbauen 😉
Lg Stephan
Entschuldigung, erst nach Vergrößerung konnte ich es tatsächlich als 1947 entziffern.
Yes, prima „first-april-Schäärzschen“ !
Ich bin Jahrgang 48, also 68-er Jahre-Rebell…
Das weckt Erinnerungen und macht direkt beim Lesen allerbeste Laune! – Danke, Doc!
Judith