Midjourney 7 – das Comeback des kreativen Bildgenerators

Ist Midjourney noch zeitgemäß? Adrian Rohnfelder schaut sich Midjourney 7 genauer an. Im März 2025 sorgte OpenAI mit dem neuen ChatGPT 4o Imaging-Modell (siehe Seite 74 ff. in dieser Ausgabe) für Furore und stellte die Konkurrenz in den Schatten. Die beeindruckende Konsistenz und das präzise Promptverständnis ließen viele fragen: Brauchen wir überhaupt noch andere KI-Bildgeneratoren? Doch nur wenige Wochen später meldete sich Midjourney mit der Veröffentlichung der Version 7 eindrucksvoll zurück. In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die Neuerungen von Midjourney 7 und beleuchten, ob und wie sich das Tool im professionellen Einsatz behaupten kann. Bildqualität und Look: Mehr Tiefe, mehr Emotion Midjourney war schon immer bekannt für seine außergewöhnliche Bildqualität, einen einzigartigen Look sowie vielfältige Möglichkeiten, eine projektspezifische Bildsprache zu trainieren. Mit Version 7 wurde hier nochmals nachgelegt: Details, Texturen und Emotionen erreichen ein neues Niveau. Insbesondere im direkten Vergleich mit Version 6 sind die Fortschritte deutlich sichtbar. Allerdings gibt es weiterhin Schwächen: Anatomie, kleine Gesichter, Gliedmaßen und Texte sind häufig fehlerhaft oder verstümmelt. Trotz angeblicher Verbesserungen in Version 7 sind fehlerfreie Bilder von Personen nach wie vor selten. Dystopische Looks mit starker WirkungEinmal Resident Evil, bitte: Das KI-generierte Bild hat optische Tiefe und übermittelt Emotionen. Hier wurde ordentlich geschraubt. Der neue --exp-Parameter: Detailreichtum vs. Promptverständnis Eine besonders interessante Neuerung ist der --exp-Parameter. Mit Werten zwischen null und 100 lässt sich der Detailgrad der Bilder deutlich steigern. Allerdings geht dies zulasten des Promptverständnisses: Je höher der Wert, desto kreativer interpretiert Midjourney den Prompt. Hier gilt es, die perfekte Balance zwischen Motiv und Qualität zu finden. Personalisierung: Eigener Stil in wenigen Minuten Bereits in Version 6 konnte man Midjourney mit dem eigenen Bildgeschmack trainieren, indem man mindestens 200 Bildpaare bewertete. Version 7 macht diesen Schritt zur Pflicht, um die neue Version zu aktivieren. Der Aufwand ist gering: In der Regel benötigt man weniger als zehn Minuten, um die 200 Bildpaare durchzugehen. Je mehr Paare man bewertet, desto besser wird der persönliche Bildstil und die Bildqualität. Neu ist die Möglichkeit, mehrere Profile anzulegen. So kann man beispielsweise ein fotorealistisches Profil erstellen, indem man ausschließlich fotorealistische und fehlerfreie Bilder auswählt. Zwar ist dies aufwendiger, da solche Bilder in den angebotenen Bildpaaren seltener sind – für 300 bewertete Bilder habe ich mir mittlerweile über 5.000 Bildpaare angeschaut –, doch die Belohnung sind deutlich realistischere und weniger Fehlern behaftete Bilder. Diese Profile lassen sich zudem mit den in Version 6 eingeführten Style Codes und auch Moodboards kombinieren. Style Codes sind eine Sammlung von über vier Milliarden vorkonfigurierten Stilen. Moodboards bestehen aus einer Sammlung von Bildern mit einem gemeinsamen Stil, der auf neue Bilder übertragen wird. So kann man für jedes Projekt oder jede Motivkategorie einen eigenen Look erstellen. Schicke Porträts mit v7: Ein direkter Vergleich mit gleichem PromptEgal ob bunt und fröhlich oder dystopisch und dunkel, mit von Midjourney lässt sich jede gewünschte Stimmung eindrucksvoll mit KI einfangen. Omni Reference: Konsistenz auf neuem Niveau Die neue Omni Reference als Nachfolger der Character Reference ermöglicht es, auf Basis eines Referenzbilds – sei es ein KI-generiertes Bild oder neuerdings auch ein Foto – einen Charakter oder endlich auch ein Objekt in neue Bilder zu übertragen. Damit lassen sich Personen und Produkte in unterschiedlichen Outfits, Looks und Szenen generieren. Über den Parameter --ow kann die Gewichtung eingestellt werden, je nachdem, wie realistisch und in welchem Stil die Referenz übernommen werden soll. Zusätzlich lässt sich dies mit dem --exp-Parameter feinjustieren. Grundsätzlich funktioniert die Omni Reference gut, doch die Konsistenz liegt deutlich hinter der von GPT-4o zurück und ist mit der Möglichkeit, eigene Modelle zu trainieren, kaum vergleichbar. Für Moodboards und Geschichten, bei denen es nicht auf absolute Konsistenz ankommt, ist die Omni Reference prima. Für einen hochwertigen professionellen Einsatz reicht die Funktion jedoch noch nicht aus. Voice Mode: Einstieg leicht gemacht Midjourney ist kein Tool für Anfänger. Doch mit dem neuen Draft-Modus in Verbindung mit dem Voice-Modus wird der Einstieg erleichtert. In diesen Modi lässt sich Midjourney ganz einfach per Sprache steuern – Prompt- oder Englischkenntnisse sind nicht notwendig. Die Bilder werden im Draft-Modus schneller (und damit günstiger) und in geringerer Qualität generiert. Sobald man mit einem Entwurf zufrieden ist, kann man diesen in der gewohnten Midjourney-Qualität generieren und den Prompt anpassen. Stetige Weiterentwicklung: Was bringt die Zukunft? Midjourney liefert derzeit im Zwei-Wochen-Takt neue Funktionen. Zuletzt wurde der Midjourney Editor verbessert und kurz vor Redaktionsschluss der neue Parameter --q 4 eingeführt. Weitere Neuerungen stehen vor der Tür und könnten bei Erscheinen dieses Artikels bereits veröffentlicht sein. Wer bereit ist, Zeit zu investieren, erhält ein Tool, das visuell heraussticht. Adrian Rohnfelder, KI-Experte Fazit: Midjourney 7 – Kreativität trifft auf Komplexität Trotz des neuen Draft-Modus bleibt Midjourney ein Tool für Fortgeschrittene. Erst die richtige Kombination von Funktionen, Parametern, Moodboards und trainierten Profilen entfaltet die wahre Power und Bildsprache von Midjourney. Im Vergleich zu ChatGPT 4o, das fotorealistische, aber oft emotionslose und gleichförmige Bilder produziert, bietet Midjourney nämlich eine kreative und individuelle Bildsprache. Für Social Media mag ChatGPT ausreichen, für höhere Ansprüche ist Midjourney dagegen die bessere Wahl. Midjourney 7 zeigt also eindrucksvoll, dass echte Kreativität mehr braucht als nur ein präzises Promptverständnis – nämlich Stil, Individualität und Kontrolle. Wer bereit ist, Zeit in die Personalisierung und Kombination der Funktionen zu investieren, erhält ein Tool, das visuell heraussticht und emotional berührt. Während GPT-4o effizient generiert, liefert Midjourney Bilder mit Charakter – für alle, die nicht nur abbilden, sondern gestalten wollen. Omni Reference Sie kennen die Bilder auf Instagram von Menschen als Spielzeugfiguren? „Omni Reference“ ist das Midjourney-Pendant. So wurde Adrian zu Neo.

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