Photoshop-Meister

Diana: Hierbei wurden der Hintergrund und der Fahrer mit KI erzeugt. Das Boot erstellte Uli Staiger mit CGI und montierte alles in Photoshop zusammen. (Alle Fotos: Uli Staiger; Texte/Interview: Julia Carp, Uli Staiger) Uli Staiger ist ein absoluter Profi im Bereich der Bildbearbeitung. Er nutzt Photoshop bereits seit den Anfängen des Programms. Wer sich mit Uli Staiger zum Thema Fotografie und Bildbearbeitung austauscht, der merkt schnell, welch unfassbares Wissen der Photoshop-Profi mitbringt und allen interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern zur Verfügung stellt. In unserem Interview berichtet Uli Staiger von seinem Werdegang, worauf er bei seiner Arbeit besonders achtet und wie er neue Bildbearbeitungsfelder – wie die Unterstützung durch Künstliche Intelligenz – in seine Arbeit einbindet. DOCMA: Uli, lass uns, bevor wir tiefer in die Materie einsteigen, über deine Anfänge sprechen. Zuerst war da ja die Fotografie – damit ging alles los, richtig? Uli Staiger: Genau, die Fotografie hat mich von Anfang an derart begeistert, dass ich zunächst beschloss, eine Ausbildung zum Fotografen zu absolvieren. So lernte ich andere, größere Filmformate als das klassische Kleinbild kennen, wie das Großformat, bei dem ein Negativ circa 10 × 13 cm entspricht. Da ich wenig Geld hatte, baute ich mir kurzerhand selbst eine solche Kamera aus Sperrholz, Pappe und Beschlägen aus dem Baumarkt. Nur das Objektiv musste ich mir natürlich noch kaufen. Von da an zog ich los zum Fotografieren. Botanischer Garten: Dieses Bild ist Teil einer Serie von U-Bahnstationen in der Wildnis. DOCMA: Photoshop begleitet dich bereits seit den Anfängen. Wie erinnerst du die Zeit damit? Uli Staiger: Photoshop sah ich zum ersten Mal 1991 in New York, als ich eine Assistentenstelle bei Neil Molinaro hatte. Ich fand das interessant, aber nicht weiter beachtenswert. Drei Jahre später, mittlerweile wieder in Deutschland, kam ich erneut mit dem Programm in Kontakt und erkannte, welch großartige Dinge man damit schaffen kann. Leider gab es Anfang der 1990er-Jahre keinerlei Literatur, also habe ich mir die ersten Schritte selbst beigebracht. DOCMA: Wie ging es weiter? Uli Staiger: Ich war riesiger Fan von Thomas Herbrich, der mit einem Programm namens Eclipse wahnsinnig aufwendige Arbeiten schuf. Da wollte ich hin, wenn auch lieber mit Photoshop als mit Eclipse. Ich lernte, klassische Modelle zu bauen, fotografierte diese und baute sie in meine Photoshopwelten ein. Später habe ich diese durch CGI ersetzt, weil so auch sehr komplexe und sehr große Modelle möglich wurden. Die kombinierte ich dann mit fotografierten Elementen. Da ich wenig Geld hatte, baute ich mir selbst eine Kamera aus Sperrholz, Pappe und Beschlägen aus dem Baumarkt. (Uli Staiger) DOCMA: Was fasziniert dich eigentlich an der Bildbearbeitung? Uli Staiger: Ich komme aus der Werbefotografie. Dort habe ich gelernt, jedes Detail zu kontrollieren und mit einem komplexen Lichtaufbau zu arbeiten. Aber alles, was auf einer Aufnahme zu sehen sein soll, muss ins Set integriert und arrangiert werden. Photoshop löst diese enge Verbindung auf. Ich kann zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene Dinge fotografieren und sie mit Photoshop in einen räumlichen und perspektivisch richtigen Zusammenhang bringen. Ignition: Die Wolken und der Kirchturm wurden fotografiert. Mit CGI montierte Uli Staiger in Photoshop noch die Triebwerke hinzu. Oversize: Die Landschaft, der Zug und der Pilz wurden zuvor fotografiert. Mit Adobe Fuse, einer 3D-Computergrafiksoftware, wurden die Menschen erstellt. In Photoshop baute er alles zusammen und passte das Licht an. DOCMA: Kannst du dich noch, an dein erstes richtiges Photoshop-Composing erinnern? Uli Staiger: Ja, das weiß ich noch genau. Es war ein Motiv des niederländischen Grafikers M. C. Escher, welches ich während meines Aufenthalts in den USA mit Neil Molinaro fotografisch umsetzen durfte. Neil schaffte das mit seiner überragenden Großformattechnik. Im Grunde aber konnte man dieses Motiv mit Photoshop deutlich einfacher umsetzen, wesentlich mehr als ein paar Ebenen und die eine oder andere Maske waren nicht nötig. Die Grandezza von Neils Aufnahme habe ich aber noch nicht hinbekommen. DOCMA: Wie würdest du deine persönliche Handschrift in der Arbeit mit Photoshop beschreiben? Uli Staiger: Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Im Kern geht es aber meiner Meinung nach darum, meinem Betrachter etwas unterzumogeln. Es sieht aus wie Fotografie, man fühlt sich beim Betrachten auf sicherem Boden. Dann merkt man, dass an der Szene etwas nicht stimmt oder beispielsweise stark übertrieben ist. Oder dass alles für sich betrachtet stimmt, aber die dargestellten Dinge in einen abstrusen Zusammenhang gebracht wurden. Vielleicht lässt sich das letztlich als eine Art Hyperrealismus bezeichnen. Im Kern geht es aber darum, meinem Betrachter etwas unterzumogeln. (Uli Staiger) DOCMA: Der Einfluss von KI ist ja mittlerweile unverkennbar. Manche kritisieren die Gefährdung von Jobs in ihrem Bereich. Wie empfindest du die Entwicklung? Uli Staiger: Das mit den Jobs kann ich nicht beurteilen. Ich glaube aber nicht, dass sie eine heute gebräuchliche Technik ersetzen wird. Vielmehr denke ich, dass Künstliche Intelligenz unsere Arbeitsprozesse verändern wird, das spüre ich schon heute an den Anfragen der Agenturen, aber auch bei meiner eigenen Arbeitsweise. Ich hatte durchaus meine Probleme, in KI-generierten Bildern etwas Positives zu sehen, schließlich kann die KI genau das besonders gut, was eine meiner Kernkompetenzen ist: gute Ideen haben und sie optisch überzeugend umzusetzen. Mittlerweile jedoch nutze ich selbst eine ganze Palette unterschiedlicher KI-Software. Perestroika: Dieses Werk setzt sich ausschließlich aus Fotografien zusammen, die in Photoshop zusammengebaut wurden. Monopod: Uli Staiger fotografierte eine Straßenszene bei Regen. Er erstellte das Monopod mit CGI und montierte es in Photoshop. Dort malte er dann noch Licht und Regen ein. DOCMA: Wenn du Künstliche Intelligenz in deiner Arbeit einbindest, worauf achtest du dann besonders? Uli Staiger: Wenn verschiedene KI-basierte Programme bei meinen Bildern zum Einsatz kommen, dann sollten diese einen Teil der Aufgaben besser und schneller lösen können, als wenn ich herkömmliche Werkzeuge nutze. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn ich eine ideale oder anderweitig besondere Landschaftsaufnahme brauche. So wird Künstliche Intelligenz zum Teil meines Workflows. Wichtig ist dabei, dass ich die Bildaussage vollkommen unter Kontrolle habe. Dabei nehme ich in Kauf, dass ich Teile des Motivs so akzeptieren muss, wie sie mir von der Künstlichen Intelligenz vorgeschlagen wurden. Wenn man so will, ist jedes einzelne ein kleines Traumprojekt. (Uli Staiger) DOCMA: Lass uns zum Schluss noch in die Zukunft schauen. Hast du Traumprojekte, die du unbedingt noch umsetzen möchtest? Uli Staiger: Nein. Meine Projekte – egal ob kommerziell oder ausschließlich fürs Portfolio – entwickeln sich bei mir immer aus Ideen heraus. Und auf die habe ich nur bedingt Einfluss. Aber es ist aufregend und – wenn die Entwicklung eines Visuals in die richtige Richtung läuft – ziemlich spannend, eine Bildidee zum Laufen zu bringen. Wenn man so will, ist dabei jedes einzelne ein kleines Traumprojekt. Spiderman: Sowohl der Stadthintergrund als auch Spiderman wurden zuvor fotografiert. Die Hausfassade erstellte Uli Staiger mit CGI. In Photoshop wurde wieder alles zusammengesetzt und farblich abgestimmt. DOCMA: Wo und wie können Menschen mit dir in Kontakt treten und von dir lernen? Uli Staiger: Ich stelle in unregelmäßigen Abständen Tutorials zu den Themen Photoshop, Cinema 4D oder KI-Bildgenerierung auf meine Studioseite www.dielichtgestalten.de. Außerdem findet ihr mich auf Facebook, Instagram und 500px. Cold War: Abgesehen von den menschlichen Figuren wurden alle Bildelemente zuvor fotografiert und in Photoshop eingesetzt. Die Menschen erstellte Staiger erneut mit Adobe Fuse. Uli Staiger (57) Uli Staiger ist Fotograf, Bildcomposer und Computergrafik-Künstler. Er gilt als einer der profiliertesten Designer im Bereich der digitalen Bildgestaltung. Seine Motive findet er mitten im Leben, die Umsetzung der Ideen erfolgt in seinem Berliner Studio „die licht gestalten“. Neben seiner Tätigkeit als Designer teilt Staiger sein Wissen in Liveworkshops und Online-Videos, außerdem erscheinen in verschiedenen Fachzeitschriften regelmäßig Artikel über seine Arbeit. www.dielichtgestalten.deInstagram/Facebook: @uli.staiger

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