Lichtakademie

Studioblitz Tutorial: Wie geht Hochfrontales Licht?

Gutes Licht: Hochfrontal

Ein Studio­bitz Tutorial sollte mit einfachen Übungen beginnen. Wie fangen hier mal mit dem Hochfrontalen Licht an. Glücklicherweise ist das beim Lichtsetzen etwas einfacher und mit einer Lernumgebung wie Set.a.light 3D gehen die ersten Schritte unendlich viel schneller. Beginnen wir also zunächst mit einem Lichtsetting, das sich schon oft als schmeichelhaftes Porträtlicht bewährt hat. Man nennt das Hochfrontale Licht auch Marlene-Dietrich-Licht. Angeblich, weil die Filmdiva der 30er und 40er Jahre aus purer Eitelkeit darauf bestand, nur auf diese Weise – hochfrontal – ausgeleuchtet zu werden. Warum? Das werden wir später sehen.

Gutes Licht: Hochfrontal

01/08 Model, Kamera und Leuchte

Um mit Licht, das hochfrontal ist, zu üben, begeben wir uns zunächst in eine Art Ausgangsstellung. Wir platzieren unser Modell Victoria im Bikini mit langen braunen Haaren, dezent geschminkt vor einer grauen Wand und lassen sie die erste Standardpose in der »Posen Vorlagen Frauen«-Sektion »Stehend« einnehmen. Beleuchtet wird Victoria mit einem gegen die Decke gerichteten 500 Wattsekunden (W/s) Studioblitz mit Standardreflektor. Der ist auf Stufe 4.0 eingestellt, was einer Lichtleistung von 8 Wattsekunden entspricht. Solche Angaben sind für Sie noch Böhmische Dörfer? Kein Problem. Die Art und die Leistungsfähigkeit des Blitzes sowie seine Einstellung sind im Grunde von untergeordneter Bedeutung. Das ganze funktioniert auch mit einem kleinen Systemblitz oder einem Studioblitz mit anderen Leistungsgrößen. Verändern muss man dann nur die Abstände und/oder die Belichtungswerte der Kamera. Direkt neben den Blitz stellen wir unsere Vollformat-Kamera und wählen ein 85-Millimeter Porträt-Tele, sowie eine 1/125 Sekunde Belichtungszeit, Blende f/2.0 und 100 ISO. Den Weißabgleich der Kamera stellen wir analog zu dem des Studioblitzes auf 5600 Kelvin ein. Jetzt muss nur noch der Bildausschnitt nach Gusto festgelegt werden. Dann ist die Vorbereitung fertig.

Gutes Licht: Hochfrontal

02/08 Ergebnisauswertung

Was sehen wir? Ein diffus ausgeleuchtetes Porträt von Victoria (a). Die weiche Ausleuchtung kommt vom indirekten Licht, weil die Leuchte ja gegen die (hier drei Meter hohe) weiße Decke gerichtet ist. Daher verteilen sich die Lichtstrahlen ungerichtet im Raum und auf unserem Model. Das hat verschiedene Effekte: Im Wesentlichen bleibt alles weich: Die Textur der Haut (b), die der Haare (c) und des Stoffes (d), die Kontraste der Körperstrukturen und vor allem die Schattenverläufe (e). Diese Ausleuchtung erinnert an einen trüben Tag, an dem die Sonne von dichten Wolken verdeckt wird.

Gutes Licht: Hochfrontal

03 Erste Veränderung des Lichtwinkels

Nun verändern wir den Winkel der Lampe um 90 Grad. Danach leuchtet sie nicht mehr die Decke an, sondern Victoria direkt ins Gesicht. Im Bild ist sie jetzt stark überbelichtet, man erkennt deutlicher die Texturen des Haares und auch die Körperstrukturen treten stärker hervor. Trotz des jetzt erzeugten Schlagschattens, der sich auf der Wand (f) im Hintergrund zeigt, wirkt der Körper aber weiterhin relativ flach und zweidimensional.

Gutes Licht: Hochfrontal

04/08 Zweite Veränderung des Lichtwinkels

Nun ziehen Sie das Stativ bis etwa 2,50 Meter weit aus (g). Bei einem Neigungswinkel der Leuchte von rund 35° ist der Schlagschatten auf der Wand jetzt weit nach unten aus dem Bild verschoben. Unter Victorias Kinn hat sich jetzt ein großer, harter Schatten gebildet (h) und auch unterhalb der Jochbeine wird das Gesicht nun durch die leichte Schattenbildung stärker konturiert. Außerdem bilden sich Reflexe auf der Haut (i), wodurch die plastische Wirkung verstärkt wird.

05/08 Eine Wabe hinzufügen

Bisher ist unser Bild recht kühl, fast klinisch in der Lichtstimmung. Einfache Abhilfe bietet ein Wabeneinsatz oder -aufsatz am Reflektor. Je nach innerer Winkelung der Wabe kann man damit das Licht mehr oder weniger stark bündeln und so den Vordergrund des Motivs durch Helligkeitsabfall vom Hintergrund trennen. Was bleibt, sind die harten Schatten. Während die bei jungen Modellen durchaus einen gewissen Reiz haben können, ist es bei älteren Menschen oft geschickter, das Licht weicher zu gestalten.

06/08 Der Beautydish

Sein Name ist Programm: Der Beautydish (frei übersetzt: Schönheitsschüssel) ist ein flacher Metallreflektor mit 56 Zentimeter Durchmesser, der in der Mitte eine gegenläufig reflektierende Abdeckung hat, die das Licht weich umformt. Heraus kommt ein immer noch relativ hartes, klares Licht, aber mit vergleichsweise weichen Schatten. In der Wirkung ist diese Beleuchtung schon sehr gefällig.

07/08 Die große Softbox

Ist das Model noch anspruchsvoller, kommt man als Fotograf kaum um den Einsatz einer Softbox herum, die etwa 120 × 90 Zentimeter Kantenlänge hat. Etwas kleinere Boxen funktionieren natürlich auch, aber dann muss man das Licht etws näher ans Model verschieben, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Besonders schön sind jetzt auch die Reflexionen in den Augen, die sogenannten Catchlights.

08/08 Nur noch ein kleiner Reflektor

Den letzten Schliff bekommt unser Lichtsetting „hochfrontal“ durch einen Reflektor mit 56 Zentimeter Durchmesser, der zur Aufhellung des verbliebenen Kinnschattens in Bauchhöhe vor dem Model aufgestellt oder gehalten wird. Wichtig ist sein Neigungswinkel, da er das nach unten abstrahlende Licht der Softbox auffängt und anschließend in Richtung des Models reflektiert. Schaut man sich das Ergebnis an und vergleicht es mit der Ausgangsposition lässt sich gut verstehen, warum Marlene Dietrich auf Licht, das hochfrontal ist, ­bestanden haben soll.


Hochfrontal: Eigene Experimente?

Damit Sie mit diesem Setting spielen und es weiterentwickeln können, haben wir es in die set.a.light 3D-Communtity unter der Setup ID 11031928 freigegeben. Wer noch keine set.a.light 3D-Lizenz besitzt, sollte unser Sonderangebot wahrnehmen. Wer das Setup selbst im Studio ausprobieren will, findet hier das DOCMALux Rezept mit allen Details.

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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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