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Wie ich einmal ins Unterschichtenfernsehen geriet und einen Doktortitel für meine Mühen bekam

Kaum schreibt man mal über ein eher obskures Thema in einem Blog am Rande der Galaxis, da ruft auch schon RTL an …

Regelmäßige und aufmerksame Leser des DOCMA-Blogs werden sich erinnern, dass ich im Oktober 2019 über eine Erfindung der kanadischen Firma Hyperstealth Biotechnology berichtet hatte, die sowohl Menschen wie auch Panzer unsichtbar machen sollte. Ich beschrieb hier, wie das Verfahren funktionierte und wo seine Grenzen lagen – Harry Potters unsichtbar machender Umhang bleibt unerreicht.

Wochen später wollte die Redaktion des RTL-Magazins „Punkt 12“ diese Erfindung zum Thema machen, stieß bei der Recherche auf meinen Blog-Artikel und da offenbar nicht viele deutschsprachige Autoren auf die Hyperstealth-Erfindung angesprungen waren, rief mich vor gut zwei Wochen eine RTL-Redakteurin an und fragte mich, ob ich als Experte zu diesem Thema ein Interview geben würde. Na klar, dachte ich, da mache ich mit. Ich habe zwar eher ein Radiogesicht (wie man so sagt) und die Sendung „Punkt 12“ hatte ich noch nie gesehen, aber da ich zu diesem Zweck nicht gleich nach Köln reisen musste – die Dependance RTL Nord ist bei mir in Hamburg beheimatet –, sagte ich spontan zu.

Unterschichtenfernsehen
Nein, ich habe wirklich keinen Doktortitel …

Am Tag darauf um Punkt 9 Uhr – nicht wirklich meine Zeit, wenn ich so sagen darf – kam ich ins Studio und wurde schon von einer RTL-Mitarbeiterin erwartet, die mir den Kamera- und den Tonmann vorstellte und mich im bequemsten (und einzigen) Sessel platzierte. Ich bekam mein Mikrofon angesteckt und schon lief die Kamera – das Interview begann. Ich spulte meine Erklärbär-Routine ab, beantwortete die Fragen, so gut ich konnte, und lieferte wunschgemäß auch noch einmal eine Kurzfassung. Schließlich sollte ich noch den Eindruck erwecken, als schaute ich mir ein Video von Hyperstealth an; dazu blickte ich bedeutungsvoll auf ein Tablet, während mich der Kameramann von allen Seiten filmte.

Und das war’s – gefühlte 15 Minuten nach meiner Ankunft war ich dann auch schon wieder entlassen. Mir war’s recht, denn ich hatte noch einige Einkäufe zu erledigen. Nachmittags meldete sich noch einmal die Kölner Redakteurin per E-Mail mit einer inhaltlichen Frage, die ich ausführlich beantwortete.

Tags darauf war ich dann tatsächlich im Fernsehen. Dem Thema „Unsichtbarkeit“ war schon der zweite Beitrag in „Punkt 12“ gewidmet, gleich nach der Geschichte über einen fiesen Influencer, der junge Frauen auf der Straße ansprach und mit dem Versprechen, sie ganz groß ’rauszubringen, in seinen Fuck-Truck lotste. Wie ich bereits erwartet hatte, war mein Interview auf wenige Sekunden zusammengekürzt worden; nach den Aufnahmen von mir und dem Tablet kam nur noch mein leicht sarkastisches Fazit. Die Erklärungen zum Verfahren beruhten dann aber tatsächlich auf meinem Input und waren korrekt; blöd war nur, dass die dazu gezeigten Illustrationen in keinem Zusammenhang zum Text standen.

Unterschichtenfernsehen
Für die unchristliche Zeit von 9 Uhr war ich eigentlich ziemlich gut …

Aber dann war da noch die irritierende Einblendung, die mich als „Dr. Michael Hußmann“ auswies – mein einziger akademischer Grad ist ein Diplom in Informatik; einen Doktortitel hat hier nur Doc Baumann. Weiß der Himmel, weshalb RTL auf die Idee kam, mich zu promovieren …

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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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