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Augenöffner

Für den Fotografen, der sich jenseits der Technikbeherrschung entwickeln will ist es ein großartiges Lehrbuch. Eins, das man immer wieder gerne in die Hand nimmt, um Ideen für neue Projekte zu entwickeln.

Einfach fotografieren oder geplant mit Sinn und Verstand fotografieren sind zwei grundlegend verschiedene Tätigkeiten. Während der abschätzig "Knipser" genannte Fotograf der ersten Kategorie es vornehmlich darauf anlegt seine Erlebnisse abzuspeichern, um sie später als Erinnerungsstütze zu gebrauchen, hat der Fotograf der zweiten Kategorie ganz andere Ziele. Er will sich mit seinen Bildern ausdrücken, will mit der Kamera sehen und die Welt erforschen. Er will Bilder komponieren, kreativ gestalten, Sehgewohnheiten brechen, und bei alldem das Licht als strategischen Kumpan seinem Willen unterwerfen. Im Idealfall hat er schon Bildideen im Kopf und muss nur noch Gelegenheiten finden sie umzusetzen. Meist sucht er jedoch nach Inhalten, Gelegenheiten und Themen, kurz nach Ideen. Autor Robert Hirsch hat ein Buch geschrieben, in dem er sich mit dem Entstehen und der Umsetzung experimenteller Ideen befasst. Es geht hier zwar auch um die Handhabung der Kamera und den Einsatz von Bildbearbeitungssoftware, im Fokus stehen jedoch Übungen, die den Leser zum "kritischen Nachforschen und Fotografieren" anregen sollen. Die Denkprozesse, die hinter einem erfolgreichen Bild stehen, werden analysiert ? fotografisches Handeln dagegen wird auf ein Minimum reduziert. Robert Hirsch stellt Bezüge zu Kreativen und Künstlern des Jetzt und vergangener Zeiten her und vermittelt einen Überblick über die verschiedenen Rollen und Ansätze der Fotografie. Den Anfang des Buches bildet eine Geschichte der visuellen Ideen, dann geht es um Gestaltungsgrundlagen, Bilderfassung mit unterchiedlichen Techniken, verschiedene Formen des Sehens mit der Kamera, virtuelle Bilderwelten sowie Präsentations- und Archivierungstechniken. Ein Rundumschlag also, aber ein relativ zeitloser, der sich auf Inhaltliches und nicht auf formal Technisches konzentriert. Für den Fotografen, der sich jenseits der Technikbeherrschung entwickeln will ist es ein großartiges Lehrbuch, das man auch nach der ersten Gesamtlektüre immer wieder gerne in die Hand nimmt, um sich hier und dort anregen zu lassen oder um Ideen für neue Fotoprojekte zu entwickeln.
Mit der Kamera sehen: Konzeptionelle Fotografie im digitalen Zeitalter
von Robert Hirsch
Taschenbuch, 398 Seiten
Spektrum Akademischer Verlag, 2008
19,95 Euro
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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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