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Steampunk-Jahrmarkt

Steampunk-Jahrmarkt
Steampunk-Jahrmarkt. Model: Daniel A. Lutz
Kostümdesign: De Schnidder – Ohd Kodühre uss Kassel

Wenn der Wuppertaler Fotograf Frank Altmann zu einem Porträt-Shoot fährt, lässt er immer öfter die Voll- oder Mittelformat-DSLRs im Studio und packt stattdessen eine spiegellose Systemkamera ein. So war es auch beim Steampunk-Jahrmarkt in Bochum, dessen Besucher Altmann mit seiner Kamera in Szene setzte.

Der Steampunk-Jahrmarkt ist schon seit drei Jahren ein fester Bestand­teil des Historischen Jahrmarkts in der Jahrhunderthalle Bochum. Bei diesem Event trifft sich die regionale Steampunk-Szene, auch weil dort Marktstände die Genre-typischen Accessoires und Gadgets aus dem Dampfmaschinenzeitalter feilbieten.

Frank Altmann (www.frankaltmann.com) hatte in der Halle ein kleines Lichtset aus einer Grand 120 Softbox und einem Striplight von Hensel aufgebaut. Um die kostümierten Teilnehmer zu porträtieren, griff Altmann auf seine Fujifilm X-T2 mit einem leichten Tele zurück, dem XF 56mm F1.2 R, dessen hohe Lichtstärke es ebenso wie die Brennweite (umgerechnet 85 mm) für diese Aufgabe prädestinierten.

Das kleine Besteck: Die Fujifilm X-T2 mit dem XF 56mm F1.2 R

Frank Altmann möchte sich auf keine Kameramarke festlegen. Für Pressefotos wählt er eine Nikon D810 oder die Canon EOS 5D Mark IV; im Studio arbeitet er mit Mittelformatkameras von Phase One und Leica. Er reist aber lieber mit leichtem Gepäck, einer Fujifilm X-T2 und ihrem Schwestermodell X-Pro2. Diese spiegellosen Systemkameras sind vergleichsweise leicht – eine X-T2 wiegt inklusive Akku 507 g, nur gut die Hälfte einer Vollformat-DSLR. Auch die Objektive können aufgrund des kleineren APS-C-Bildformats kompakter und leichter ausfallen. Für Altmann ist das ein entscheidender Vorteil: „Ich habe am 11. Februar in der Jahrhunderthalle etwa acht Stunden lang fotografiert; da macht das Gewicht schon einen Unterschied.“

Die Vorteile einer relativ zierlichen Kamera statt eines wuchtigen Boliden haben aber auch eine psychologische Komponente: „Ich bin im People-Bereich zu Hause und fotografiere bevorzugt Porträts. Der Kontakt zu meinem Gegenüber ist für mich sehr wichtig, und ich möchte mich nicht hinter einem dicken Kamerabody wie zum Beispiel der Nikon D810 verstecken. Ich merke immer wieder, dass die Leute ganz anders reagieren, wenn man die kleine X-T2 oder aber eine fette Profikamera in der Hand hat.“

Der Unterschied zeigt sich insbesondere dann, wenn man es wie beim Steampunk-Jahrmarkt mit Amateuren statt mit professionellen Models zu tun hat: „Ich musste sie ganz schön pushen, um sie vernünftig in Szene zu setzen, und schnell das dafür nötige Vertrauensverhältnis aufbauen.“ Eine einschüchternde Kameraausrüstung wäre in dieser Situa­tion hinderlich.

Auch in der Available-Light-Fotografie hat sich die X-T2 bewährt: „In der Jahrhunderthalle war es ziemlich dunkel und ich hatte immer nur sehr wenig Zeit zum Fotografieren. Es musste alles sehr rasch gehen, und dabei war mir der schnelle und trotz der schlechten Lichtverhältnissen sehr treffsichere Autofokus eine große Hilfe.“

Dem Fotoshoot schließt sich die Bildbearbeitung an, um die sich Altmanns Kollege Dirk Sengotta kümmert.


Welche Retusche- und Montage-Schritte für das Aufmacherbild nötig waren, beschreibt dieser in der neuen DOCMA 76 (Ausgabe 3/2017)


 

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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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2 Kommentare

  1. Gibt es eigentlich irgendeine Studie, dass Amateure Angst, Beklemmungen oder was auch sonst vor großen Kameras haben? Wie müssen sich die Leute früher gefürchtet haben, als die Dinger noch größer als ein Schuhkarton waren. Ein Wunder, dass zu dieser Zeit überhaupt Fotos gemacht wurden.
    Wenn diese Sichtweise Schule macht, dann haben wir bald Handwerker mit ganz kleinem Werkzeug, damit sich der Kunde nicht fürchtet. Ich finde, Fotografen sollten sich auf ihre Arbeit beschränken und sich nicht in psychologischen Deutungen ergehen und das passende Werkzeug wählen. Das erwartet man von einem Profi.
    Ansonsten lässt sich nämlich das Argument genauso umkehren. Wenn man sich schon fotografieren lässt, dann von einem Profi – mit einer nach Profi aussehenden Kamera. Was dann natürlich ebenfalls genauso wahr oder unwahr ist.
    Portraitfotografen sollte man ein gewissen kommunikatives Talent zusprechen. Was üblicherweiser weit mehr wiegt, als das „Verstecken“ für den Augenblick 1 Sekunde hinter der Kamera.

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