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Nützliche Neuerungen im Juni-Update in Camera Raw und „den Lightrooms“

Selektive Körnungssteuerung, Feinsteuerung der durch Kurven-Korrekturen veränderten Sättigung sowie Verbesserungen beim HSL/Farbe-Modul – das sind die wichtigsten Neuerungen in Adobes Raw-Programmen. Keine Knaller wie die KI-Entrauschung, aber sehr nützlich.

Die drei wichtigsten Neuerungen in Camera Raw, Lightroom und Lightroom Classic. Nützliche Neuerungen im Juni-Update in Camera Raw und „den Lightrooms“
Die drei wichtigsten Neuerungen in Camera Raw, Lightroom und Lightroom Classic.

Lightroom, Lightroom Classic und Camera Raw

Am 12. Juni 2023 gab es ein Update für alle Raw-Entwickler von Adobe – also Camera Raw und die darauf basierenden Lightroom Classic und Lightroom (Mobile/Cloud). Hier ein Screenshot des Neuerungen-Startbildschirms von Lightroom Classic:

Nützliche Neuerungen im Juni-Update in Camera Raw und „den Lightrooms“. Lightroom

Die drei wichtigsten Neuerungen, die ich weiter unten genauer erläutere, sind

  1. der Körnungsregler bei den Masken
  2. die Sättigungssteuerung bei der »Gradationskurve«
  3. die Verbesserungen im HSL/Farbe-Modul

Noch etwas zu Lightroom (Mobile/Cloud)

In der Desktopversion (noch nicht in der Tablet-App) von Lightroom (Mobile/Cloud) wurde das Icon für die »Presets« an die oberste Stelle der Werkzeugleiste verschoben. Das finde ich sinnvoll, weil Presets für schnelle Bildbearbeitungen die erste Anlaufstelle sind. Schön ist, dass man gleichzeitig jetzt auch den »Bearbeiten«-Bereich einblenden kann (auch das geht in der Tablet-App noch nicht). So kann man schnell ein Preset anwenden und dann die Einstellungen anpassen, ohne ständig den Bereich wechseln zu müssen.

Die Presets findet man jetzt an oberster Stelle. Gleichzeitig lassen sich auch der »Bearbeiten«-Bereich einblenden. Praktisch! Warum die Presets-Spalte auf meinem Macbook Air fast ein Drittel des Bildschirmes einnehmen muss und sich auch nicht schmaler ziehen lässt, erschließt sich mir nicht. Ein Bug hoffen wir mal. Nützliche Neuerungen im Juni-Update in Camera Raw und „den Lightrooms“
Die Presets findet man jetzt an oberster Stelle. Gleichzeitig lassen sich auch der »Bearbeiten«-Bereich einblenden. Praktisch! Warum die Presets-Spalte auf meinem Macbook Air fast ein Drittel des Bildschirmes einnehmen muss und sich auch nicht schmaler ziehen lässt, erschließt sich mir nicht. Ein Bug! Hoffen wir mal.

Körnungsregler bei den Masken

Mit den Körnungseinstellungen bei den Masken-Werkzeugen haben Sie drei neue, hochinteressante Möglichkeiten. Sie können damit Korn nun …

  1. selektiv, also stellenweise, bei einem Bild verstärken oder reduzieren,
  2. per Luminanzmaske je nach Helligkeitsbereich unterschiedlich intensiv wirken lassen,
  3. die mit der Körnung einhergehende Weichzeichnung vermeiden.

Punkt 3 ist vielleicht etwas erklärungsbedürftig. Deshalb ein Beispiel:

Das Foto in der Übersicht. Gezeigt ist die Oberfläche von Lightroom, aber es funktioniert in Camera Raw und Lightroom Classic genauso. © Olaf Giermann. Nützliche Neuerungen im Juni-Update in Camera Raw und „den Lightrooms“
Das Foto in der Übersicht. Gezeigt ist die Oberfläche von Lightroom, aber es funktioniert in Camera Raw und Lightroom Classic genauso. © Olaf Giermann

In dieser Ausschnittsvergrößerung sehen Sie das Bild vergrößert und ohne Rauschen:

Das Bild ohne Körnung. Nützliche Neuerungen im Juni-Update in Camera Raw und „den Lightrooms“. Lightroom
Das Bild ohne Körnung.

Füge ich im Bearbeiten-Bereich (!) Korn hinzu, wird das Bild mit größeren Werten für die Korngröße und die Unregelmäßigkeit (die direkt darunter im Tool-Tipp als „Rauheit“ bezeichnet wird) immer auch etwas detailärmer – also weichgezeichnet. Das ist prinzipiell so gewollt und auch korrekt, wenn wir das Verhalten analogen Films zugrunde legen. Unerwünscht kann dieses Verhalten dennoch sein, denn es kostet nun einmal Details:

Hohe Werte für »Größe« und »Unregelmäßigkeit« kosten Details, da das Bild durch Erhöhen der Kornstärke im Bearbeiten-Bereich etwas weichgezeichnet wird. Nützliche Neuerungen im Juni-Update in Camera Raw und „den Lightrooms“. Lightroom
Hohe Werte für »Größe« und »Unregelmäßigkeit« kosten Details, da das Bild durch Erhöhen der Kornstärke im Bearbeiten-Bereich etwas weichgezeichnet wird.

Diesen Effekt hat die Körnung bei den Masken-Werkzeugen nicht. Wenn ich also eine Luminanzmaske anlegen und die gleichen Körnungsparameter einstelle, erhalte ich dieselbe Körnung, aber keine Weichzeichnung (WENN im Bearbeiten-Bereich keine Körnung angewandt wurde):

Eine starke Körnung mit hoher Unregelmäßigkeit sorgt bei Anwendung über ein Maskenwerkzeug nicht für eine Weichzeichnung. Lightroom
Eine starke Körnung mit hoher Unregelmäßigkeit sorgt bei Anwendung über ein Maskenwerkzeug nicht für eine Weichzeichnung.

Schade ist, dass Sie die detailarme und die detailreiche Variante nicht kombinieren, sondern nur die Stärke des Korns abmildern oder verstärken können. Denn Korngröße und Unregelmäßigkeit gelten immer für das gesamte Bild und lassen sich nicht individuell abstimmen. Sie ändern de facto immer nur die Stärke der Körnung selektiv.

Hier habe ich die Körnung über dem Baumstamm reduziert. Eine Verstärkung wäre ebenso möglich gewesen. Ändern Sie bei einer Maske Größe und Unregelmäßigkeit des Korns übertragen sich diese Einstellungen immer auch auf die Einstellungen für das gesamte Bild.
Hier habe ich die Körnung über dem Baumstamm reduziert. Eine Verstärkung wäre ebenso möglich gewesen. Ändern Sie bei einer Maske Größe und Unregelmäßigkeit des Korns, übertragen sich diese Einstellungen immer auch auf die Einstellungen für das gesamte Bild.

Natürlich sollten Sie das alles harmonisch abstimmen. Das starke Korn und die beinahe komplette Entfernung über dem Baumstamm habe ich hier nur zur besseren Erkennbarkeit so angewandt.

Sättigungssteuerungen bei der »Gradationskurve«

Kontraständerungen sind in der Regel immer auch mit einer Sättigungsverschiebung verbunden. Diese ist auch meist gewollt, da unser Sehsinn je nach Helligkeit unterschiedlich sensibel auf Sättigung reagiert. Möchte man diese Sättigungsveränderung, etwa durch eine Einstellungsebene vom Typ »Gradationskurve« vermeiden, kann man in Photoshop auf den Ebenenmodus »Luminanz« zurückgreifen. In Camera Raw und Co. gab es bisher keine Möglichkeit, auf die durch die Kurve verursachte Sättigungsverschiebung Einfluss zu nehmen. Ein neuer Regler erlaubt nun genau das – und ist besser als der plumpe Ebenenmodus »Luminanz«, da Sie mit ihm das Ergebnis viel feiner abstimmen können.

Das Ausgangsfoto. © Olaf Giermann. Lightroom
Das Ausgangsfoto. © Olaf Giermann
Die Kontraststeigerung per »Gradationskurve« erhöht auch die Sättigung deutlich. Lightroom
Die Kontraststeigerung per »Gradationskurve« erhöht auch die Sättigung deutlich.
Mit dem neuen Regler »Sättigung verfeinern« (in Camera Raw nur »Verfeinern« genannt) lässt sich die Sättigungsänderung durch die Kurve nun fein abstimmen. Die hier gezeigte Minimalwert-Einstellung von Null entspricht in etwa dem Ebenenmodus »Luminanz« von Photoshop. Natürlicher wirken die Ergebnisse, wenn man den Schieberegler näher zur Mitte belässt.
Mit dem neuen Regler »Sättigung verfeinern« (in Camera Raw nur »Verfeinern« genannt) lässt sich die Sättigungsänderung durch die Kurve nun fein abstimmen. Die hier gezeigte Minimalwert-Einstellung von Null entspricht in etwa dem Ebenenmodus »Luminanz« von Photoshop. Natürlicher wirken die Ergebnisse, wenn man den Schieberegler näher zur Mitte belässt.

Einen solchen Parameter würde ich mir auch in Photoshops Ebenenpalette wünschen. Noch besser: eine Luma-Kurve, mit der man die Sättigungsveränderungen auch nach Helligkeitsbereich fein abstimmen kann. Hach. 😉

Verbesserungen im HSL/Farbe-Modul

Im HSL/Farbe-Modul gibt es zwei hilfreiche Verbesserungen:

  1. Halten Sie beim Verschieben der Regler oder beim Nutzen des Zielgerichtet-Anpassen-Werkzeugs die Alt-Taste gedrückt, werden alle Farben außerhalb des beeinflussten Farbbereichs in Graustufen dargestellt. Man sieht also sofort, welche Bildbereiche man durch die Korrektur verändert.
Haben Sie früher die Farben im Bereich »HSL/Farbe« verschoeben, wurden immer auch alle anderen Farben angezeigt … © Olaf Giermann
Haben Sie früher die Farben im Bereich »HSL/Farbe« verschoben, wurden immer auch alle anderen Farben angezeigt … © Olaf Giermann
… halten Sie die Alt-Taste und bewegen einen Regler oder benutzen das Zielgerichtet-anpassen-Werkzeug durch Klicken und Ziehen im Bild, dann werden nur noch die beeinflussten Farben im Bild angezeigt. Alle anderen Farben werden als Graustufen dargestellt.
… halten Sie die Alt-Taste und bewegen einen Regler oder benutzen das Zielgerichtet-anpassen-Werkzeug durch Klicken und Ziehen im Bild, dann werden nur noch die beeinflussten Farben im Bild angezeigt. Alle anderen Farben werden als Graustufen dargestellt.
  1. Falls Sie nicht die HSL-Regler, sondern die Darstellung im Modus »Farbe« benutzen, ist jetzt das Identifizieren der veränderten Farbbereiche erleichtert: Liegt eine Veränderung vor, erscheint ein Punkt unter dem jeweiligen Farbsymbol.
Sie müssen nicht mehr in jeden Farbbereich klicken, um nachzuschauen, ob dort Änderungen durchgeführt wurden. Das erkennt man jetzt direkt an einem Punkt unter dem jeweiligen Farbbereichssymbol.
Sie müssen nicht mehr in jeden Farbbereich klicken, um nachzuschauen, ob dort Änderungen durchgeführt wurden. Das erkennt man jetzt direkt an einem Punkt unter dem jeweiligen Farbbereichssymbol.

Ähnliches würde ich mir auch für die »Selektive Farbkorrektur«, »Farbton/Sättigung« und die »Farbbalance« in Photoshop wünschen. Genauso wie die schnellen Kanalwechsel ohne Dropdown-Menü (oder unschön zu greifenden Tastenkürzel). Je mehr man Camera Raw oder Lightroom nutzt, umso altbackener erscheinen einem die in die Jahre gekommenen Einstellungsebenen von Photoshop. Daumen drücken, dass dort auch einmal etwas passiert. Die Raw-Konverter von Adobe haben sich auf jeden Fall gemausert – und das Juni-Update trägt wieder etwas dazu bei. Super!

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Olaf Giermann

Olaf Giermann gilt heute mit 20 Jahren Photoshop-Erfahrung sprichwörtlich als das »Photoshop-Lexikon« im deutschsprachigen Raum und teilt sein Wissen in DOCMA, in Video­kursen und in Seminaren.

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