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Unterwasser-Porträts

Bereits einfache Unterwasserporträts stellen höchste ­Anforderungen an den Fotografen, das Model und nicht ­zuletzt auch an den ­Bildbearbeiter.

Bereits einfache Unterwasserporträts stellen höchste ­Anforderungen an den Fotografen, das Model und nicht ­zuletzt auch an den ­Bildbearbeiter. Wir waren ­Zaungäste bei einem Fotoprojekt des ­Berliner ­Unterwasser-Porträt-Spezialisten Rainer Raschewski.
Aufnahmen unter ­Wasser weichen erheblich von der ­üblichen fotografischen ­Er­fahrungs­welt ab. Es beginnt, wenn man seine Kamera in eine Kiste packt und ins Wasser taucht. Auch die spezielle Gummikleidung mit der übergroßen Brille und der schweren Stahlflasche auf dem Rücken ist gewöhnungsbedürftig. Höhepunkt der ­Irritation bleibt jedoch, zu sehen, wie frisch gestylte Models in Frack und Strapsen in einen Pool gleiten. ?Kein Sorge?, erklärt Rainer Raschewski, der an diesem sommerlichen Morgen an einem Berliner Freiluftpool die fotografische Regie führt, ?die Schminke bleibt größtenteils dran, aber die Frisur ist natürlich nicht zu retten. Unterwasser ist aber die Haarlänge auch wichtiger als die Passform.? Der begeisterte Taucher hat nach einer ?gefühlten Million? Fischfotos das inszenierte Porträt zum Thema seiner Unterwasserfotografie gemacht.
Das Modelproblem
?Leider sind nur die wenigsten Models unterwassertauglich?, fasst er die Erfahrung einiger Jahre zusammen. ?Zwei von dreien haben Probleme mit der ?Beatmungs-Portionierung?. Bei Anfängern arbeite ich immer mit einem Sicherheitstaucher pro Model. Der behält es die ganze Zeit unter Beobachtung und reicht  in der Regel alle ein bis zwei Minuten den Atemregler, um dem Model Luft zu spenden. Oft zum Problem wird dann der Wunsch des Models, nach zu langer Toleranz des Luftmangels aus der Flasche so tief einatmen zu wollen, wie über Wasser. Dies ist aber aufgrund der physikalischen Grenzen des Gerätes schlicht nicht möglich, obwohl sich in der Flasche exakt dasselbe Luftgemisch befindet, aus dem auch unsere Atemluft besteht. Selbst wenn die Luftzufuhr ausreicht, entsteht leicht das Gefühl, nicht richtig durchatmen zu können, und das löst bei vielen Menschen eine Panik aus.?
Unter Wasser ist weniger Licht als über Wasser. Da man hier als Fotograf zudem mit Schärfeproblemen zu kämpfen hat, die durch das Wasser zwischen Linse und Motiv, die Eigenbewegung des Fotografen und die Bewegung des Models entstehen, sind kurze Verschlusszeiten ebenso wichtig wie eine möglichst weit geschlossene Blende. Der damit einhergehende Lichtmangel lässt sich nur durch hohe ISO-Werte kompensieren, und die sind begleitet von Bildrauschen. Zur bestmöglichen Beseitigung dieser Bildstörungen musste man vor Photoshop CS5 auf Drittanbieter-Produkte wie Noise Ninja oder Define zurückgreifen. Seit der neuen Version ist ­allerdings die Rauschunterdrückung in Photoshops Camera Raw (und natürlich auch in Lightroom 3) deutlich besser als zuvor. Selbst bei High-ISO-Werten reicht es meist aus, nur den richtigen Prozess (2010) einzustellen, um das Farbrauschen zu eliminieren, ohne dafür mit dem Verlust allzu vieler Details zu bezahlen. Wichtig ist, darauf zu achten, dass man die Ergebnisse bei 100 % Darstellungsgröße beurteilt und anschließend unter dem Reiter ?Details? manuell optimiert. Während man mit den Reglern ?Farbe?, ?Farbdetails?, ?Luminanzkontrast? und ?Luminanzdetails? im Hinblick auf die Werte nach obenhin großzügig sein darf, können hohe ?Luminanz?-Werte die ­fotografische Anmutung fast völlig zerstören.
Lesen Sie mehr über Unterwasserposing, Bleigewichte, Aufnahmetechniken, Blaseneffekte und was man sonst noch bei der Fotografie unter Wasser beachten muss: In der aktuellen DOCMA 37 ab Seite 104.

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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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