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Ebenen

Im Unterschied zur analogen Arbeit gibt es bei der Ebenentechnik weit mehr Optionen und Gestaltungsfreiheiten.

Um sich den Sinn und Nutzen von Ebenen deutlich vor Augen zu führen, hilft eine kleine Reise in die Vergangenheit: Die ersten zweieinhalb Photoshop-Versionen kannten die Ebenentechnik noch nicht. Wir schreiben etwa das Jahr 1993. Damals wurden Elemente, die man zuvor in die Zwischenablage geladen hatte, als schwebende Auswahl direkt ins Bild kopiert. In diesem Zustand wurden die Verrechnung und die Deckkraft angepasst. Auch musste man sofort die endgültige Position festlegen. Nach dem Aufheben der Auswahl blieb noch ein Arbeitsschritt Zeit, und dann ließ sich definitiv nichts mehr an der Montage ändern. Die Pixel waren verschmolzen und die „Undo“-Funktion umfasste – aus heutiger Sicht undenkbar – nur den letzten Befehl. Mit der Photoshop-Version 3 im Jahr 1994 findet die Computer-Steinzeit in technischer Hinsicht auch für Bildbearbeiter ihr Ende. Die neue Version, die nun endlich auch für Windows erhältlich ist, beherrscht Ebenen und Transparenz-Modi. Aber kaum jemand benutzt sie. Zum einen liegt das am Speicherhunger dieses Features. Jede Ebene erfordert zusätzlichen Arbeitsspeicher und – wenn man sie auch in der gespeicherten Datei erhalten möchte – extra Festplatten-Kapazität. Da wir uns in einer Zeit befinden, in der 32 Megabyte RAM etwa 3 000 Mark und eine Festplatte mit zwei Gigabyte Volumen 2 000 Mark kosten, lässt sich leicht vorstellen, dass solche Spielereien nur im High-End-Sektor Anwendung finden, denn die Bilder waren damals schon genauso groß wie heute. Nach diesem erschwerten Start wurden die Ebenen lange stiefmütterlich behandelt. Dabei bringen sie dem Bildbearbeiter eine Vielzahl von Arbeitserleichterungen. Ebenen funktionieren im Grunde wie geschichtete Bildinformationen. Der Anwender kann entscheiden, ob die zusätzlichen Pixel-Schichten darunter liegende Informationen ganz oder teilweise überlagern, beziehungsweise ob sie durch eine teiltransparente Verrechnung die Bildästhetik verändern. Als Fotograf kann man sich das vorstellen wie die Möglichkeit, in der Dunkelkammer mit Masken und Negativen so genannte „Sandwiches“ zu bauen. Im Unterschied zur analogen Arbeit gibt es hier nur weit mehr Optionen und Gestaltungsfreiheiten. Für den Praktiker bedeutsam sind folgende Vorzüge: Änderungen und Varianten lassen sich innerhalb einer Datei langfristig abspeichern. Montagen, die aus mehreren Bildelementen bestehen, bleiben in ihrer Zusammensetzung flexibel, und letztendlich erhöhen Ebenen die Datenqualität, weil man damit Bildkorrekturen vornehmen kann, ohne die Originalinformation zerstören zu müssen.
Enzyklopaedie_schmalDieser Tipp stammt aus der 22-bändigen Photoshop-Enzyklopädie, die Sie in unserem Webshop als e-Book kaufen können.

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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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