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Weihnachts-Fonts

Muss es spezielle Weihnachts-Fonts geben? Der Schriften-Designer Gerd Wiescher meint, das solle so sein – auch, wenn er weiß, welche Hintergründe und geschicht-lichen Entwicklungen dieses Fest zu dem haben werden lassen, was es heute ist.

Und da hinter dem Weihnachtenfeiern immer eine ganze Menge Deutsches steckt, schlägt er zum angemessenen Gebrauch einige seiner gebrochenen Schriften vor (also das, was Menschen mit gesunder Halbbildung pauschal als „Fraktur“ bezeichnen und was es durchaus nicht nur im deutschsprachigen Bereich gab).

Zum bevorstehenden Feste hat er einige seiner Fonts zu einem Paket geschnürt, das man für knapp 100 Euro auf seiner Webseite bestellen kann. Einzelne Fonts kosten 40 bis 50 Euro.

Muss man so viel Geld ausgeben, wo einem gebrochene Schriften doch im Web gratis nachgeworfen werden? Es reicht, solche Seiten aufzurufen und die Textbeispiele anzuschauen, um die Finger davon zu lassen. Ganz Neugierige können solch einen Font auch mal herunterladen, in den Schriften-Ordner legen und probehalber eine Zeile damit setzen. Da gruselt’s einen! Wer immer noch nicht genug hat, öffnet sie in einem Vektorprogramm wie Illustrator, wandelt sie in Pfade um und wundert sich über die zahllosen Ankerpunkte. Schlimmste Laien-Typo!

Diese Parameter stimmen bei Profi Wiescher natürlich. Dennoch bin ich mit den Fonts nicht hundertprozentig glücklich. Der Preis entspricht durchaus dem, was man üblicherweise dafür zahlt. Im Unterschied zu den Gratisfonts gibt es bei ihm nicht nur „ß“, sondern etwa auch die Unterscheidung zwischen Schluss-„s“ und Lang-„s“ (wenn auch das Letztere an einer für flüssigen Satz ungünstigen Tastaturstelle versteckt ist – eine unschöne Rücksichtnahme auf US-Anwender). Ein Pluspunkt: Die Fonts enthalten wichtige Ligaturen wie „ck“ oder „sch“ – ein Minuspunkt: andere wie „st“ sind nicht vorhanden, auch gebrochene Trennstriche habe ich vergeblich gesucht. Dafür sind die Schmuck-Initialen elegant gestaltet und kommen dennoch mit angemessen wenigen Ankerpunkten aus.

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Doc Baumann

Doc Baumann befasst sich vor allem mit Montagen (und ihrer Kritik) sowie mit der Entlarvung von Bildfälschungen, außerdem mit digitalen grafischen und malerischen Arbeitstechniken. Der in den Medien immer wieder als „Photoshop-Papst“ Titulierte widmet sich seit 1984 der digitalen Bildbearbeitung und schreibt seit 1988 darüber.

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