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Fotograf Gerd Ludwig startet Kickstarter-Kampagne für bevorstehende Reise zum AKW nach Tschernobyl

Fotograf Gerd Ludwig startet Kickstarter-Kampagne für bevorstehende Reise zum AKW nach Tschernobyl

Am 26. April 1986 führte ein Routinetest im Atomkraftwerk Tschernobyl zum schlimmsten Atomunglück der Geschichte. Der National-Geographic-Fotograf Gerd Ludwig war seit 1993 mehrmals dort, um den zerstörten Reaktor #4, der mittlerweile unter einem Sarkophag verschwunden ist, und den Zustand der verlassenen Gebiete um Tschernobyl zu dokumentieren. Für eine Titelgeschichte zum 20. Jahrestag des Unglücks im Jahr 2006 kehrte er für acht Wochen zurück. Nach zahlreichen Reisen veröffentlichte er sein Fotobuch „The Long Shadow of Chernobyl“, mit dem er das Projekt zunächst abschloss.

Fotograf Gerd Ludwig startet Kickstarter-Kampagne für bevorstehende Reise zum AKW nach Tschernobyl
© Gerd Ludwig 2005 Arbeiter tragen zum Schutz Gasmasken und Plastikanzüge. Auf dem beschwerlichen Weg ins Innere des Reaktors bleiben ihnen nur wenige Sekunden zum Verschnaufen. Die Strahlung ist so hoch, dass sie sich nicht länger als 15 Minuten pro Tag in diesem Bereich aufhalten dürfen. AKW Tschernobyl, Ukraine

Am Beginn der russischen Invasion in die Ukraine rückte das Kernkraftwerk von Tschernobyl erneut in den Fokus der Öffentlichkeit, als es von russischen Soldaten besetzt wurde. Die Besetzer errichteten Unterstände und Behelfsbunker in hochgradig kontaminierten Gebieten, zerstörten eine Brücke, ließen militärische Ausrüstung zurück und beschädigten Wohnhäuser in der Nähe der Sperrzone.

Ludwig plant nun eine weitere Reise, um über die Schäden zu berichten, die durch die russische Invasion dort verursacht wurden, und sich über die Aufräumarbeiten, die hochgradig kontaminierten Gebiete und die Geisterstadt Prypiat zu informieren. Der Fotograf will sich außerdem mit den letzten noch lebenden Liquidatoren treffen, die nach dem Unfall an den Aufräumarbeiten beteiligt waren, Zeit mit Kindern verbringen, die von Organisationen wie Chernobyl Children International betreut werden, sowie ältere Rückkehrer besuchen, die trotz der Strahlung ihre letzten Tage in ihrer Heimat verbringen wollen.

Fotograf Gerd Ludwig startet Kickstarter-Kampagne für bevorstehende Reise zum AKW nach Tschernobyl
© Gerd Ludwig 2011 Die 92-jährige Karatina ist in ihren Geburtsort innerhalb der Sperrzone zurückgekehrt. Sie hat Schwierigkeiten beim Gehen, ist fast taub und lebt allein und völlig isoliert in ihrem kleinen Holzhaus. Teremtzi, Ukraine

Nach vielen Versuchen ist es Gerd Ludwig gelungen, wieder eine Fotogenehmigung für den Reaktor und die schwer radioaktiv verseuchten Bereiche, einschließlich des Sarkophags, zu erhalten. Mit seiner bevorstehenden Reise möchte Gerd Ludwig das Bewusstsein für die anhaltenden Risiken des sorglosen Umgangs mit der Kernenergie schärfen und denjenigen eine Stimme geben, die noch immer unter den Folgen der Tschernobyl-Katastrophe leiden.

Um die finanziellen Mittel für das aufwendige Vorhaben zu beschaffen, lädt der Fotograf zu einer Kickstarter-Kampagne unter dem Motto „Chernobyl – The next Chapter“ ein. Das Finanzierungsziel sind 31.877 Euro. Wer das Projekt finanziell unterstützen möchte, kann dies über die Kickstarter-Kampagnenseite tun.

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Johannes Wilwerding

Johannes Wilwerding hat bereits Mitte der Achziger Jahre und damit vor dem Siegeszug von Photoshop & Co. Erfahrungen in der Digitalisierung von Fotos und in der elektronischen Bildverarbeitung gesammelt. Seit 2001 ist er freiberuflicher Mediengestalter und seit 2005 tätig für das DOCMA-Magazin.

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