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Nasse Öl- und Wasserfarben

Das Aussehen digitaler Malfarben wird immer realistischer. Im neuen Corel Painter 12 haben die ­Entwickler das Verhalten feuchter Wasser- und Ölfarben deutlich verbessert.

Aquarellfarbe auf nassem Papier ist schwer zu beherrschen. Bis sie sich so verhält, wie Sie das wollen, ist einige Übung nötig. Diese Eigenwilligkeit scheint das Gegenteil der exakten digitalen Steuerung am Computer zu sein. Und doch sind die Entwickler von Painter in der neuen Version vor allem bei nassem Malen mit Öl- oder Wasserfarben einen großen Schritt vorangekommen: Die Farben laufen nun ­tatsächlich überzeugend aus, und ein paar elektronisches Tropfen Terpentin auf dem Monitor verteilt wirken Wunder. Wir demonstrieren Ihnen in einem kurzen Überblick den Umgang mit den neuen Malwerkzeugen.

Echte Wasserfarbe
Painter verfügt über diverse Wasserfarben- beziehungsweise Aquarell-Werkzeuge; um die Besonderheit des neuen zu erleichtern, wurde es „Echte Wasserfarbe“ getauft. Nach Wahl des Pinsel-Werkzeugs öffnen Sie durch Klicken in die linke Ecke der Optionenleiste das Menü der Werkzeugvarianten; rechts erscheinen darin deren jeweilige Modi. Diese Abbildung und die nächste zeigen 24 der 28 verfügbaren Werkzeug­auswirkungen; in Abbildung [3] sehen Sie die wichtigsten Einstellungen des Tools. Neue Modi können Sie durch veränderte Kombination der Parameter selbst erzeugen und speichern.

Aquarell-Varianten
Wie bei jedem Malen mit Wasserfarbe in Painter entsteht bei Wahl eines solchen Malwerkzeugs ­automatisch eine spezielle neue Ebene, auf der sich nur mit diesem Pinseltyp malen lässt. Je nach Definition der verschiedenen Einstellgrößen läuft die „echte Wasserfarbe“ zum Beispiel auf „feuchtem“ Papier aus, Pigmente konzentrieren sich an den Rändern der übermalten Bereiche, es entstehen Spritzer oder schwammartige Strukturen. Ebenso reagiert die Farbe bei Bedarf auf die vorgegebene Papierstruktur und lässt das Ergebnis so noch realistischer erscheinen. Einige Varianten dienen dem gezielten Entfernen der aufgetragenen Farbe, ebenfalls auf aquarelltypische Weise.

Palette der Aquarell-Parameter
Die im Menü eines Malwerkzeugs ­aufgelisteten Modi sind, wie erwähnt, fixierte ­Kombinationen seiner Einstellgrößen. Die Anzahl der Fenster, in denen Sie die Spur eines Werkzeugs beeinflussen können, ist in Painter sehr groß. Das reicht von einfachen Parametern wie Durchmesser und Deckkraft bis zu wirkungsspezifischen: Die Palette im nebenstehenden Bild regelt ausschließlich Einstellgrößen der „echten Wasserfarbe“ wie Feuchtigkeit, Farbkonzentration, Viskosität, Ausdehnung, Pigmentverhalten, Reaktion auf Papierstruktur oder Verschmierung. Interessante Kombinationen sichern Sie unter eigenem Namen.

Feuchte Ölfarben
Analog zu den Wasserfarben, aber mit anderer Wirkung, kommen in Painter 12 die „Echten ­feuchten Ölfarben“ hinzu. Ein Dutzend von ihnen ist als Werkzeugvarianten im Menü bereits angelegt; auch dabei gibt es, ähnlich der Ansicht in Bild [3], eine eigenständige Palette mit ­Schiebereglern zur Steuerung des Pinselverhaltens. Hier ­wurde feuchte Ölfarbe zunächst in Flecken aufgetragen, dann mit digitalem „Terpentin“ nachträglich verdünnt. Das Ergebnis ist völlig anders als bloßes Weichzeichnen der Malspuren; die Farbpigmente werden wie von einer Flüssigkeit ausein­andergeschwemmt und bilden deutliche Ränder.

Ölmalerei auf feuchter Farbe
Hier habe ich diese zwölf Varianten auf dem vorbereiteten Farbuntergrund angewandt. Einige sind nur schwach sichtbar, da sie keine Farbe hinzufügen, sondern vorhandene verdünnen. Das betrifft die erste und letzte Spur der ­oberen sowie die beiden linken der unteren Reihe. Es ist leicht zu erkennen, wie auch beim Auftragen des „Terpentins“ die Struktur des Malgrundes berücksichtigt wird. (Die Wirkung der aufgetragenen Pinselstriche lässt sich gut vergleichen – alle ­diese Spurverläufe sind identisch, was dank Painters Funktionen des Aufzeichnens und Abspielens von Malspuren sehr einfach ist.)

Bildaufbau
Auch beim Umgang mit feuchten Farben kann es sinnvoll sein, verschiedene Ebenen anzulegen. Sollen Mischungseffekte erzielt werden, müssen die Farben natürlich wie in Bild [5] auf derselben ­Ebene liegen. Am Beispiel der Aufmacherillustration können Sie hier ablesen, bei welchen Ebenen eine ­separate Behandlung vorzuziehen ist. Über dem strukturierten Papierhintergrund (ganz links) liegt als oberste Ebene – damit sie trotz Übermalungen immer sichtbar bleibt – die Umrisszeichnung der beiden Hähne. Hinzu kam auf verschiedenen Ebenen der Aufbau des grünen Hintergrundes, die farbige Konturierung der Tiere sowie – ebenfalls mehrschichtig – deren Binnenausmalung.

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Doc Baumann

Doc Baumann befasst sich vor allem mit Montagen (und ihrer Kritik) sowie mit der Entlarvung von Bildfälschungen, außerdem mit digitalen grafischen und malerischen Arbeitstechniken. Der in den Medien immer wieder als „Photoshop-Papst“ Titulierte widmet sich seit 1984 der digitalen Bildbearbeitung und schreibt seit 1988 darüber.

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