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Das Buch zu L*a*b

Dan Margulis dokumentiert ausführlich die Leistungsfähigkeit des LAB-Farbraums und zeigt, in welchen Bereichen LAB die erste Wahl ist und in welchen nicht.

Ein 400 Seiten dickes Buch nur über den Lab-Farbraum ? ist das nicht ein wenig übertrieben? Das war die erste Frage, die mir in den Kopf schoss, als ich das neue Werk des u.s.-amerikanischen Photoshop-Starautors Dan Margulis in die Hand nahm. Schon im Editorial pflichtet der Autor mir bei, indem der erklärt, das Buch bestünde aus zwei Teilen: Einem kurzen für oberflächliche Schnell-Wissen-Woller und einem zweiten ausführlichen für alle diejenigen, denen es nach technischer Tiefe dürstet. Vergessen hat er hier jedoch den dritten Teil. Den, den er für sich selbst geschrieben hat, den in dem er seinem Bedürfnis nach Redundanz freien Lauf lässt, in dem er passende und unpassende Literaturzitate zum besten gibt oder Märchen erfindet.
Sie können sich schon jetzt vorstellen, dass dieses Buch nicht an typische Photoshop-Lektüre erinnert. Der Ansatz ist ungewöhnlich, muss es auch sein, denn der Lab-Farbraum bleibt normalerweise in der Bildbearbeitung ein Nebendarsteller, den man immer nur bei ganz schlechten Vorlagen konsultiert, die stark nachgeschärft oder heftig entrauscht werden müssen. Wer ihn ins Rampenlicht zerrt, wer möchte, dass auch andere diesem Farbraum als Standard-Arbeitsumgebung etwas abgewinnen und dessen Potential für Farbkorrekturen erkennen, der muss radikal anderes denken als der Rest.
Was man bei Dan Margulis lernen kann, ist also nichts für Photoshop-Novizen. Hier geht es um die Herausarbeitung von Farbdetails aus schlechten Vorlagen und den Umgang mit abstrakten Farbkurven in Kanälen, deren Wirkung man zunächst ? trotz guter und ausführlicher Erklärung ? kaum versteht. Es geht um Farbkorrekturen, die Nutzung imaginärer Farben, vereinfachte Maskierungen, die Integration von Lab zur Beschleunigung des Workflows und um die zentrale Frage, bei welchen Bildertypen, Fehlstellungen und Motivarten man denn nun wirklich von der Arbeit mit Lab profitiert.
Das Buch ist reichlich bebildert, doch verbringt man nicht nur viel Zeit mit Hin- und Herblättern, weil der Text zum Bild fast nie auf derselben Seite steht, sondern bekommt auch Fotos zu sehen, die geeignet erscheinen, dem Autor jedwede optische Kompetenz abzusprechen. Sie haben definitiv nur didaktischen Anspruch und können niemanden zur Kreativität verleiten. Eine Amazon-Kundin hat es schön formuliert: „Mittlerweile finde ich daran gut, dass da kein Hingucker-Motiv von der Aufgabenstellung ablenkt.“
Dan Margulis Buch ist nur etwas für die ganz harten unter uns; für die Frustrationsfähigen, die eine Seite auch zwei, drei oder viermal lesen können, bis sie den Inhalt verstanden haben. Für Positivisten, die ein Buch im Lauf der Zeit fünfmal in die Hand nehmen und sich jedesmal darüber freuen, in bereits verstandenen geglaubten Abschnitten neue Informationen zu finden, ohne dafür erneut bezahlen zu müssen. Und es ist natürlich ein Buch für Entdecker, die mit diesem Werk bewaffnet technisches Neuland betreten, um ihren Horizont zu erweitern. In meinem Bücherschrank bekommt es daher einen Ehrenplatz.
Photoshop LAB Color
Dan Margulis
Broschiert,403 Seiten
Addison-Wesley, 1. Auflage (Juni 2006)
EUR 69,95
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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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