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Hilfe, Energiesparlampen machen Orangenhaut!

Fotografen hadern schon länger mit dem neuen, Energie sparenden Kunstlicht von kompakten Leuchtstoffröhren und LEDs. Jetzt haben sie einen mächtigen Verbündeten gefunden, der für die gute, alte Glühbirne und gegen Energiesparlampen kämpft: Donald Trump.

Donald Trump ist ja für seinen orangen Teint bekannt, aber er hat nun endlich den Grund benannt, warum sein Gesicht diese seltsame Farbe zu haben scheint: Es liegt am Licht! Dem Licht von Energiesparlampen und LEDs, genauer gesagt. In der EU ist der Verkauf von Glühbirnen schon seit geraumer Zeit verboten, da diese die zugeführte elektrische Energie vor allem in Wärme und nur zum geringeren Teil in sichtbares Licht umsetzen. Eine ähnliche Gesetzgebung hatten auch die USA verabschiedet – 2007, zur Regierungszeit von George W. Bush. Jetzt sollte eigentlich das Ende der Glühbirne kommen, aber Donald Trump hat sich zu deren Verteidiger gemacht und durchgesetzt, dass Glühbirnen weiterhin verkauft werden dürfen.

Energiesparlampen
Das Lichtspektrum einer klassischen Glühlampe [1], einer LED-Lampe [2] und einer Energiesparlampe [3].

Trump hat das Problem messerscharf analysiert: „People said: what’s with the light bulb? I said: here’s the story. And I looked at it.“ Und er sah, dass das Licht der neuen Lampen nichts taugte: „The light’s no good. I always look orange. And so do you! The light is the worst.“ Trump hat ja nicht ganz unrecht. Die klassische Glühlampe erzeugt ein kontinuierliches Spektrum, also alle Wellenlängen des sichtbaren Lichts, wenn auch nicht zu gleichen Teilen – das Glühlampenlicht enthält viel mehr Rot als Blau. Das Spektrum der sogenannten Energiesparlampen (kompakten Leuchtstoffröhren im Formfaktor üblicher Glühlampen) weist dagegen große Lücken auf. Manche Wellenlängen kommen in diesem Licht gar nicht vor, und wenn ein Farbpigment nur diese Wellenlängen reflektiert, erscheint es schwarz. In der DOCMA-Ausgabe 72 bin ich ab Seite 92 darauf eingegangen.

Das Leuchtstofflampenlicht war daher schon immer problematisch. Unser Teint wirkt in diesem Licht eher unvorteilhaft und auch Digitalkameras haben damit ihre Probleme, die sich auch mit dem Weißabgleich nicht immer beheben lassen. Wenn ein Teil des Spektrums einfach wegfällt, nehmen wir das zwar nicht direkt wahr, denn unsere Augen können ja nur drei einander überlappende Spektralbereiche unterscheiden – genauso wie unsere Kameras. Aber selbst wenn wir die Farbe eines Motivs mit dem Weißabgleich in die richtige Richtung schieben, erzeugen wir damit bei anderen Motiven einen Farbstich.

Das Problem ist also bekannt, doch eine Orangenhaut – nicht das Ergebnis eines schwachen Bindegewebes, sondern ein oranger Teint – gehört nicht dazu. Genau genommen müsste Donald Trump eher Glühlampen fürchten, denn deren Licht tendiert tatsächlich zu Orange, während weder Energiesparlampen noch LEDs dafür bekannt sind.

Was hat es aber nun mit Donald Trumps Gesichtsfarbe wirklich auf sich? Orange ist ja kein typischer Teint. Der dominierende Faktor der Gesichtsfarbe ist das rote Blut in den Blutgefäßen unter der Haut; da weiße Haut einen großen Teil des Lichts reflektiert, bevor es zu den Blutgefäßen vordringt, ist der Teint normalerweise rosa, sofern er nicht durch Melanin abgedunkelt wird. Es gibt das Phänomen der Carotinämie, einer harmlosen Verfärbung der Haut, die durch eine übermäßige Einnahme von Beta-Carotin verursacht wird – Beta-Carotin, das insbesondere in Karottensaft enthalten ist, wird im Körper zu Vitamin A umgewandelt. Das kann durchaus gesund sein, aber man muss dann eben mit einer orangen Haut leben. Donald Trumps Haut ist dagegen nicht durchgängig orange; seine Hände haben eine ganz andere Farbe. Auch die Haut um seine Augen herum ist eher rosa als orange, wie man es erwarten würde, wenn jemand im Solarium eine Schutzbrille trägt oder beim Auftragen einer Selbstbräunungscreme diesen Bereich ausspart. Letztere wäre mein heißer Tipp zur Erklärung des Trump-Teints.

Der Abschied von der Glühlampe ist nicht unproblematisch und er geschah in der EU vielleicht vorschnell, weil er zunächst zum Kauf von „Energiesparlampen“ (kompakten Leuchtstoffröhren) zwang, deren Lichtqualität ebenso mangelhaft war wie ihre Lebensdauer. Wenn diese dann ausgebrannt waren, wurden sie aufgrund des enthaltenen Quecksilbers zu Sondermüll, worauf auch Donald Trump ganz richtig hinwies: „It’s considered hazardous waste“. Aktuelle LED-Leuchten haben allerdings eine deutlich bessere Lichtqualität, verbrauchen sehr viel weniger Energie als Glühlampen, haben eine viel längere Lebensdauer und sind ungiftig. Ich habe daher längst meinen Frieden mit der neuen Technologie gemacht und meine Lampen Schritt für Schritt auf LED umgestellt. Auch als Fotograf kann man damit leben; nur bei Verwendung eines elektronischen Verschlusses nach dem „rolling shutter“ Prinzip bereiten gepulste LED noch Probleme.

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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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Kommentar

  1. Guter Artikel, ich sehe große Probleme bei LEDs allerdings in jenem Punkt, welcher im letzten Satz angesprochen wurde: Schlecht gepulste LEDs. Dies ist nicht nur teilweise eine Ärgernis für Fotografen und Filmemacher, sondern ebenso für Menschen mit Feinwahrnehmungen. Ich kenne das Problem selbst, wenn man das hochfrequenzte Flackern wahrnimmt. Bewegungen in der Umgebung sind nicht mehr flüssig, sondern „abgehackt“, stakkatoartig. Die typischen farbigen Leuchtstreifen-LEDs, z. B. auf Orange gestellt, pulsieren meist sehr schlecht, Rot und Grün im Wechsel, so dass man statt reinem Orange oft Rot-Grün im schnellen Wechsel sieht, vor allem in Bewegungen (Auge wandert von links nach rechts). Ganz schlimm ist es im Autoverkehr, wo manch Lampen sehr schlecht gepulst sind bzw. das Pulsen als Helligkeitsunterschied genutzt wird. Vielen ist das gar nicht bewusst, dass bspw. Rücklicht (schwächer) und Bremslicht (stärker) die exakt gleiche Helligkeit aufweisen, nur anders gepulst sind und die scheinbare Helligkeit dadurch anders wahrgenommen wird. Und dieses schlechte Pulsen (nur kurz an, länger aus), ist sehr anstrengend, wenn man es dauerhaft wahrnimmt.
    Es gibt nur einen geringen Prozentsatz von Menschen, die damit Probleme haben. Wesentlich größer ist die Problematik, wenn man es bewusst nicht wahrnimmt, das Unterbewusstsein jedoch schon. Nicht selten sind auch schlecht gepulste LEDs Ursachen für Kopfschmerzen.
    Das Problem betrifft überwiegend „billige“ LEDs, es gibt inzwischen auch gut gepulste (nahezu flimmerfreie, gut geglättete) LEDs. Meist sieht man das jedoch erst, wenn man die LED-Birne in Betrieb nimmt.
    Nach 10 Jahren hatte ich Ende 2018 meine Tageslichtlampen für Foto und Video auf LEDs umgestellt. Gut gepulst, flimmerfrei, dimmbar und mit zwei Farbtemperaturen, die fließend ineinander übergehen. Es hat sich viel getan in dem Bereich. 🙂

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