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Monochrom Fotografie – Norbert Rosing im Interview

Der Natur- und Tierfotograf Norbert Rosing hat die Monochrom Fotografie für sein Themenfeld neu entdeckt. Er ist seit den späten 1980er Jahren in diesem Genre aktiv. Einem breiten Publikum bekannt wurde er vor allem als Polarbären-Fotograf für National Geographic und mit seiner „Wildes Deutschland“-Buchreihe.

Monochrom Fotografie

DOCMA: Warum ausgerechnet monochrome Bilder in der Natur? Was hat dich auf diese Idee gebracht?

Norbert Rosing: Im Grunde war es ein Zufall. Ich hatte schon zehn Jahre lang keinen Schwarzweißfilm mehr belichtet, als ich vor drei Jahren mit der NDR-Journalistin Bettina Peulecke nach Kuba fliegen sollte. Sie äußerte den Wunsch, eine großen Teil der Produktion im Schwarzweiß zu bekommen.

Monochrom Fotografie

DOCMA: Ist doch eigentlich kein Thema – die Schwarzweißumwandlung erledigt man einfach später in Lightroom.

Norbert Rosing: Ich sitze auch so schon genug vor dem Rechner (lacht). Aber im Kern verstehe ich mich als Fotograf und nicht als Photoshopper. Weil das so ist, wollte ich das Problem fotografisch lösen. Und so habe ich mir eine reine Schwarzweißkamera, die Leica M Monochrom für diesen Auftrag zunächst erst einmal geliehen. In Kuba habe ich dann eine Doppelproduktion gemacht, das heißt, alle Motive in Farbe und Schwarzweiß fotografiert. Als ich dann Bilder im Wald von Havanna machte, war das auf den farbigen Bildern einfach nur ein grüner Vorhang. Auf den Schwarzweißfotos dagegen traten Strukturen hervor, die man auf den Farbbildern nur erahnen kann. Diese Erfahrung hat bei mir einen Schalter umgelegt und inzwischen fotografiere ich 50 bis 60 Prozent meiner Motive nur noch monochrom. Ein zusätzlicher Aspekt ist auch die bessere Detailzeichnung in den Bildern, die sich ergibt, weil der Monochrom-Sensor etwas höher auflöst als sein Pendant mit Bayer-Farbfilter.

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DOCMA: Aber ist das nicht etwas mühselig mit einer Leica M Monochrom zu arbeiten? Das System kennt keinen Autofokus und der optische Meßsucher, bei dem man die Schärfe brennweiten-unabhängig nur in einem Feld in der Mitte einstellen muss, ist sicher auch nicht optimal für die Arbeit im digitalen Zeitalter.

Norbert Rosing: Aus Sicht eines Foto-Technikers sind das schlagende Argumente. Ebenso wie die spätere Schwarzweiß-Umwandlung in Lightroom. Aber ich betrachte die Sache weniger technisch. Zum Beispiel arbeite ich grundsätzlich mit einem Stativ. Nicht nur, um geringe Verwacklungen zu vermeiden, sondern auch, weil es den Akt der Fotografie entschleunigt. So eine bewußte Standortbestimmung, die mit dem Aufbau eines Stativs einhergeht, trägt auch dazu bei, dass man sich intensiver mit seinem Motiv beschäftigt, als wenn man es quasi im Vorbeigehen fotografiert. Dem Bildaufbau tut die Entschleunigung ebenfalls gut. Dann stört es auch nicht, dass der Meßsucher nicht das perfekte Werkzeug zum Scharfstellen im digitalen Zeitalter ist. Auf dem Display verfügt die Kamera über einen Live-View mit Fokussierhilfe. Das macht eine hundertprozentige Scharfstellung möglich.

Für mich als Fotografen ist die Festlegung auf eine Schwarzweiß-Variante eher eine Entlastung als ein Problem. Ich möchte nicht später am Monitor etliche Umwandlungs-Versionen vergleichen, um die beste herauszufinden. Wenn mir der Sinn nach Varianten steht, nehme ich mir – wie früher – einen Satz optische Fotofilter mit, die ich dann passend zur Aufnahmesituation vors Objektiv schraube. Meist habe ich einen Rot- einen Gelb und einen UV-Filter im Gepäck. So muss ich später in Lightroom maximal noch etwas am Kontrast beziehungsweise an der Klarheit verändern und fertig ist das Foto. Für mich reduziert sich dieser Workflow auf das Wesentliche. Interessanterweise habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich einige Fotografen – genauso wie ich – für die Monochrom-Fotografie begeistern können, wenn sie mal etwas länger mit der Kamera gearbeitet haben.

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DOCMA: Nutzt dir deine Schwarzweiß-Exotik in der Naturfotografie in geschäftlicher Hinsicht?

Norbert Rosing: Interessanterweise schon – ich hatte noch nie so viele Anfragen für Ausstellungen und für Drucke wie bei diesen Bildern. Auch mein neues Buch „Wildnis“, in dem nur schwarzweiße Motive enthalten sind, verkauft sich gut.


Norbert Rosings Monochrom Fotografie: Veranstaltung


Ab dem 04. Oktober 2018 ab 16 Uhr sind Rosings Bilder in der Leica-Galerie in Zingst zu sehen. Zum Start der Ausstellung kann man Norbert Rosing um 20 Uhr auch live erleben, wenn er von seinen Erfahrungen bei diesem Projekt in einer Multivisionshow berichtet.

Monochrom Fotografie: Mehr Infos zu Norbert Rosing

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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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