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DxO PureRaw – lohnt es sich?

DxO PureRaw – lohnt es sich?

DxO hat mit dem Raw-Konverter Photolab einen Raw-Konverter am Start, der der Konkurrenz zumindest in Sachen Objektivkorrekturen und Rauschreduzierung zeigt, wo der Hammer hängt. Mit DxO PureRaw lässt sich laut Hersteller dieser Hammer nun sinngemäß auch an andere Raw-Konverter weiterreichen. DxO PureRaw – lohnt es sich? Olaf Giermann hat sich das mal angeschaut.

Das Konzept von DxO PureRaw

DxO PureRaw wenden Sie einfach per Drag & Drop von Raw-Dateien in die Programmoberfläche an. Der Dialog bietet keinerlei Einstellungsmöglichkeiten, außer der Wahl des Rauschreduzierungsmodus (siehe Screenshot), und wandelt Ihre Raw-Fotos mit einem Klick auf »Bilder entwickeln« in DNG-Dateien um. Es müssen dafür übrigens wirklich Raw-Fotos sein (eine Liste der der unterstützten Kameras finden Sie hier). Mit dem Adobe Raw-Konverter in DNGs konvertierte Raw-Dateien funktionieren ebenfalls – sie dürfen diese nur nicht verlustbehaftet („Lossy DNG“) gespeichert haben.

DxO PureRaw – lohnt es sich?
DxO PureRaw bietet drei verschiedene Algorithmen für die Rauschreduzierung. Objektivkorrekturen werden automatisch angewendet; dafür notwendige Profile laden Sie per Mausklick herunter.

Die von PureRaw erzeugten DNG-Dateien sind keine Raw-Bilder mehr, sondern ein sogenanntes linearisiertes DNG. Dadurch steigt systembedingt die Dateigröße auf etwa das Zwei- bis Dreifache. Der Prozess entspricht übrigens dem von Adobes »Details verbessern«-Option: Das De-Mosaicing wird vorweg genommen, Objektivkorrekturen und Rauschreduzierung werden angewendet. Der Dynamikumfang bleibt derselbe.

Der Clou: Das so verbesserte DNG können Sie nun im Raw-Konverter Ihrer Wahl benutzen, also etwa in Lightroom Classic oder Capture One. Sie profitieren also sowohl von DxOs erstklassigen Objektivkorrekturen und packen das Rauschen an der Wurzel, können aber weiterhin den eigenen Raw-Konverter nutzen, den Sie aufgrund anderer Vorteile bevorzugen. Falls Sie bereits DxO Photolab benutzen, sind Sie nicht die Zielgruppe von PureRaw – denn Photolab beinhaltet dessen Funktionalität ja bereits.

DxO PureRaw ausprobiert

Natürlich sollte man bei vollmundigen Versprechungen von Herstellern und Testberichten vorsichtig sein. Also hab ich mir mal die Testversion geladen und DxO PureRaw selbst ausprobiert. Das sollten Sie auch tun, denn nur ihre eigenen Fotos, die genutzte Kombination aus Kameramodell und Objektiv und ein Direktvergleich auf Ihrem Bildschirm können Ihnen Gewissheit geben, ob Sie von der neuen Software profitieren.

Für das Testen einige Tipps

Vergleichen Sie die Detail-Darstellung von PureRaw im Raw-Konverter Ihrer Wahl (also zum Beispiel in Lightroom oder Capture One) mit ihrem Original-Raw ohne Optimierung und mit einer in Ihrem Raw-Konverter in Bezug auf Rauschen und Schärfe optimierten Version. Zwar können Sie auch in PureRaw Vorher (Raw ohne jede Optimierung) und Nachher (das Ergebnis von PureRaw) vergleichen, aber um PureRaw zu kaufen, wollen Sie natürlich eine Verbesserung gegenüber den Standardmöglichkeiten Ihres Raw-Konverters sehen, oder?

Wichtig: Standardmäßig führen die meisten Raw-Konverter eine leichte Rauschreduzierung und eine leichte Schärfung durch. Wenn Sie die PureRaw-DNGs öffnen, müssen Sie gegebenenfalls alle Regler zurücksetzen. Sonst werden diese ja nochmals entrauscht und geschärft, was das Ergebnis und die Qualitätsvergleiche verfälscht.

Ein paar Beispiele von mir

Natürlich musste ich dafür erst mal Bilder finden, die so rauschen, dass es mich stört. Das ist bei modernen Kameras gar nicht mehr so einfach. Aber ich habe auch ein Beispiel aus einer 30D, deren (und auch das ihrer Brüder und Schwestern) fieses Sensorbanding mich damals zu einer anderen Kameramarke hatte wechseln lassen.

Mein persönliches Fazit zu DxO PureRaw

Ich bin von der DeepPrime-Rauschminderung in DxO PureRaw schwer beeindruckt! Zwar würde ich mir manchmal wünschen, in DxO PureRaw das Schärfen der Details ein wenig zu reduzieren, aber ich habe kein Beispiel gefunden, bei dem das Ergebnis schlechter als das Original war. Und es war auch in jedem Fall besser als das, was man mit den Bordmitteln von Lightroom Classic und Capture One (die ich zum Vergleich heranzog) an Rauschen reduzieren kann, ohne Details zu verlieren. Auch die Rauschreduzierung durch Topaz DeNoise AI kann da nicht mithalten (wobei die Qualität der Entrauschung von Update zu Update schwankt, was wohl durch den Prozess des maschinellen Lernens bedingt ist; vielleicht ist die aktuelle Version eben gerade nicht so dolle).

Für mich als Nutzer von Camera Raw, Lightroom und Capture One ist PureRaw genau das, was mir in meinem Workflow gefehlt hat, denn mit DxOs Photolab bin ich in Sachen UI und Performance nicht so richtig warm geworden. Ich werde die restlichen 30 Tage der Testphase mal weiter ausgiebig nutzen und mir dann wohl selbst auch eine Kaufempfehlung aussprechen. Obwohl der regulär aufgerufene Preis von 130 Euro doch schon ziemlich stolz ist.

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Olaf Giermann

Olaf Giermann gilt heute mit 20 Jahren Photoshop-Erfahrung sprichwörtlich als das »Photoshop-Lexikon« im deutschsprachigen Raum und teilt sein Wissen in DOCMA, in Video­kursen und in Seminaren.

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11 Kommentare

  1. DxO PureRAW für Windows und macOS ist bis zum 31. Mai zum Einführungspreis von 89,99 Euro statt 129 Euro erhältlich.
    Vorsicht! Nur die neuesten Modelle der Fujifilm X-Serie werden unterstützt.

    Gruß aus Berlin
    w

    1. Der DxO Fujifilm RAF Support beschränkt sich ausschließlich auf einige mit Baier Sensoren ausgerüstete Kameramodelle, die X-Trans Sensoren aller Generationen werden nicht unterstützt, auch nicht die neuesten Modelle mit X-Trans IV Sensoren(X-T4, X-S10, etc.).
      Objektivprofile gibt es laut Kompatibilitätsliste ebenfalls keine.
      DxO ignorriert hartnäckig die X-Trans Technologie, für DxO scheinbar kein lukratives Geschäftsmodell.

      1. Hallo, habe mir heute gleich die Testversion geladen und mit verschiedenen RAW-Typen probiert, nach dem Laden der Module kann ich jetzt auch Fuji-GFX bearbeiten, dauert aber etwas länger und werden extrem groß.

  2. Den Hype um das Programm verstehe ich nicht.
    Die Bilder meiner OM-D EM-2 und EM-3 kommen total überschärft raus.
    Mit TopazDenoise dagegen bin ich wirklich sehr zufrieden.
    Sind Sie als Autor des Beitrags vielleicht nicht ganz aktuell auf dem Stand bei Topaz.
    Es kam eine Version heraus, die schlechter als die Vorgängerversionen waren.
    Aber diese wurde nach wenigen Tagen ersetzt.

    1. Ich selbst nutze auch Topaz Denoise AI und die Ergebnisse sind durchaus recht gut. Aber feine Details gehen sehr oft verloren und wirken matschig. Hier macht PureRAW einen deutlich besseren Job. Ein totales Überschärfen habe ich bei meinen RAW-Dateien (Canon EOS 6D und 5D Mark IV) nicht beobachtet. Die Ergebnisse können sich sehen lassen.

    2. Von einem Hype habe ich jetzt nichts mitbekommen. Die Software ist halt neu und deshalb wird drüber berichtet. ?‍♂️
      Verglichen habe ich mit der aktuellen Topaz Denoise AI-Version.

  3. Der beschriebene nötige Workflow ist nicht gerade einladend.. Die im Katzenbild bemängelnden Flecken im Hintergrund bei der Verwendung von Denoise AI könnten auch eine korrekte Wiedergabe einer Zeichnung sein. Ohne das Originalfoto kann dies nicht entschieden werden.
    Zu DxO Photolab muss man jedoch bemerken, dass eine Aktualisierung von neuen Kameramodellen meist viele Monate dauert, was einen Nutzer zwingt, eine andere Software zum Entwickeln von Raw-Fotos zu haben.
    Und die gepriesene Objektivkorrekturen muss man auch relativieren, denn leider gibt viele Objektive gar nicht, und was da Photolab als Ersatzobjektiv vorschlägt, ist eher ein Witz und lässt an der Ernsthaftigkeit einer echten Korrektur große Zweifel aufkommen.

    1. „ Der beschriebene nötige Workflow ist nicht gerade einladend..“
      Naja, viel einfacher und schneller als Fotos in ein Programm zu ziehen und auf eine Ausführen-Schaltflächen zu klicken, geht eigentlich nicht.

      „Die im Katzenbild bemängelnden Flecken im Hintergrund bei der Verwendung von Denoise AI könnten auch eine korrekte Wiedergabe einer Zeichnung sein. Ohne das Originalfoto kann dies nicht entschieden werden.“
      Die Flecken befinden sich im totalen Unschärfebereich des Fotos. Einen Screenshot des Originalzustands ist doch oben dabei. Mit stärkerer Entrauschung, weniger Detailrekonstruktion und selektiver Entrauschung lassen sich diese Flecken reduzieren, aber dann ist der Prozess eben schon wieder deutlich (zeit-)aufwendiger als simples Drag & Drop.

      1. „Einen Screenshot des Originalzustands ist doch oben dabei.“
        Wenn Ich vom Originalfoto rede, meine ich natürlich die Raw-Datei auf meinem Rechner und keinen Screenshot einer Voransicht. 🙂
        „… aber dann ist der Prozess eben schon wieder deutlich (zeit-)aufwendiger als simples Drag & Drop.“
        Nun, da stehen natürlich zwei diametrale Konzepte der Fotografie gegenüber. Für mich ist hat die Qualität des Ergebnisses uneingeschränkte Priorität. Dafür muss ich keine Umwege gehen, doch Abkürzungen auf Kosten der Qualität sind nicht meine Sache.
        Geschwindigkeit und Optimierung von Zeitgewinn ist natürlich auch eine legitime Sicht auf die Fotografie, besonders wenn man damit die Brötchen verdienen muss. Oder wenn die Ausgabe mit einem Medium erfolgt, dass ohnehin keine wirklich gute Qualität erlaubt.
        Es stellt sich nur die Frage, ob man da nicht gleich die immer besser werdende Qualität von JPGs aus der Kamera nutzt.
        Doch da ja auch Capture One sich die Butter fürs Brot durch unzählige sündteure farbverfälschende Presets verdient möchte ich tatsächlich wissen, welches Kundensegment diese kauft.

  4. Ich bearbeite meine Nikon-RAW seit einigen Jahren ausschliesslich mit Capture One (vorher Lightroom). Die Möglichkeit die wirklich exzellente Rauschreduzierung in DXO Photolab zu nutzen und daraus DNG zu exportieren haben mich schon vor 1-2 Jahren bewogen, DXO Photolab 3 (inzwischen habe ich Photolob 4) zu kaufen. Bei entsprechenden Bildern ist dies Teil meines Workflows und in der Regel erzielt man tatsächlich eine markante Verbesserung. Vereinzelt (sehr, sehr selten) gibt es aber auch Fälle, bei denen bei der Rauschreduzierung mit DXO Bildfehler auftreten oder sichtbar werden. Ein zweiter Punkt, bearbeitet man das Original RAW und das aus DXO exportierte DNG (nur Rauschreduzierung) in Capture One mit den gleichen Regler-Einstellungen bekommt man meist etwas unterschiedliche Ergebnisse, insbesondere eine andere Farbgebung.

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