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Erst wollten wir zu Guttenbergs Rücktritt wegen seiner abgeschriebenen Doktorarbeit. Nun hat er endlich die Konsequenzen gezogen – das war aber auch wieder nicht hilfreich.

Erst forderten wir zu Guttenbergs Rücktritt wegen seiner abgeschriebenen Doktorarbeit. Nun hat er endlich die Konsequenzen gezogen – das war aber auch wieder nicht hilfreich. Da habe ich extra ein schönes Karikaturenbeispiel vom Minister, der sein Gesicht verloren hat, als Ankündigung des neuen DOCMA Awards zum Thema "Digitale Karikaturen" gebastelt, und dann das! Bis das im Heft steht, ist es nur noch Schnee von gestern. Ziemlich unsensibel, wie der Minister mit der Arbeitszeit der Bürger umgeht!


Eigentlich finde ich ihn gar nicht unsympathisch. Klar, mit seinem Gel-Kopf  ist er nicht unbedingt mein Typ, politisch auch nicht meine Richtung, er hat ein paar heftige Einschätzungsfehler im Amt gemacht – aber sein Auftreten war mir nicht unangenehm.
Das mit der Doktorarbeit allerdings und sein Umgang damit – so geht das nicht. Natürlich konnte er nicht folgenlos offen zugeben: Hab? Mist gebaut, stimmt, alles abgeschrieben und zusammengeleimt. Er hatte also nach diesem wissenschaftlichen Fehltritt kaum Alternativen als die Hoffnung, dass die Sache vergessen würde. Wurde sie aber nicht. Und seine Rücktrittserklärung? Na ja, klingt selbstkritisch ? enthält aber nicht mehr als das, was andere bereits über seine Doktorarbeit herausgefunden hatten. Eher weniger. Und erklärt werden die Merkwürdigkeiten noch immer nicht.
Bemerkenswert fand ich, wie seine Parteikollegen sich vor ihn stellten. Wie heißt noch das neue Buch meines ehemaligen Landesvaters Roland Koch, der auch schon gelogen hat, dass sich die Balken bogen? "Konservativ: Ohne Werte und Prinzipien ist kein Staat zu machen". Wo waren sie denn plötzlich geblieben, die angeblichen Werte? Im Nebel des ausgehenden Winters verweht. Also bitte, lasst diese Phrasen künftig stecken und belästigt uns nicht mit Geschwätz von wegen Werten, die dann aus der Schublade gezogen werden, wenn ihr sie gerade mal brauchen könnt.
Im Web entdeckte ich diese wunderschöne Illustration mit "Dr. Guttenbergs Copy-Paste". Tolle Arbeit! Trotz langen Suchens nach dem Grafiker wurde ich immer nur von einer Web-Seite auf die nächste verlinkt, fand aber keinen Hinweis darauf, wer das gemacht hat. Ich würde das Bild gern in der nächsten DOCMA abbilden. Wenn jemand weiß, von wem es stammt – oder gar diese/r selbst -, bitte bei uns melden!
Als jemand, der selbst etliche Jahre an seiner Doktorarbeit gesessen hat, kann ich nur sagen: Die Ausrede des Ex-Verteidigungsministers war noch schlimmer als ihr Anlass: Dass man beim Schreiben einer Dissertation den Überblick darüber verlieren könne, was eigene Überlegungen sind und was Quellen, kann nur jemand glauben, der noch nie eine wissenschaftliche Arbeit verfasst hat. Das war im besten Falle jene vorübergehende Mehrheit der Bevölkerung, die sich von diesen Verfehlungen in ihrer Wertschätzung nicht beirren ließ – im schlechteren Falle träfe es auf zu Guttenberg selbst zu. (Will heißen, der Überblick fehlte reinen Gewissens, weil er gar nicht selbst geschrieben hat.)
Mit seiner politischen Funktion hat das nichts zu tun? Wenn die Regierung meint, ein Minister müsse nicht in der Lage ist, zwischen dem eigenen Urteil und den Einschätzungen anderer, die er zur Kenntnis nimmt, zu unterscheiden, dann wissen wir doch wenigstens, woran wir sind und was wir an Kompetenz erwarten dürfen.

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Doc Baumann

Doc Baumann befasst sich vor allem mit Montagen (und ihrer Kritik) sowie mit der Entlarvung von Bildfälschungen, außerdem mit digitalen grafischen und malerischen Arbeitstechniken. Der in den Medien immer wieder als „Photoshop-Papst“ Titulierte widmet sich seit 1984 der digitalen Bildbearbeitung und schreibt seit 1988 darüber.

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