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Pluto Trigger – ein universeller Fernauslöser

Universeller Fernauslöser: Als das Start-up Triggertrap Anfang des Jahres 2017 die Geschäftstätigkeit einstellte, war die Trauer groß – jedenfalls bei den Fotografen, die ihre Kameras gerne durch verschiedenste Sensoren gesteuert automatisch auslösen lassen. Die Fernauslöser von Triggertrap waren eine preisgünstige und universell einsetzbare Lösung für diese Aufgabe, aber der Pluto Trigger könnte nun die entstandene Marktlücke schließen.

Pluto Trigger – ein universeller Fernauslöser
Der Pluto Trigger kann mit dem jeweils passenden Kabel nahezu alle üblichen Systemkameras auslösen.

Es gab und gibt Alternativen zu Triggertrap, nur sind sie relativ kostspielig; für einen konfigurierbaren Trigger von Miops zahlt man beispielsweise rund 240 Euro. Für den neuen Pluto Trigger verlangt der Hersteller dagegen nur rund 110 Euro – zuzüglich 5 Euro für das jeweils passende Kabel, das die Verbindung zur Kamera herstellt. Da das finanzielle Risiko überschaubar schien, habe ich mir einen Trigger bestellt – zusammen mit einem E3-Kabel, das unter anderem für viele Modelle von Pentax und Fuji geeignet ist. Da es zahlreiche zueinander inkompatible Fernauslöseranschlüsse gibt, stehen 13 Kabel zur Wahl; wer mit Kameras unterschiedlicher Marken arbeitet, kann gegebenenfalls mehrere Kabel ordern. Gut eine Woche nach meiner Bestellung traf das DHL-Paket aus Hong Kong ein.

In der Schachtel lagen neben dem Trigger selbst die nötigen Kabel sowie ein roter Laser mit eigenem Akku; wie der Trigger wird er über ein USB-Steckernetzteil geladen. Das mitgelieferte Netzteil erwies sich als unbrauchbar, weil es nicht in europäische Steckdosen passt, aber in einem technik-affinen Haushalt wie meinem liegen ja sowieso überall USB-Steckernetzteile herum – in der Praxis habe ich den Computer als Quelle für den Ladestrom genutzt. Das (englischsprachige) Handbuch kann man als PDF herunterladen – ein gedrucktes Handbuch gibt es nicht –, aber es ist auch in der Pluto-App (für Android und iOS) enthalten. Leider ist keine deutschsprachige Version verfügbar.

Pluto Trigger – ein universeller Fernauslöser
Der Trigger hat nur wenige Bedien- und Anzeigeelemente – eine Taste und zwei Leuchtdioden. Als Interface dient ein per Bluetooth verbundenes Smartphone oder Tablet.

Für den Betrieb des Triggers ist ein Smartphone oder Tablet nötig, mit dem sich der Trigger über Bluetooth verbindet. Wer heutzutage ein Produkt entwickelt, das eine komplexe Benutzerschnittstelle benötigt, muss deshalb kein großes Display und eine Vielzahl von Bedienelementen einbauen, die ein im Grunde sehr kompaktes Gerät unverhältnismäßig groß und teuer machen. Stattdessen koppelt man es per Bluetooth (oder, falls sinnvoll, WLAN) mit einem ohnehin vorhandenen Smartphone und realisiert die Benutzerschnittstelle als App. Diese Lösung ist kostengünstiger und flexibler, und es ist auch die bevorzugte Lösung für Fernauslöser. Der Pluto-Trigger selbst hat neben dem Betriebsschalter und den Sensoren nur eine Auslösertaste und zwei Status-Leuchtdioden. Den Trigger steckt man normalerweise auf den Blitzschuh der Kamera und kann ihn dann horizontal beliebig drehen – was wichtig ist, wenn man seine Fotodiode als Sensor für die automatische Auslösung nutzt.

Die konkrete Funktion legt man über die App fest und wählt dort auch diverse Optionen, etwa ob die Kamera vor jeder Aufnahme fokussieren soll. Eine der einfacheren Möglichkeiten ist ein Intervalltimer – da die Kamera und der Trigger dann meist für längere Zeit aktiv sein müssen, sollten Sie dessen Bluetooth-Modul zur Energieeinsparung abschalten, nachdem Sie die Parameter konfiguriert und die Aufnahmesequenz gestartet haben.

Pluto Trigger – ein universeller Fernauslöser
Über die Pluto-App lassen sich diverse Auslösevarianten konfigurieren, darunter ein Intervalltimer (links), eine Laser-Lichtschranke (Mitte) und eine Auslösung durch Geräusche (rechts).

Weitere Möglichkeiten sind die Fernauslösung per Infrarot – nehmen Sie einfach irgendeine sowieso vorhandene Fernbedienung, etwa die des Fernsehers –, durch Geräusche oder durch einen (Gewitter-) Blitz. Mit dem beiliegenden Laser können Sie eine Lichtschranke aufbauen, um beispielsweise Tiere aufzunehmen. Zusammen mit dem Smartphone sowie dessen Kamera und Mikrofon ergeben sich weitere Funktionen: Sie können die Kamera auslösen lassen, sobald Sie eine bestimmte Entfernung von ihr erreicht haben, wenn Sie das Handy schütteln, wenn jemand in die Smartphone-Kamera lächelt und vieles mehr. Die App enthält darüber hinaus noch Zusatzfunktionen wie einen Schärfentiefenrechner und kann den Sonnenstand an ihrer aktuellen Position anzeigen.

Auch dieses Einsatzspektrum lässt sich noch erweitern, wenn Sie externe Sensoren an den Trigger anschließen. Das habe ich allerdings nicht ausprobiert. Der Pluto Trigger arbeitet jedenfalls zuverlässig und ist eine kostengünstige Lösung für die Fälle, in denen Sie von Kodaks Slogan „You press the button …“ einmal abgehen wollen.

Michael J. Hußmann
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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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