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Was hat das noch mit einem Foto zu tun? Die bekloppteste aller Fragen

Unter uns: Die bekloppteste aller Fragen ist „Was hat dieses (oder jenes) Bild noch mit einem Foto zu tun?“ Kriege ich ständig per Mail. Auch zum aktuellen DOCMA-Cover, für das ich ein Fotolia-Stockfoto benutzt hatte.

Was hat das noch mit einem Foto zu tun? Die bekloppteste aller Fragen
Was hat das noch mit einem Foto zu tun? Die bekloppteste aller Fragen

 

Denn: Meine Frage(n): Muss denn jedes Bild etwas mit einem Foto zu tun haben? Was ist das denn für ein Qualitätskriterium? Warum sollte sich jemand in seiner künstlerischen Freiheit auf die arg beschränkten Mittel der Fotografie festlegen? Wer sagt, dass man dies und das nicht darf? Malerei, 3D, Mixed Art, Illustration?!

Wer die Ausgangsfrage immer und immer wieder strapaziert, offenbart doch wohl nur zwei Dinge:

– er/sie kennt und kann nicht mehr, hat also beschränktes Wissen,
– er/sie hat beschränkte Vorstellungskraft und Kreativität.

Die Kamera ist doch zunächst einmal nur ein Werkzeug. Und warum sollte man ihren Einsatz auf die Ausgabe des Fotos beschränken, und jeglichen kreativen Umgang mit deren Pixeln beziehungsweise in der Weiterbearbeitung weglassen? Wenn man die Ergebnisse nicht mag, gut, dann ist das so und völlig legitim. Aber die Frage „Was hat das noch mit einem Foto zu tun?“ ist genauso dämlich, als wenn man beim Betrachten schöner Graffiti-Kunst (gemeint ist also nicht das olle Tagging-Gekrakel) fragen würde, was das noch mit Lackieren zu tun hat. Immerhin kam ja dabei auch eine Sprühdose beziehungsweise eine Airbrush-Pistole zum Einsatz …

Beste Grüße,

Olaf

 

Olaf Giermann
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Olaf Giermann

Olaf Giermann gilt heute mit 20 Jahren Photoshop-Erfahrung sprichwörtlich als das »Photoshop-Lexikon« im deutschsprachigen Raum und teilt sein Wissen in DOCMA, in Video­kursen und in Seminaren.

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18 Kommentare

  1. Die Frage ist doch falsch gestellt.
    „Was hat das Bild noch mit dem Originalfoto zutun“? müsste es doch bei vielen dieser Machwerke heißen.
    Ein Bild so mit PS oder LR zu „verschönern“ das man fast keinen Zusammenhang mehr mit dem Originalfoto sehen kann, hat nichts mehr mit einem Foto zutun!
    Logisch das dies erlaubt ist wenn es sich dann um das eigene Bild handelt, aber diese idiotischen Vorher-Nachher-Masche ist bekloppt, wenn sie dann auf die Spitze getrieben wird.

  2. Ich denke, sowohl die Frage als auch die Antwort drücken nicht aus, was der Betrachter will. Der Betrachter will nicht wissen, ob das noch ein Foto ist. Der Betrachter will einfach etwas Ehrlichkeit.

    Ein Foto, das nur leicht bearbeitet ist, um Aufnahmefehler zu beseitigen oder um es etwas aufzupeppen, wird akzeptiert. Wenn das Ergebnis der Bearbeitung offensichtlich irreal ist, wie bei den tollen Bildern von Erik Johansson, oder wenn es von der Technik her künstlich ist (z. B. ein Gemälde), dann wird das Bild ebenfalls akzeptiert. Wenn das Bild durch die Bearbeitung aber eine andere scheinbare Wirklichkeit zeigt, ohne dies zuzugeben (z. B. täuschend echt retuschierte oder hineinkopierte Personen, oder per Farbänderung wird aus einem Sommerbild ein Herbstbild), dann fühlt sich der Betrachter irgendwie belogen und er weiß nicht, wie damit umzugehen. Die Frage „Was hat das Bild noch mit einem Foto zu tun?“ heißt, dass der Betrachter nicht das bekommt, was er erwartet, nämlich auf dem Foto irgendwie die Realität zu sehen.

    Die Frage „Was hat das Bild noch mit einem Foto zu tun?“ will also nicht beantwortet werden. Sondern sie sagt aus, dass das Bild oder seine Aussage beim Betrachter nicht so angekommen ist, wie es sollte.

  3. Schon meine Oma wusste: Es gibt keine dummen (dämliche) Fragen sondern nur…
    So gesehen ist dieser Artikel völlig daneben. Nicht einmal Babys haben so eine phantastische Haut wie die Dame auf der Titelseite.
    Selbstverständlich haben Bilder die am PC entstehen und als Grundlage ein Foto benutzen ihre Berechtigung. Sie müssen aber dann auch als solche benannt werden.
    Wer der Kleinbild- und Mittelformatfotgrafie „arg beschränkte Möglichkeiten“ unterstellt, der (nein ich benutze nicht das D-Wort, die deutsche Sprache ist vielfältig) zeigt, dass sein Wissen in Sachen Fotografie nicht erschöpfend ist.
    Überheblichkeit tut nicht gut.

  4. Geht man jetzt nachdem, was es so gibt oder nicht, dann ist auch ein Landschaftsmaler, der beim Malen diese stark verändert auch kein Landschaftsmaler mehr. In diesem Sinn war van Gogh mit seinen Sonnenblumen und Landschaften wohl auch nur ein Wirklichkeitsverdreher. Er hat Zeit Lebens ja auch nur ein Bild verkauft, da niemand diese „Entstellungen“ der Natur haben wollte. Von einem Surrealisten wie Dali mal ganz zu schweigen, wie nah der an der Wirklichkeit ist.
    Wenn jemand Gigapixelbilder aus zig Einzelaufnahmen von verschiedensten Zeitpunkten und manchmal auch Orten zusammensetzt, dann wird das von einigen auch schnell als hohe Kunst abgesehen. Was hat denn sowas noch mit Realität zu tun?

  5. Ich denke, anthra & limax bringt die angesprochene Problematik, sehr gut auf den Punkt. ?

    @difalco & @rollpu: Nur hab ich diese Frage in so vielen Netzdiskussionen unter so vielen, ja harmloser bearbeiteten Bildern eben diese Frage lesen müssen, mit einem so überheblichen Unterton von vielen Fotografen, dass ich kein Problem sehe, auch mal in der anderen Richtung etwas polemisch zu werden.
    Übrigens, die Dame auf dem Titelfoto hat keine phantastische Haut, sondern eine völlig weichgespülte Plastikhaut. Viele mögen das, andere (ich z.B.) nicht. Da es in solchen Fällen aber nicht um dokumentarische Fotografie geht, ist es doch völlig egal, wenn das mit der Realität nichts mehr zu hat.

    Was einige hier vielleicht in den falschen Hals bekommen haben, mein Punkt war nicht, dass Fotografen keine Ahnung haben, sondern dass ich Fotografie nicht als den Maßstab aller Dinge und der „Weisheit“ letzter Schluss sehe. Es gibt weit mehr als Kleinbild-/Mittelformat (oder was auch immer) plus Beleuchtung hergeben – im Vergleich zu CGI, Painting, Mixed Art etc. sind die Möglichkeiten der Fotografie nunmal extrem beschränkt – es sei denn das Budget spielt keine Rolle und man kann sich aufwendige Sets und Modellbauer leisten.

  6. Also letztes Wochenende war ich auf einer „Fotoausstellung“, ich hab mir weder „Ehrlichkeit“ noch „Orginale“ erwartet, sondern einfach Bilder die mich faszinieren, in die ich eintauchen kann. Beleidigt von solchen Arbeiten sind meisten Fotographen die mit Bildbearbeitung überfordert sind.

  7. Die Frage finde ich spannend, besonders wenn man feststellen muss, dass eigentlich alle Fotos subjektive Wiedergaben sind. Alleine schon die Ausschnittwahl kann ein Fotosujet massiv beeinflussen oder sogar verändern.
    Herr Giermann schreibt nicht unbedingt diplomatisch oder politisch korrekt, was mir allerdings an seinen Berichten gefällt.
    Lieber Herr Giermann bitte nicht die Kommentare „weichzeichenen“, bissiges regt zum Nachdenken an, ich habe mich in ihren Kommentaren manchmal selber erwischt.

  8. Die Diskussion wird doch auf unterschiedlichen Ebenen geführt und kann deswegen kein Ergebnis haben. Der Fehler liegt schon in der Deutung „Foto“. Was ist eigentlich für den Kommentator ein Foto?
    Setze ich Foto mit Bild gleich ergeben sich andere Möglichkeiten wie wenn Foto = Fotografie = ……. Zu Analogzeiten war mein Material zu 99% das Dia, auch weil nicht nachbearbeitet. Schon im einfachen Schwarzweiß Labor gab es dann schon deutliche Möglichkeiten und die was ein guter Laborant machen konnte geht heute halt deutlich einfacher.
    Jetzt sprechen viele auf unterschiedlichen Ebenen miteinander und können deswegen kein Ergebnis finden. Die Ebenen dürften zwar unter den Lesern weniger sein wie außerhalb – ich nehme nicht an das ein 100% smartphone „Knipser“ der seine Bilder mit App bearbeiten lässt zur Leserschaft gehört.
    Für mich gibt es gute Bilder und gute Fotografien und das muss nicht das gleiche sein.Gute Bilder können auch zun 100% aus dem Rechner kommen.
    Gib man bei Wikiphedia außerdem Foto ein kommt gleich Fotografie. Foto vom Wortstamm bedeutet aber laut Duden „Licht“ da „pho~s aus dem grichischen für Licht (Genitiv = pho~tós) – und Fotografen sind auch „Lichtmaler“. Stellt sich also nur die Frage – lasse ich nur Automaten (Fotoapparat) gemaltes zu oder darf ich im Rechner weiter malen?

  9. Am gezeigten und kritisierten Bild sehe ich andere, menschlichere Probleme:
    Photoshop hat maßgebliche Mitschuld am Schönheitswahn und den horrenden Ergebnissen mancher »Korrektur«. Weil Plastische Chirurgen nicht das umsetzen können wie Photoshop-Maler und auch keine Return-Taste haben. Auch der Schlankheitswahn ist teils dem »Verflüssigen-Filter« zususchreiben.
    Sonst halte ich mich an die Aussage von @anonymous34458: Bilder, die mir nicht zusagen, überblättere ich halt. Ich hoffe aber, Herr Giermann, Ihr übertrieben bissiger und unsachlicher Kommentar war nur ein Ausrutscher.

  10. Auf jeden Fall freu ich mich über die Diskussion und die unterschiedlichen Meinungen und unterschiedlichen Wahrnehmungen meines natürlich bissig-polemischen Blog-Beitrages. Ich spiele gern mal die Rolle des Advocatus diaboli. 😉

    An diejenigen, die sich auf den Schlips getreten fühlen: Mein Kernvorwurf richtet sich an jeden, der mal „Was hat das noch mit einem Foto zu tun?“ fragt, sondern auf die Fraktion, die das (Zitat) „immer und immer wieder strapaziert“. Kleiner, feiner Unterschied. Und nicht umsonst fett geschrieben. 😉

    Bei so notorischen Mantras kann einem doch schon mal der Kragen platzen, oder?

  11. 100%ig zutreffend, es ist einer der blödesten Fragen – ebenfalls 100%ig richtig, die Fragesteller haben ein beschränktes Wissen, eine reduzierte Vorstellungskraft und Kreativität ist in den meisten Fällen ein unbekanntes Fremdwort.

    Belustigend ist die begleitende Deutungshoheit, die in Anspruch genommen wird. Die oder der Fragesteller/in bestimmen die Richtlinien für Fotografie und Bildbearbeitung, dieser Größenwahn ist kaum zu überbieten.

    Wieso müssen so viele Fotografen (Hobby und professionell) von einer Karriere als Foto/Bildkritiker träumen? Das seit gefühlten 50 Jahren verwendete Argument: Ein Foto muss die Realität wiedergeben, ist irgendwie abgelutscht und langweilig. Besser ist, man beschränkt sich auf ein „gefällt mir“ oder „gefällt mir nicht“, andernfalls freut sich die Gruppe der Bekloppten auf neue Mitglieder.

  12. Ich kann Olaf Giermann zu 100% zustimmen. Die Frage, was das noch mit einem Foto zu tun hat kann man gar nicht stellen, es ist ja eins. Oder ist es gemalt?
    Auch ist es für mich ok wenn ein Profi „bekloppt“ in seinen Wortschatz einbaut. Er ist ja auch nur ein Mensch.

  13. Wer die Möglichkeiten der Fotografie im Vergleich zur Pixelbiegerei als beschränkt empfindet und Menschen mit anderem Denkansatz als dämlich bezeichnet,der wird wahrscheinlich auch Fastfood als Weiterentwicklung der Kochkultur sehen.Beispiele hierzu lassen sich beliebig erweitern.
    Als Herausgeber einer Zeitschrift würde ich mich allerdings eher Fachautoren mit differenzierteren Denkmustern zuwenden.

  14. Danke, @kad … genau deshalb ist mir mal die Hutschnur geplatzt.

    @coffy: Ja, Profi oder nicht, ich finde, dass ein erkennbar persönlicher Standpunkt in den Veröffentlichungen nicht schaden kann. Hier hab ich natürlich bewusst und polemisch übertrieben. Genau wie die entsprechenden Fragesteller es ständig tun.

    @doc_matic: Nö. Sie haben weder den Artikel noch meine Antworten auf die vorherigen Kommentare wirklich gelesen. Ziemlich undifferenziert.

  15. Nur mal so als Frage: Gibt es jemand, der auf der DOCMA-Titelseite das Abbild der Realität erwartet? Ich finde das Porträt super – wirkt schon wie eine Grafik.
    Bezüglich der übertriebenen Fotobearbeitung in manchen Magazinen, die die angebliche Realität darstellen, kann man sich natürlich streiten; das hat bei manchem bestimmt schon Komplexe hervorgerufen.
    Allerdings sage ich immer: „Die Leute wollen betrogen werden“. Warum schminken sich die Frauen eigentlich? Gefällt da etwa jemanden die Realität nicht? Bin gerade am überlegen, was ich schöner finde? Geschminkt – oder die ungeschminkte Wahrheit?
    Ich glaube, ich habe mich entschieden …

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