Altglas

Der Adiletten-Trick

Altglasklinik

Filteradapterringe und Altglas – die perfekte Connection. Wenn die Verbindung zu allzu innig ist und ein zarter Ring sich nicht mehr lösen lässt, hilft der Adiletten-Trick. Vielleicht schreibt der schlappe Schlappen damit Fotogeschichte. Oder auch nicht, denn es muss keineswegs das Original sein. Es wird in grobe, handliche Stücke zerteilt – Füße sind größer als Hände. Und die müssen den Zuschnitt in seiner neuen Verwendung gut greifen und fest halten. Außerdem, die Saugnäpfe in der Sohle des Edelschlappens wären dysfunktional. Hier gilt: Billig ist besser und ausgelatscht gut genug. Grip ist alles!

Adiletten-Trick
Billig, ausgelatscht, aber mit Grip – das zählt! Der Adiletten-Trick löste bisher jede Schraubverbindung. Tuning-Tipp: Anrauen mit Sandpapier.

Der Adiletten-Idee soll von anno 1963 stammen. Fußballspielerfüße wünschten sich unter der Dusche ein rutschfestes Etwas, daher die Saugnäpfe. Technisch realisierbar wurde die Idee erst 1972, von der auch die Kumpel in der Waschkaue profitierten. Die Industrie-Version, aus unkaputtbarem, hartem Kunststoff gespritzt, war nur für den Weg zwischen Schwarz- und Weißkaue gedacht. Ein Blick in die Kokerei Hansa zeigt, wie es gewesen sein könnte – ohne Schlappen, dafür mit viel Bokeh.

Karl Lagerfeld

Die Adilette schrieb Modegeschichte. Mit Socken getragen galt sie als Symbol für Proll-Tourismus auf Mallorca. Erst der französische Rapper Alrima soll den Look salonfähig gemacht haben – weiß die FAZ. „Jogginghosen sind das Zeichen einer Niederlage. Man hat die Kontrolle über sein Leben verloren, und dann geht man eben in Jogginghosen auf die Straße“. So zitierte die Deutsche Welle Karl Lagerfeld und weiß noch einiges mehr über ihn: Zwei Jahre später schickte Lagerfeld Chanel Models in Jogginghosen über den Laufsteg. Wie er zu Adiletten in der Öffentlichkeit stand, ist nicht überliefert. Lieferbar sind vergleichbare Latschen mit Lagerfeld-Logo immer noch – auch mit glatter Sohle.

Grip ist alles!

Zumindest wenn es um das Lösen festsitzender Filteradapterringe und alte Objektive geht. Und das kann der Adiletten-Trick. Nicht immer im ersten Anlauf, aber auch hier gilt: Steter Tropfen höhlt den Stein! Die Arbeit am nächsten Altglas-Buch erforderte die Auseinandersetzung mit vielen Filteradapterringen, um mögliche Fokusentfernungen zu ermitteln. Insbesondere bei mehrfachen, kaskadierenden Verschraubungen gibt es immer wieder Verbindungen, die sich nicht mehr lösen wollen. Hauptgrund ist, dass die vergleichsweise grazilen Ringe durch den Druck der Finger, die nur punktuell zugreifen können, sich im Gewinde verkanten. Fest auf den weichen Kunststoff gepresst, wird die Kraft gleichmäßig verteilt und ermöglicht ein überraschend leichtes Lösen der Verbindung. Was auch unterwegs enorm hilfreich sein kann.

Adiletten-Trick
Vorbereitung aufs nächste Altglas-Buch: Das Kinon Superior aus den 1930er Jahren benötigte eine Innenreinigung, um lose auf den Linsen liegende Partikel zu entfernen. Der Adiletten-Trick machte es möglich. Alle anderen Versuche hatten versagt.
Das Vintageobjektiv-Buch zeigt auf insgesamt acht Seiten im Kapitel „Die Altglas-Klinik“ weitere nützliche Kniffe für die Reinigung, Pflege und Wartung.

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v6_INHALT
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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

3 Kommentare

  1. Schöner „Adiletten-Trick“… – Nur: beschrieben finde ich ihn nicht. Latschen in Streifen schneiden, – schön. Und dann? Mit Streifen alten Kunststoffs an Filtergewinden rumfummeln…??

    (Bisher bekam ich alles wieder auseinander – und sei es, mit etwas Silikonspray. Aber was dieser „Trick“ soll, entzieht sich meiner Kenntnis… 😋)

    Hat eine/r‘ne Idee? 😁

    1. Ich kenne es so: Man drückt das Filter gegen die Adiletten (oder Gummi oder was auch immer) und dreht das Objektiv. Der Schlüssel zum Erfolg ist, das Filter ringsum zu greifen, ohne es dabei zusammenzudrücken – was kontraproduktiv wäre.

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