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Bildethik

Stefan Leifert befasst sich in seiner beim Fink Verlag erschienenen Dissertation ausführlich mit dem Einfluss, den fotografische Bilder auf die Entstehung unseres eigenes Weltbildes haben.

Bilder tragen erheblich zu dem Modell der Welt bei, das wir im Kopf herumtragen. Durch direkte Kenntnisnahme ist uns nur ein geringer Teil der Realität vertraut ? was wir über den Rest wissen oder zu wissen glauben, verdanken wir zu einem erheblichen Anteil Bildern.
Wer sie herstellt und verbreitet, trägt also gegenüber den Betrachtern eine erhebliche Verantwortung. Daran gemessen, was man über die technische Handhabung von Fotos erfährt, kommt dieser Aspekt meist deutlich zu kurz. So ist es zu begrüßen, wenn sich Stefan Leifert in seiner beim Fink Verlag erschienenen Dissertation ausführlich mit diesem Thema befasst.
Bildbearbeiter ? im Unterschied zu Bildjournalisten ? sollten allerdings hinsichtlich ihrer eigenen Praxis keine unrealistisch hohen Erwartungen an die Lektüre mitbringen, nur 20 Seiten des Buches befassen sich mit unserem Themenbereich, und auch das nur bezogen auf Problemfälle, bei denen der deutsche Presserat unterschiedlich stark reagiert hat. Erfreulich erscheint die realistische Sichtweise, dass eine Kennzeichnung jeder digitalen Bildbearbeitung einschließlich üblicher Optimierung bei publizierten Fotos keine praktische Bedeutung hätte ? der Vorschlag, sie im Falle weitergehender Eingriffe etwa mit einem M für Montage zu markieren, dürfte aber ebenfalls wenig Erkenntnisgewinn bringen: Wurde dann auf einem Politiker-Gruppenfoto nur ein Fussel vom Kostüm der Kanzlerin gestempelt oder Präsident Bush aus einem anderen Bild einkopiert?
Kleine persönliche Anmerkung: Bei Sätzen wie ?Die Zuwendung vieler wissenschaftlicher Disziplinen zu Fragen der Bildtheorie und -praxis ist dieser Entwicklung geschuldet und hat die Rede von ,iconic turn? eingeleitet. Galt das Interesse bis dahin vorrangig den Bildern als Werken der Kunst ?? kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen, wenn ich sie in den letzten Jahren immer wieder lese ? denn dass die Kunstwissenschaft schon lange nicht mehr das Monopol auf die theoretische Beschäftigung mit Bildern hat, habe ich bereits 1979 in einem Buch geschrieben.
Bildethik ? Theorie und Moral im Bildjournalismus
von Stefan Leifert
Paperback, 324 Seiten
Wilhelm Fink (2007)
39,90 EUR
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Doc Baumann

Doc Baumann befasst sich vor allem mit Montagen (und ihrer Kritik) sowie mit der Entlarvung von Bildfälschungen, außerdem mit digitalen grafischen und malerischen Arbeitstechniken. Der in den Medien immer wieder als „Photoshop-Papst“ Titulierte widmet sich seit 1984 der digitalen Bildbearbeitung und schreibt seit 1988 darüber.

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