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Good bye Nik Collection – Fakten und Alternativen?

Good bye Nik Collection
Culpa lata! Tja, grobe Unachtsamkeit haut einem manchmal die Beine weg. (C) Olaf Giermann – Good bye Nik Collection

Das haut manchem die Beine weg! Schon in meinem Blog-Beitrag Anfang 2016 hatte ich die Nik-Software-Problematik beleuchtet, als die Zukunft der Nik Collection noch zumindest „ein wenig“ in den Sternen stand. (Spätestens) jetzt besteht absolute Gewissheit: Von Google kommt in Zukunft nix Neues mehr – weder Updates noch Weiterentwicklungen. Schade.


Good bye Nik Collection: Eine neue Hysterie-Welle?


“We have no plans to update the Collection or add new features over time.” So ist es zu lesen auf der englischen Homepage der Nik Collection. Aber wenn Sie meinen oben verlinkten Blogbeitrag lesen, stellen Sie fest, dass Google schon damals nix anderes behauptet hatte. Warum das jetzt schon wieder Runden im Netz dreht? Keine Ahnung. Lassen Sie uns einfach mitmachen. 😉

Auch heute gilt, und ich zitiere mich selbst: Abwarten, Tee trinken und Nik weiter nutzen – nur nicht sich davon abhängig machen. Denn zumindest in Photoshop CC 2017 funktionieren die Filter nach wie vor tadellos. Obwohl mein persönlicher Eindruck ist, dass sie bereits allesamt deutlich (!) langsamer laden und rechnen als noch in älteren Photoshop/Filter-Versionen.


Good bye Nik Collection: Das Ende eines Stils?


Fakt ist: Die Nik-Filter sind ein klasse Software-Paket und ermöglich(t)en gar nicht so wenigen Künstlern, sich durch die verschiedenen Presets zu klicken und damit ziemlich coole Bildlooks zu erzielen – selbst wenn diese gar keinen Plan von Bildbearbeitung haben. Detail-Kontraste saumfrei anheben und schräge Ink-Tonungen sind mit Color Efex Pro beispielsweise total einfach. Für dasselbe Ergebnis müssen Sie mit den Grundmitteln einer Bildbearbeitungssoftware (also mit Einstellungsebenen und Filtern) schon ein ziemlich fortgeschrittenes Verständnis von Maskierungstechniken, Farbmodellen und Filtern mitbringen. Falls die Nik-Filter plötzlich gar nicht mehr funktionieren würden, fiele für gar nicht mal so wenige Shooting-Stars doch eine ziemlich große Zacke aus der Tutorial-Krone. 😉

Die Color-Efex-Filter „Tonal Contrast“ und „Detail Extractor“ beispielsweise sind schon so etwas wie ein „Signature-Move“ bei den Bildlooks vieler erfolgreicher Fotografen. Falls eines Tages die Nik Filter nicht mehr von den Host-Softwares (Photoshop & Co.) und/oder Betriebssystemen unterstützt werden, wird es spannend: Können die Fotografen, die sich auf die Nik Collection verlassen hatten, ihren Stil beibehalten oder verändert er sich?

Nur mal so als Gedanke am Rande. 😉


Good bye Nik Collection: Pray for Nik?


Falls Ihr Seelenheil, Ihr Workflow oder gar Ihr komplettes Business-Modell auf den Nik-Filtern basiert, sollten Sie diese Petition unterzeichnen. Vielleicht hat Google ja ein Einsehen. Alternativ hilft beten vielleicht genauso viel. 😉

Denn Google hatte Nik Software ganz offensichtlich nur wegen Snapseed aufgekauft. Und Snapseed ist eine der auf dem Smartphone unbestritten besten Bildbearbeitungsapps! Wäre ich Google, hätte ich hier auch mal eben Nik aus der Portokasse gekauft. Aber als Nik-Anwender hätte ich auch den extremen Mehrwert der Desktop-Plugins erkannt und die Dinger gegen einen guten Preis noch etwas aufgebohrt. Aber ich habe offensichtlich vom Geschäftsmodell Googles absolut keine Ahnung – weil ich mich wie sehr viele Anwender frage, wie man eine großartige Software kaufen und die dann einfach in den Müll werfen kann. Aber davon können beispielsweise Freehand– und Softimage-Anwender ein langes, sehr trauriges Lied singen. Es geht bei all diesen Entwicklungen (unter uns!) eben nicht um das Zufriedenstellen von Kunden, sondern schlicht und ergreifend um Cashflow und/oder Kundendaten.


Good bye Nik Collection: Alternativen?


Falls eines Tages die Nik-Plug-ins nicht mehr mit Ihrer Photoshop-Version oder Ihrer Betriebsversion laufen sollten … Welche Alternativen hätten Sie?

Eines vorweg:

In keiner anderen Software gibt es etwas vergleichbares wie die U-Points. Die sind das eigentlich Großartige bei allen Nik-Filtern. Falls Sie die Nik-Plug-ins nicht als schnöde Preset-Anwendungs-Fabrik benutzt hatten, sondern tatsächlich gezielt Bildbereiche mit den U-Points optimiert haben, werden Sie in Zukunft nicht um das manuelle Erzeugen/Malen von Masken herumkommen – egal ob innerhalb des Plug-ins oder in Photoshop.

Im Folgenden liste ich in loser Folge einige – falls verfügbar & von mir benutzte – Alternativen für Nik Plug-ins auf, die dem gewollten Ergebnis zumindest nahe kommen. Falls es Sie interessiert, kann ich in meinem Blogbeitrag in der nächsten Woche konkrete Vergleiche der Ergebnisse zeigen. Lassen Sie es mich halt (auf Facebook oder hier) wissen. 😉

Analog Efex

Der beste Filter, um die Unzulänglichkeiten und den Charme verschiedener Kameras zu simulieren. Toll: Per Klick erzeugt man zufällige Variationen. Texturen, Unschärfen, Bildfehler, Chromatische Aberrationen: Geht alles relativ einfach in Photoshop mit Überlagerungen und Filter-Anwendungen, wie zum Beispiel die Filter der Weichzeichner-Galerie. Mit Adobe Paper Texture Pro (kostenlos!) können Sie Texturen ebenfalls zufällig anwenden lassen.

Color Efex

Mikro-Kontraste, Farblooks. Der wohl wichtigste Filter der Nik Collection – hier geht wirklich extrem viel … Sämtliche Farblooks sind mit einem Grundverständnis des RGB-Farbmodells schnell nachzuvollziehen. Die Resultate von „Tonal Contrast“ und „Detail Enhancer“ können oft selbst fortgeschrittene Anwender von Photoshop nicht nachstellen. Die Vorgehensweise hatte ich bereits mehrmals im Heft gezeigt. Plug-in-Alternativenwären hier MacPhuns Intensify oder gleich mehrere Filter Topaz Labs wie zum Beispiel Adjust, Clarity oder Detail.

Dfine

Rauschen reduzieren. Alternativen: MacPhun Noiseless, Topaz Denoise. Beide Alternativ-Plug-ins entrauschen besser als Dfine – beiden fehlt jedoch leider die U-Point-Technologie. Das Ergebnis ist super – Topaz ist IMHO am besten, aber da muss man wirklich etwas länger an den Stellschrauben … ähm … schrauben … 😉

Sharpener Pre/output

Dieses Nik-Plug-in haben vielleicht die wenigsten genutzt, aber es war irgendwie dann doch das Genialste: Denn es sorgt für die beste Vorschärfung und die beste Ausgabeschärfung – also für das vorgewählte Ausgabegerät. Ich kenne dazu gerade keine Alternative. Da hilft nur eins: Ausprobieren bis man für das jeweilige Ausgabegerät die beste Schärfungseinstellung gefunden hat. Das ist sowieso immer eine gute Idee.

Silver Efex

Die meiner Meinung nach sogar bessere Alternative: MacPhun Tonality. Auch bei Topaz gibt es ein leistungsfähiges B/W-Plug-in (das für meinen Geschmack aber nicht nur durch abgeschnittene Schaltflächenbeschriftungen wie hingeschludert wirkt und ziemlich langsam ist). Eine Konvertierung mit der Einstellungsebene »Schwarzweiß« oder über den »Camera Raw-Filter« in Photoshop tut es aber auch. Toll bei Silver Efex sind wiederum die U-Points, die Zonen-Darstellung, die Filmpresets, sowie die durchdachten Kontrast- und Strukturregler.

Viveza

Viveza kann durch keinen anderen Filter ersetzt werden. Denn das, was die Nik-Filter einzigartig macht, ist hier das zentrale Bedienelement: die U-Points. Viveza kann zwar nun wirklich nichts, was Sie nicht auch mit Photoshop-Bordmitteln oder anderen Plug-ins genauso, besser oder sogar genauer hinbekämen – aber dank der U-Points sind damit lokale Bildkorrekturen schnell und intuitiv erledigt, ohne aufwendige Masken für Einstellungsebenen und Filterebenen erzeugen zu müssen.

Ihr Olaf Giermann

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Olaf Giermann

Olaf Giermann gilt heute mit 20 Jahren Photoshop-Erfahrung sprichwörtlich als das »Photoshop-Lexikon« im deutschsprachigen Raum und teilt sein Wissen in DOCMA, in Video­kursen und in Seminaren.

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9 Kommentare

  1. Pingback: Save the Nik Collection | Candy Shop
  2. Pingback: Wenn sich eine Tür schließt ... • Seh-N-Sucht
  3. Es werden hier die Filterpakete von FRANZIS nicht erwähnt. Hat das einen bestimmten Grund? Bei den Preisen dürften sie ja wohl auch in der „Profiliga“ mitspielen. Irgendwie schaut es aus, als wären sie eine Kopie oder Erweiterung(?) mancher Nik-Filter. Wie seht ihr das? Gibt es schon Tests?

  4. Gleich mehrfach werden Produkte von MacPhun als Alternative zu den Nik Collections genannt. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher ob das so zielführend ist, da

    a) die Software nur für Mac verfügbar ist
    b) es sich bei dieser Software (zumindest soweit ich das habe nachvollziehen können) nicht um Plug-Ins für PS handelt, sondern „eigene“ Programme sind

    Bzgl. b) würde mich interessieren, wie man die Verwendung der Software in einen PS-basierten Workflow einbetten kann.

    In meinen Augen ist es sehr, sehr schade, dass Google diese wunderbare Plug-In Sammlung mit deren Produktstrategie einfach kaputt macht (just my 2Cents).

  5. Die Nik Collection wurde jetzt von DxO gekauft. Es soll 2018 ein Update geben und die Collection weiterhin PS/LR/Betriebssystemkompatibel gehalten werden. Ob die dann noch for free ist? Ich denke ja eher nicht, aber immerhin wird sie nicht ganz sterben.

    1. „[…] und die Collection weiterhin PS/LR/Betriebssystemkompatibel gehalten werden“

      Ist dem so? Mich würde ja interessieren, worauf sich diese Aussage begründet. Aus den bisherigen offiziellen Statements lässt sich darauf m.E. nämlich nicht unbedingt schließen.

      Zitat Aravind Krishnaswamy (Google):
      „The Nik Collection gives photographers tools to create photos they absolutely love. We’re thrilled to have DxO, a company dedicated to high-quality photography solutions, acquire and continue to develop it.“

      Zitat Jérôme Ménière (DxO):
      „We are very excited to welcome the Nik Collection to the DxO family […] DxO revolutionized the image processing market many times over the years with its innovative solutions, and we will continue to do so with Nik’s tools, which offer new creative opportunities to millions of photographers. The new version of our flagship software DxO OpticsPro, which is available as of now under its new name DxO PhotoLab, is the first embodiment of this thrilling acquisition with built-in U Point technology.“

      Insb. das Statement vom DxO CEO macht mich ja ein bisschen skeptisch. Primär scheint im Vordergrund zu stehen die U-Point Technologie der Nik Collection (sowie wahrscheinlich den Denoise Algorithmus) in die eigenen Produkte zu integrieren. Das macht auch Sinn (aus Sicht von DxO). Ob das für Mitte 2018 angekündigte Update der Nik Collection weiterhin als Plugin für aktuelle PS/LR Versionen bereitgestellt wird – und dann evtl. sogar für diese Versionen auch funktioniert – ist m.E. vollkommen offen. Ich glaube hier ist noch einiges an Recherche notwendig (zwinker, zwinker … liebe DOCMA Redaktion), bevor klar ist wohin die Reise gehen wird.

  6. Leider funktionieren bei meinem CC 18 die NIK-Filter nur bedingt. So kann z.B. der Pinsel nicht mehr angewandt werden. Wähle ich diesen, macht der gewählte NIK-Filter zu und das Bild ist nicht wie gewollt verändert.

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