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12 Monate in Monopoli – Ein Kalender

Monopoli ist kein Gesellschaftsspiel, sondern eine Kleinstadt in Apulien. Der Fotograf Stefan Braun hat den Hafen an der Adria über viele Jahre hinweg immer wieder besucht und vor allem das Leben der Fischer dokumentiert. Mit Unterstützung des Art Directors Arve D. Fühler ist nun aus diesen Fotos ein außergewöhnlicher Kalender entstanden.

Der Münchner Stefan Braun ist Food-, People- und Travelfotograf. Schon seit 1999 führen ihn seine Reisen oft in den kleinen Küstenort Monopoli, am Absatz des italienischen „Stiefels“ in Apulien gelegen. Die ihrem Namen nach „einzige Stadt“ wurde vor 2500 Jahren vom Volk der Messapier gegründet und war später ein wichtiger Ort an der römischen Fernstraße Via Traiana, deren Überreste dort in einem Archäologiepark zu besichtigen sind. Der 50000-Seelen-Ort liegt heute im Windschatten von technischem Fortschritt und Industrialisierung, was gerade den Reiz ausmacht, den er auf Stefan Braun ausübt: „Das pittoreske Süditalien lässt mich immer glauben, in einer anderen Zeit zu sein. Die Anmut und Einfachheit der Bewohner, die ihren Berufen heutzutage noch immer mit bloßen Händen nachgehen, ist beeindruckend und ein klarer Gegenentwurf zu unserem hektischen Leben in Mitteleuropa.“

Arbeitete Braun bei seinen ersten Besuchen in Monopoli noch mit einer analogen Mittelformatausrüstung von Fujifilm, fotografiert er nun schon lange digital, im Studio mit Hasselblad-Kameras und Phase-One-Rückteilen oder Canon-Kleinbild-DSLRs, auf Reisen aber mit der Leica M. Auch die Bilder zu seinem Monopoli-Kalen­der sind digital entstanden und stammen vor allem aus einem Langzeitprojekt, in dem er das Leben traditioneller italienischer Fischer dokumentiert.

Stefan Braun beschreibt seinen Stil als „dokumentarisch, authentisch und niemals inszeniert: Meine Fotografie soll das pralle Leben abbilden. Hierbei ist Neugier eine wesentliche Grundvo­raussetzung, um sich in verschiedene Themen einzuarbeiten.“ Als Fotograf setzt er auf Vorbereitung und Planung vor dem Shooting, um möglichst schon mit rein fotografischen Mitteln zum gewünschten Ergebnis zu gelangen und sich nicht vorrangig auf die Postproduction verlassen zu müssen. Bei der Bildbearbeitung liegt sein Schwerpunkt auf der Arbeit im Raw-Konverter; Photoshop setzt er nur für abschließende Optimierungen ein.

Die Anregung, aus dem Fundus der so entstandenen Bilder einen Kalender zu machen, stammte von Brauns Freund Gianni, mit dem er in Monopoli zusammengearbeitet hatte. Ein Foto­kalender schien ideal geeignet, um einen Querschnitt vieler Einzel­reisen abzubilden. Für Stefan Braun liegen die Vorteile des Kalenders als Medium unter anderem darin, dass er international verstanden wird, sich schnell realisieren lässt, dekorativ wirkt und ohne begleitenden Text auskommt. Der Fotograf bewahrt seine Autonomie, denn er kann direkt einen Dienstleister wie in diesem Fall Fujifilm Fotoservice pro beauftragen, anstatt sich an einen Verlag zu binden. Ein solches Projekt ist auch gut skalierbar: Man kann bei überschaubaren Kosten mit einer kleinen Bestellung einsteigen und im Erfolgsfall eine zweite, größere Auflage nachbestellen. Braun bedauert allerdings, dass das Jahr bloß 12 Monate hat und er daher nur 12 Seiten plus Titelblatt gestalten kann – sein nächstes Projekt soll daher ein Wochenkalender werden. Aber auch der vorliegende Kalender „2016 Monopoli“ zeigt insgesamt 25 verschiedene Bilder.

12 Monate in Monopoli – Ein Kalender: Aus Fotos wird ein Fotokalender

Am Anfang des Projekts, bei dem Stefan Braun mit dem Art Director Arve D. Fühler zusammenarbeitete, stand naturgemäß die Sichtung und Auswahl der Bilder aus dem über die Jahre akkumulierten Fundus. Beiden ging es darum, mit den Fotos eine Geschichte zu erzählen: Das entschleunigte, anachronistische Leben an der apulischen Meeresküste. Im Ergebnis sollte die Komposition des Kalenders die von den Bildern vermittelte Story unterstützen.

Als Dienstleister empfahl Arve Fühler Fujifilm Fotoservice pro – er schätzt die mit dem verwendeten Fujifilm-Fotopapier erzielbare Bildqualität, aber auch die Kontrolle über die Farbwiedergabe, die Fujifilms FFSpro-Software für Windows und Mac OS X bietet. Der Rendering Intent und damit die Wiedergabe des Farbumfangs der Bilder im begrenzteren Farbumfang des Zielmediums ist in dieser Anwendung auswählbar und das Ergebnis der Wahl können Sie mit einem Softproof überprüfen (siehe DOCMA 61, Seite 82 f.).
Im zweiten Schritt kam Photoshop zum Einsatz. Für einen besonders eindrucksvollen, intensiven Look duplizierten Fühler und Braun die Ebenen, verringerten die Sättigung und hoben die Gradation mit einer Tonwertkorrektur an – zuvor nahmen sie ausgewählte Bildbereiche mit einer Maske von dieser Änderung aus. Ein großer Teil der ursprünglich in Farbe aufgenommenen Fotos wurde schließlich in Schwarzweiß umgewandelt.

Die Software des Fujifilm Fotoservice pro dient nur der Zusammenstellung eines Auftrags, der Kontrolle der Farben und dem Upload; die Gestaltung des Kalenders kann in Photoshop oder InDesign erfolgen, wofür vorbereitete Musterdateien mit Kalendarien in verschiedenen Stilen zum Download verfügbar sind; in jedem Fall garantiert diese Vorgehensweise maximale gestalterische Freiheiten. Ab dem vierten Quartal sollen weitere downloadbare Templates bereitstehen. Fühler und Braun arrangierten die Bilder nach dramaturgischen und visuellen Kriterien, wobei sie bis zu drei Fotos kombinierten und dabei auch auf den Kon­trast zwischen Farb- und Schwarzweißbildern setzten.

Nach dem Export der einzelnen Seiten erforderten die weiteren Schritte einen Wechsel zur Anwendung FFSpro. Stefan Braun und Arve Fühler wählten die Produktgruppe „Kalender“ aus und ordneten die dreizehn Bilder dem Titelblatt beziehungsweise dem jeweils gewünschten Monat zu. Die Software prüfte automatisch das Format sowie die Anzahl der ausgewählten Bilddateien und hätte gegebenenfalls Fehler mit einem Dreieckssymbol angezeigt.

Vor dem Abschluss der Bestellung standen nun noch der Softproof und die Wahl des Rendering Intent. Die beiden Künstler entschieden sich für „relativ farbmetrisch mit Tiefenkompensation“, da auf diese Weise die fein nuancierten Helligkeitsdifferenzierungen der Schwarzweißbilder erhalten blieben. Die Tiefenkompensation verhinderte einen Zeichnungsverlust in den Schatten. Die Alternative „perzeptiv“ kann abhängig vom Bildmaterial durchaus zu befriedigenderen Ergebnissen führen, greift aber stärker als „relativ farbmetrisch“ in die Farb- und Tonwertwiedergabe ein – auch bei solchen Farbtönen, die originalgetreu abgebildet werden könnten. Eine aussagekräftige Beurteilung der verschiedenen Varianten per Softproof setzt natürlich einen kalibrierten und farbverbindlichen Monitor mit möglichst großem Gamut voraus.

Nachdem sich die beiden Künstler anhand des Softproofs von den Farben und Tonwerten überzeugt hatten, konnten sie zuversichtlich sein, dass der auf Fotopapier ausbelichtete Kalender ihren Vorstellungen entsprechen würde. Danach brauchten sie nur noch die Bestelloptionen zu wählen, den Kalender „Zur Auftragstasche hinzufügen“ und die Bestellung abzuschicken. 12 Monate in Monopoli – Ein Kalender entsteht!


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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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