Altglas

Zweimal 105 Millimeter Nikon

Abgesehen von ihrer Brennweite haben diese Nikon-Objektive kaum Gemeinsamkeiten. Beide beruhen auf sehr alten optischen Rechnungen. Die optischen Grundlagen des Nikon 105/4 wurden um 1900 von Hans Harting bei Voigtländer mit dem Heliar-Design entwickelt und 1971 im Micro-Nikkor „wiederbelebt“. Das Nikon 105/2.5 basiert auf einem Zeiss-Ikon Design von Ludwig Bertele aus den 1930er Jahren. 1959 war es eine der ersten Telebrennbreiten mit F-Bajonett. Braucht man beide? Das kommt darauf an.

105-1. Heliar-Design
Das Nikon 105/2.5 vereint die besten Seiten des Sonnar-Designs mit hoher Lichtstärke.

Sonnar-Design

Die offizielle Bezeichnung lautet Nikkor-P Auto 1:2.5 f=10.5cm und nutzt ein modifiziertes Sonnar-Design (5/3). Charakteristisch ist ein massiver, die Konstruktion dominierender Glasblock. Es war rund 20 Jahre im Nikon-Programm, hohe zentrale Schärfe und weiches Bokeh prägen den Bild-Look. Der Nachfolger mit überarbeitetem optischen Design (5/4) war von 1971 bis 2005 auf dem Markt. Einer der bekanntesten Vertreter der Sonnar-Gattung ist das Zeiss 135/3.5, es wurde hier vorgestellt.

105-3. Z. Heliar-Design
Rund 17 Jahre im Sortiment: Nikkor-P Auto 1:2.5 f=10.5cm.
Sonnar-Design. Heliar-Design
Das Design von 1959 nutzte 5 Linsen in 3 Gruppen, wurde 1971 leicht modifiziert (5/4) und bis 2005 hergestellt.
105-6. Heliar-Design
Leicht abgeblendet läuft die Schärfe zur Höchstform auf. Auch am 24 Megapixel Vollformatsensor der Nikon Z6.
105-7. Heliar-Design
Typisch Sonnar: Hohe Schärfe und weich gezeichnete Hintergründe.

Seltenes Heliar-Design

Das Micro-Nikkor 105mm 1:4 war das erste „selbständige“ Nikon-Makro im 100 Millimeter Segment, zuvor existierte es nur als Objektivkopf für Balgengeräte. Gewogen und vermessen wurde das Micro-Nikkor hier. Auf die Frage, warum 1971 ein Heliar-Design (5/3) gewählt wurde, findet sich keine Antwort. Pentax hatte ein vergleichbares Objektiv seit den 1970er Jahren bis 1989 im Sortiment. Aktuell wird dieses optische Design nur noch von Cosina für Voigtländer als Heliar 50/3.5 mit Leica-M-Mount gefertigt – computerberechnet mit modernen Glassorten.

105micro1
Das Micro-Nikkor 105mm 1:4 gehörte 1971 zu den ersten 100-Millimeter-Makro-Objektiven von Nikon.
Heliar
Das optische Design basiert auf einer um 1900 entwickelten Heliar-Rechnung. Im Nachfolgemodell 105/2.8 von 1983 kam eine komplett andere Rechnung mit 10 Linsen in 9 Gruppen zum Einsatz.
105M1
Typische Abbildungseigenschaften eines Makro-Objektivs: Gute Schärfe, kaum sichtbare Verzeichnung oder chromatische Aberration.
105M3
105 mm Brennweite erlauben komfortable Arbeitsabstände. Das Micro-Nikkor ist Offenblenden-tauglich und entwickelt bei Blende F/4 am Vollformatsensor ein unaufdringliches Bokeh.
105M6
Mit einem Motiv im Nahbereich und großem Abstand zum Hintergrund sorgt das vergleichsweise alte optische Design für ungewöhnliche Unschärfeverläufe.
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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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