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Ferropolis: Die Stadt aus Eisen

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Ferropolis, die Stadt aus Eisen, gehört zu den außergewöhnlichen Zielen auf der Route der Europäischen Industriekultur. Fünf Großbagger aus dem ehemaligen Braunkohlentagebau Bitterfeld dominieren das Industriemuseum in exponierter Lage auf einer Halbinsel im Gremminer See. Die Bagger sind frei begehbar und bieten eine ungewöhnliche Kulisse. Vorab vermittelt eine VR-Tour erste Eindrücke möglicher Perspektiven und zahllose Details.

Ferropolis: Die Stadt aus Eisen
Ferropolis, die Stadt aus Eisen: Ganzjährig geöffnet und besonders im Winterhalbjahr ein idealer Fotospot.

Nach der Stilllegung des Tagebaus entstand auf Basis einer Diplomarbeit die Idee einer musealen Nutzung des Geländes und der verbliebenen Großgeräte. Groß meint Längen zwischen 70 und 125 Meter, bei 30 Meter Höhe und Gewichten bis zu 2000 Tonnen. Ihre kryptischen Typbezeichnungen wurden durch Namen wie Mad Max, Medusa oder Mosquito ergänzt. Viele Bereiche der Bagger lassen sich auf eigene Faust erkunden, zusätzlich werden geführte Touren angeboten.

Grossbagger. Ferropolis: Die Stadt aus Eisen
Die Großbagger sind begehbar und bieten immer wieder neue Blickwinkel.
197 ERs 400, Mosquito. Ferropolis: Die Stadt aus Eisen
Der Bagger 197 ERs 400, Mosquito genannt, ist das älteste und beweglichste Gerät der Sammlung. Es hat über 200 Kilometer im Tagebau zurückgelegt.

Info und Anreise

Als Fotospot empfiehlt sich Ferropolis vor oder nach der Hauptsaison. Die Arena zwischen den Baggern fasst 25.000 Personen. Bekannte Bands wie Die Ärzte und die Puhdys traten hier auf. Im April und Mai ist das Areal bei Campern beliebt: Camping unter Baggern. Ferropolis ist ganzjährig geöffnet, nur 15 Autominuten von der Autobahn A9 entfernt und in der Saison auch mit historischen Sonderzügen erreichbar. Alle Informationen finden sich auf der Ferropolis-Website.

Ferropolis VR Tour. Ferropolis: Die Stadt aus Eisen
Keine Zeit für einen Besuch? Lohnenswert ist die VR-Tour auf der Ferropolis-Website in jedem Fall.
Detail Kabel. Ferropolis: Die Stadt aus Eisen
Beim Erkunden der Bagger finden sich unzählige Details.

Weitere Fotospots

Rund 150 Kilometer weiter östlich steht die Landmarke Rostiger Nagel, umgeben von künstlichen Seen in einem renaturierten Braunkohlerevier. Bei Sonnenaufgang bietet der Stahlturm über 162 Treppenstufen Zugang zu spektakulären Aussichten. Die Planung des optimalen Zeitpunkts unterstützt dieser Spiegel-Online-Artikel.

Rostiger Nagel
Aussichtspunkt Rostiger Nagel: Tipps zur Anreise und weitere Bilder bietet der Altglas-Blog hier.

In der Nähe liegt auch das Besucherbergwerk F60, ebenfalls Ankerpunkt auf der Route der Europäischen Industriekultur. Hier befindet sich eine der weltgrößten beweglichen Maschinen, die Abraumförderbrücke F60: 500 Meter lang und 11.000 Tonnen schwer. Geführte Touren ermöglichen Einblick in die Technik und Ausblick über die Lausitz. Die Kantine auf dem Besuchergelände vermittelt mit ihrer Einrichtung und den Speisen DDR-Charme.

F60
Ausblick vom höchsten Punkt der Abraumförderbrücke F60, zugänglich über geführte Touren.

Der VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe dominierte einst die Region. Schicksalhaft damit verknüpft war die Stadt Hoyerswerda. Die Regisseurin Grit Lemke wuchs hier auf und beschreibt in ihrem 2021 erschienenen dokumentarischen Roman „Die Kinder von Hoy“ Aufstieg, Alltag und Absturz der Stadt bis in die Jetztzeit. In Hoyerswerda hatte sich zu DDR-Zeiten eine überraschend vielfältige Subkultur entwickelt. Dazu zählte auch Gerhard Gundermann, „der Springsteen des Ostens“.

Tagebau Welzow-Süd
20 Kilometer nördlich von Hoyerswerda frisst sich der Tagebau Welzow-Süd immer noch durch die Landschaft. Entlang der Abbruchkante gibt es eine Reihe von Aussichtspunkten. Excursio in Welzow bietet Geländewagen-Touren durch das Areal an.
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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

5 Kommentare

  1. TOP-Location!
    Alles sieht irgendwie so aus, als müsste man nur den Stecker wieder reinstecken und weiter geht’s!
    TIPP: Den Besuch kombineren mit Kraftwerk Zschornewitz, nur ca. 8 km entfernt.
    Ebenfalls eine Quelle toller Fotomotive.
    Ich habe vor etlichen Jahren an einem heißen Sommertag beides besucht und war begeistert.

      1. Tatsächlich?
        Das ist eine Schande, denn Zschornewitz war seinerzeit das grösste Braunkohlekraftwerk der Welt.
        Beeindruckend fand ich z.B. das für kalte Winter vorgehaltene Düsentriebwerk, das dazu diente, Kohlewaggons als Riesenfön aufzutauen.
        Manchmal frage ich mich, was denn unsere Enkel einmal besichtigen sollen an technischen Errungenschaften aus unserer Zeit:
        Umgefallene Windräder?

  2. Diese Ausstellung finde ich sehr aussergewöhnlich, vor allem, wenn man sich für diese Technik interessiert. Gigantisch und dort wieder tolle Details.
    Ich besuchte sie schon Mitte der 2000er Jahre, weil dort in die Nähe mein Vater hingezogen war.
    Außerdem war ich als Student in Sonderschichten auf einigen dieser Geräte in den späten 1980er Jahren in Sonderschichten sowohl im Bitterfelder Revier wie auch mehrfach im Cottbuser Revier im Einsatz.
    Auch das Museum in Ferropolis im Kraftwerk war eine gute Ergänzung. Allerdings fehlte mir dort ein Raum, in dem man die damalige tatsächliche Verdreckung der ganzen Umgebung erfahren/erspüren konnte.
    Man sollte hin und sich alles ausgiebig anschauen, solange noch alles begehbar ist. Denn auch dort nagt der Zahn der Zeit daran und die Monster sind nicht gerade klein und benötigen Unterhalt. Stahl rostet irgendwann weg.

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