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Bildperspektive ermitteln: Zweipunktperspektive

Bei schräger Sicht auf kubische, parallel ausgerichtete Objekte ist nicht mehr nur ein zentraler Fluchtpunkt feststellbar, sondern zwei.

Die Abbildung aus New York hatte bereits darauf aufmerksam gemacht, dass bei schräger Sicht auf kubische, parallel ausgerichtete Objekte nicht mehr nur ein zentraler Fluchtpunkt feststellbar ist, sondern zwei. Während die Flächen und damit ihre Kanten, die nach links weisen, einen Fluchtpunkt auf dieser Seite haben (rote Fluchtlinien), weisen die in die Gegenrichtung schauenden Flächen auf einen weiteren Fluchtpunkt ganz rechts (blaue Fluchtlinien). Eine waagerechte Linie, der Horizont, durch den einen Punkt verläuft auch durch den anderen – tut sie das nicht, sind die senkrechten Gebäudekanten nicht wirklich vertikal, sondern konvergieren ebenfalls weit oben.
Zumindest die vertikale Gebäudekante in der Bildmitte muss exakt senkrecht verlaufen, falls Sie keine Korrektur sogenannter stu?rzender Linien vornehmen. Sorgen Sie also durch genaues Ausrichten vor der Konstruktion der Fluchtlinien dafu?r, dass die Vertikalen stimmen. Wie zuvor beschrieben, erweitern Sie dann die Arbeitsfläche, um genu?gend Raum fu?r die Auffindung der Fluchtpunkte zu gewinnen. Im Unterschied zur Einpunktperspektive nehmen Sie die Ausweitung aber nicht nur nach einer Seite hin vor, sondern nach beiden.

Fu?r Ihre Einstellungen bedeutet das, dass Sie im Feld „Arbeitsfläche“ unten das dunkle Quadrat in der Mitte des Feldes belassen und daru?ber unter „Breite“ einen ausreichend hohen Wert fu?r die Ausdehnung angeben. Neue Flächen werden also rechts und links davon angefu?gt, und zwar wird jeweils die Hälfte der Differenz zwischen urspru?nglichem und neuem Wert angefu?gt (bei einseitiger Erweiterung wird der komplette Bereich seitlich ergänzt).
Tipp: Es gibt unter „Arbeitsfläche“ zwei Varianten, um die Breite oder Höhe der hinzugefügten Fläche zu bestimmen: In der Grundeinstellung zeigen die Felder fu?r Breite und Höhe die gesamte Erstreckung der Arbeitsfläche. Manchmal ist es einfacher, die Option „Relativ“ zu aktivieren. Geben Sie dort etwa den Wert 10 ein, wird das Dokument zu beiden Seiten um 5 cm erweitert.

Die Konstruktion der Fluchtlinien ist hier dieselbe wie beim Bild ganz oben, sie treffen sich zu beiden Seiten auf der neu generierten Fläche in ihren Fluchtpunkten und markieren den Horizont. Blickt man im Bild genau mittig auf eine vertikale Kante mit identischen Winkeln der Flächen zu beiden Seiten, so liegen die Fluchtpunkte links und rechts gleich weit entfernt. Ist dagegen die frontale Seite der Quader fast unverzerrt zu sehen, die in die Bildtiefe weisende entsprechend stark verku?rzt, so liegt deren Fluchtpunkt noch innerhalb der Bildgrenzen oder nur kurz daneben, während jener der Frontflächen mitunter eine extreme Ausweitung der Arbeitsfläche in eine Richtung erfordert. Die Fluchtlinienkonstruktion ist dann nur in starker Verkleinerung der Ansicht möglich und daher nicht völlig exakt an den Kanten ausgerichtet.

Neues Fenster
Eine wertvolle Hilfe, um das Problem exakter Platzierung trotz sehr starker Verkleinerung der Bildansicht zu umgehen, ist das Einblenden zusätzlicher Fenster, die dieselbe Datei zeigen. Dazu gehen Sie im Menü „Fenster“ zum Eintrag „Anordnen“ und dort auf die Zeile „Neues Fenster fu?r (Name der Datei)“. Sie können dem neuen Fenster nicht nur eine beliebige Größe und Position auf dem Monitor zuweisen, sondern ebenso eine geeignete Ansichtsgröße; zudem lassen sich bei Bedarf auch mehrere dieser Zusatzansichten öffnen. Einzige, aber nicht erheblich beeinträchtigende Einschränkung des Verfahrens: Eine Veränderung wird jeweils nur im aktuellen Fenster in Echtzeit angezeigt, in den anderen erst dann, wenn sie abgeschlossen ist.

Dieser Intensivkurs aus dem Band „Perspektive“ ist einer von vielen hundert, die Sie auf der DVD-Edition der Photoshop-Enzyklopädie finden.
Weitere Auszüge aus der Enzyklopädie finden Sie hier.

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Doc Baumann

Doc Baumann befasst sich vor allem mit Montagen (und ihrer Kritik) sowie mit der Entlarvung von Bildfälschungen, außerdem mit digitalen grafischen und malerischen Arbeitstechniken. Der in den Medien immer wieder als „Photoshop-Papst“ Titulierte widmet sich seit 1984 der digitalen Bildbearbeitung und schreibt seit 1988 darüber.

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