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Gastbeitrag: Neuer Piktorialismus II

Frank Baeseler hat eine Technik entwickelt, mit der man alten Analog-Objektiven als sogenannten „Squeezer-Lenses“ ein neues Leben in der Digitalfotografie verschaffen kann.

Zu irgendeinem Zeitpunkt wurde mir das digitale fotografische Abbild einfach zu glatt, zu perfekt – ja – fast zu langweilig. Mit AF- und Belichtungsautomatik, Zoom, Motivprogramm usw. blieb eigentlich nur noch die Bildkomposition und die Kommunikation mit der ins Bild gesetzten Person übrig. Um hier jedoch bildwichtige (oder für mich wichtige) Elemente hervorzuheben, musste ich in die mehr oder weniger automatischen Abläufe Digitalfotografie eingreifen, beispielsweise per Schärfeverlagerung über die Blende. Das funktioniert in der Dimension Tiefe, also vom Vorder- in Richtung Hintergrund. Eine Schärfeverlagerung von links nach rechts bei gleichen Abständen ist so nicht möglich.
Ein weiteres Kriterium für mich ist die Unschärfe selbst, das Bokeh. Bei neuen Objektivrechnungen ist es eher langweilig, bei alten häufig interessant bis überwältigend, wie beim russischen Helios 40-2 mit der Brennweite 85 mm und der Lichtstärke f1.5.  
Seit über einem Jahr bin ich am Basteln, Probieren und Fotografieren. Die Ergebnisse können sich inzwischen wohl sehen lassen.
Neben meiner Fotografie mit dem Helios 40-2 habe ich noch ein kleines, kompaktes und optisch hochwertiges Shift/Tilt-Objektiv entwickelt. Es besteht aus einer Einstellschnecke (Helicoid) und dem klassischen vierlinsigen Leitz Hektor 85mm f2.5. Diese Mini Squeezer Lens mit Anschlüssen für Canon, Nikon, Sony A und M42 ist mit € 145,00 relativ preiswert verfügbar (www.squeezerlens.com).
Beide Objektive versetzen mich in die Lage, mit meiner DSLR oder analogen Spiegelreflex zu malen und/oder Bilder im Stil des Piktorialismus (im Gegensatz zur „Reinen Fotografie“) zu gestalten. Die kunstfotografische Stilrichtung des Piktorialismus vermied ganz bewusst die Auseinandersetzung mit der Realität und wollte die Fotografie von ihrem „Geburtsfehler” – die objektive und mechanische Genauigkeit – befreien. Fotografen strebten nach der für die Malerei typischen Subjektivität, nach weichen Konturen und „künstlerischer Unschärfe”.
Frank Baeseler lebt in Güby an der Schlei und beschäftigt sich intensiv mit experimenteller Fotografie und Edeldrucken. Seine berufliche Stationen reichen vom Besitz einer Werbeagentur in Hamburg über einen langjährigen Auslandsaufenthalt in England bis hin zur Lokalisierung englischsprachiger Computer- und Fotoliteratur.

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