Im kreativen Umgang mit Objektivnamen sind die Hersteller von Kino-Optiken geübt. Selbst zwei Objektive vom selben Produzenten mit identischer Bezeichnung bieten keine Garantie für gleiche Eigenschaften. Mitunter wurden bekannte und gut eingeführte Namen für die nächste Generation übernommen – selbst bei grundlegend anderem optischen Design, wie beispielsweise beim Cine Raptar 25/1.9. Immerhin nutzte Wollensak ab 1948 den Namen „Cine Raptar“ konsequent für alle Kino-Objektive. Dennoch führt diese Umstellung heute oft zu ärgerlichen Verwechslungen.

Ein wenig erinnert es an die Vermarktung von Sojamilch. Milch kennt jeder, kommt von der Kuh, meistens jedenfalls. Wer mal einen Erdbeershake mit Ziegenmilch probieren musste, schätzt den Klassiker und die Alternativprodukte anschließend vielleicht umso mehr. Es lag nah, mit den Sojaprodukten die vermeintliche Nähe zur Milch durch die Verpackung zu unterstreichen. Was die Hafer- und Reis-Alternativen ebenfalls tun. Vielleicht war es auch purer Pragmatismus aus Mangel an Alternativen. In Frankreich wird selbst Wein im Tetra-Pack akzeptiert, bei uns hat in dieser Verpackung ein denkbar schlechtes Image. Aber das ist eine andere Geschichte.
Abbildungseigenschaften
Das Cine Raptar 25/1.9 von Wollensak ist eine attraktive Optik und bietet einen günstigen Einstieg in die Welt historischer Kino-Objektive. Taylor & Hobson hatte Vergleichbares im Angebot, ging jedoch noch willkürlicher mit den Namen um und änderte zusätzlich die Bauformen – alter Wein in neuen Schläuchen. Die Abbildungseigenschaften der Ernostar-Optiken wirken im Vergleich zu einem Petzval-Design recht gezähmt, jedoch keineswegs so langweilig wie Planar-Rechnungen. Eine eigenwillige Ernostar-Interpretation zeichnet die Standardversion des Lytar 25/1.8 aus, die jedoch selten günstig erhältlich ist.