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Band 09

Photoshop-Basiswissen: Masken und Kanäle


Wozu braucht man Masken?

Ähnlich wie beim Karneval dienen Masken auch im grafischem Bereich dazu, etwas zu schützen – in unserem Fall soll allerdings nicht die Identität der Person geschützt werden, welche sie trägt, sondern eine Fläche, die es auf diese Weise vor Veränderungen zubewahren gilt.

Als ich vor vielen Jahren Grafisches und Fotografisches noch analog betrieb, waren Masken handfeste materielle Objekte. Wenn ich Airbrush-Illustrationen anfertigte, lag eine dicke Rolle nicht zu stark haftender Selbstklebefolie bereit, die auf das Papier gepappt und entlang der Konturen und Farbgrenzen sauber ausgeschnitten wurde. Nach dem ersten Sprühdurchgang zog ich sie ab, klebte Teile der zuvor nicht benötigten Folie über andere Bereiche und sprühte erneut. So entstand Schicht für Schicht das Bild, ohne dass sich der Farbnebel an unerwünschten Stellen niederlassen konnte.Weiche Kanten entstanden, indem ich eine entsprechend ausgeschnittene Pappe am Rand leicht anhob oder ein paar Geldstücke darunter legte, damit die Farbtröpfchen in der Übergangszone sanft auslaufen konnten. Manchmal experimentierte ich mit durchbrochenen Gardinenstoffen oder luftigen Geweben, um Strukturen darzustellen. Beim Arbeiten in der Dunkelkammer war es ähnlich. Aus schwarzer Pappe schnitt ich Löcher aus, um auf zu flaue Bereiche des entstehenden Papierbildes mehr Licht fallen zu lassen; umgekehrt dienten kleine Pappscheibchen, am Ende von Drähten befestigt, dazu, das Papier vor zu viel Licht zu schützen. Damit diese Werkzeuge weiche Schatten werfen, mussten sie ausreichend weit von diesem positioniert und kreisend bewegt werden.
Sie haben nie in der Dunkelkammer gearbeitet und kennen diese Instrumente daher nicht? Falsch! In Photoshop gibt es sie noch immer, und sie tragen noch immer ihre alten Namen: Abwedler und Nachbelichter. Vielleicht hat etwas Dunkelkammererfahrung durchaus Vorzüge für das Arbeiten mit Photoshop – und wenn es nur die Erleichterung ist, nicht mehr im dunkelroten Dämmerlicht beim Gestank der Chemikalien Berge misslungener Abzüge zu produzieren. Heute erledigt man derlei entspannt und bei Tageslicht am Schreibtisch, sieht das Bild direkt vor sich, experimentiert und macht Schritte im Falle des Misslingens rückgängig. Häufig betreffen die Eingriffe, mit denen wir ein digitales Bild verändern wollen, nicht dessen ganze Fläche, sondern nur Teile davon. Diese Bereiche legen Sie durch Auswahlen fest; wie die entstehen und wie Sie mit ihnen umgehen, schildert ausführlich Band 1 unserer Reihe.
Bereits mit dem Anlegen einer beliebigen Auswahl erzeugen Sie auch eine Maske. Sie nennen das nur nicht so. Ohne Vorbereitungen steht die komplette Fläche eines Bildes für Veränderungen zur Verfügung – Sie können Helligkeits- und Farbmodifikationen vornehmen, Filter benutzen oder mit Malwerkzeugen Spuren hinterlassen. Wollen Sie diese Auswirkungen auf bestimmte Bereiche beschränken, erzeugen Sie vorab eine Auswahl. Der ausgewählte Bereich lässt sich nun verändern, der außerhalb der Auswahl nicht, er ist geschützt. Das ist eine Maske. Auswahlen sind vergänglich. Sie können zwar die zuletzt genutzte noch einmal aufrufen (Strg-/Befehls-, Umschalt und D-Taste), aber mehr auch nicht. Um eine Auswahl dauerhaft zu speichern, können Sie sie zum Beispiel in einen Alphakanal sichern, was einen weiteren Eintrag in der Kanäle-Palette nach sich zieht. Der ausgewählte Bereich wird dort durch weiße Farbe angezeigt, der geschützte – die Maske – durch Schwarz. Bei Bedarf machen Sie später durch „Laden“ aus dem Kanal wieder eine Auswahl. Zudem lässt sich der Kanal mit allen Werkzeugen und Verfahren bearbeiten wie ein normales Graustufenbild.Sie können also darin malen, Filter anwenden – zum Beispiel Konturen weichzeichnen oder sogar andere Bilder einfügen. Laden Sie eine solche Auswahl, gibt es nicht mehr nur geschützte und ungeschützte Bereiche, sondern kontinuierliche Übergänge.
Wie sehr hätte ich mir so etwas bei den Masken für die Spritzpistole gewünscht! Alphakanäle werden zusammen mit dem Bild gespeichert und stehen bei erneutem Öffnen weiterhin zur Verfügung. Mit ihnen befasst sich das erste und längste Kapitel dieses Buches. Es gibt darüber hinaus für kurzfristige Auswahlbearbeitung den Maskierungsmodus. Ihn lernen Sie in Kapitel 2 kennen. Er ist übersichtlicher als eine Auswahl, weil Sie genauer sehen, was maskiert ist und was nicht. Der Maskierungsmodus ist eine Art vorübergehend bestehender Alphakanal. Schließlich gibt es noch Ebenenmasken, die ich Ihnen in Kapital 3 vorstelle. Sie ähneln den beiden anderen Varianten, lassen sich in derselben Weise bearbeiten, sind aber nur einer Ebene zugeordnet und haben den Vorzug, dass sie sich sozusagen selbst anwenden: Ihre dunklen Teile blenden Pixel der dazugehörigen Ebene aus, so dass die Ebene/n darunter wie durch ein Fenster oder ein Loch zu erkennen sind; sichtbar ist die Ebene nur dort, wo ihre Ebenenmaske weiß oder hell ist. Während Masken in Alphakanälen oder im Maskierungsmodus vor allem dazu dienen, eine Auswahl für den späteren Gebrauch aufzubewahren, weil Sie in den nicht geschützten Bereichen eine Veränderung vornehmen wollen, sind Ebenenmasken das wohl wichtigste Hilfsmittel für Montagen verschiedener Bildelemente. Sie helfen bei deren Freistellen (also dem Entfernen ihres nicht benötigtem Umfeldes), haben aber den Vorteil, dieses Umfeld eines Objektes nicht endgültig zu löschen, sondern es nur unsichtbar zu machen. Vielleicht benötigt man später ja doch noch einen Teil davon, oder man merkt, dass die Kontur beim Freistellen nicht überall so exakt verläuft, wie man das haben möchte. Mit Ebenenmasken können Sie zahllose Ebenen miteinander kombinieren und verschachteln.
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Johannes Wilwerding

Johannes Wilwerding hat bereits Mitte der Achziger Jahre und damit vor dem Siegeszug von Photoshop & Co. Erfahrungen in der Digitalisierung von Fotos und in der elektronischen Bildverarbeitung gesammelt. Seit 2001 ist er freiberuflicher Mediengestalter und seit 2005 tätig für das DOCMA-Magazin.

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