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Porsche CGI



In der Autowerbung wird heute kaum noch richtig fotografiert ? längst ist man dazu übergegangen, ­3D-Modelle in zuvor aufgenommene Hintergründe zu ­montieren. Wie man ein solches Szenario um den Faktor Fahrdynamik anreichert, zeigt Thorsten Jasper Weese vom CGI-Spezialisten RECOM.

Jeder weiß, dass um Stuttgart herum Porsches und andere Autos gebaut werden. Kaum einer dagegen weiß, dass hier im Ländle auch eine der Firmen ihren Sitz hat, die sich auf digital erzeugte Autobildwelten spezialisiert haben. RECOM in Ostfildern konzentriert sich auf Postproduktion und CGI. Mit dieser Mischung realisiert sie automobile Inszenierungen aus Drahtgittermodellen, HDR-Sphären und Pixeltuning für viele große Player im globalen Automarkt. CGI, das Kürzel steht für ?Computer Generated Imagery?, ist für Werbefotografen die Kernkompetenz der Stunde, zumindest sofern sie in Zukunft noch für Kunden auf hohem Niveau arbeiten möchten. Da sich allerdings kaum ein etablierter Fotograf in die 3D-Welt der Nurbs, Shader und Polygone einarbeiten mag, schließt man nur zu gerne Bündnisse mit CGI-Dienstleistern. Das Ergebnis sind ? wie in unserem Beispiel ? nicht-kommerzielle CGI-Portfolio-Produktionen. Sie zeigen nicht in erster Linie die Qualifikation des Fotografen solche Bilder im Alleingang liefern zu können. Vielmehr lassen sie erkennen, dass der Fotograf Erfahrung im Teamwork bei derartigen, heute immer noch sehr aufwendigen Produktionen hat. Im Idealfall verkaufen sich Fotografen und CGI-Spezialisten als Team. Eine Synergielösung also, allerdings eine, für die der Fotograf zur Kasse gebeten wird, wenn auch ? gemessen an einem Werbejob ? zu Sonderkonditionen. 

Die Aufnahme

In diesem Fall wandte sich das Münchner Fotografen-Duo Mierswa/Kluska , das auf Mode und Autos spezialisiert ist, mit einer Bildidee im Kopf an RECOM, die dessen Portfolio um eine CGI-Produktion erweitern sollte. Abgesprochen wurde das Projekt in allen formalen und produktionstechnischen Details mit CGI-Director Thorsten Japer Weese. Weese versteht sich in dieser Position als ?Dolmetscher zwischen 2D- und 3D-Sprache? und kümmert sich um alles, was nach Aufnahme der Fotografien für das Bild beschafft und berechnet werden muss. Der Fotograf liefert meist ?nur? noch eine Backplate, ein Hintergrundbild also, das den finalen Schuss zeigt. ?Im Grunde macht der Fotograf sein Bild wie früher?, erklärt Weese, ?nur halt ohne das Auto?. Für echte CGI-Produktionen reicht es allerdings nicht aus, einfach nur ein Bild zu machen und den Rest später am Rechner hinein zu montieren.
Am Set wird neben dem späteren Hintergrund auch die Lichtsituation erfasst. Zu diesem Zweck zeichnet ein entsprechend ausgerüsteter Fotograf selbst oder ? wie in den meisten Fällen ? der Dienstleister mit einer Spheron-Kamera oder ähnlichem Equipment eine HDR-Sphäre auf. Müssen nur Fotograf und CGI-Dienstleister, wie bei dieser Portfolio-Produktion, das Bild und seine Inhalte abstimmen, reicht der beschriebene technische Aufwand aus. In einer echten Produktion, bei der noch ein Kunde und dessen Werbeagentur mit von der Partie sind, setzt Weese zur Verkürzung des Ablaufs auf eine Realtime-Previsualisierung: ?Wir arbeiten dann am Set mit einer Software, die das später eingesetzte Fahrzeug schon bei der Aufnahme im Hinblick auf Position im Bild, Blickwinkel und Brennweite automatisch und verbindlich vormontiert. So erhalten alle am Kreativprozess Beteiligten gleich vor Ort eine optische Entscheidungsgrundlage. Ist man sich dann einig, können wir die dabei erlangten Informationen und Werte für die spätere Bearbeitung speichern.? 


Mehr über das Prosche Projekt von RECOM erfahren Sie in DOCMA 25.


Thorsten Jasper Weese
Jahrgang 1974, ist von Haus aus gelernter Schriftsetzer und hat sich das Wissen um digitale Bilder und 3D-Techniken als ­Autodidakt angeeignet. Zehn Jahre lang entwickelte er bei RECOM als ­Postproduktioner und Artworker vornehmlich Looks. Erst 2006 ist er auf den CGI-Zug ­aufgesprungen und hat seither als CGI-Director den ­3D-Geschäftszweig auf- und ausgebaut.
Mehr Infos unter www.recom-cgi.de

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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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