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Episode 8: Vom fettfreien Umgang mit Papier

Schon ein unbedachter Griff auf den später zu bedruckenden Bereich hinterlässt Fettreste, die sich so gar nicht mit der Tinte vertragen wollen.

Als ich früher lange Nächte in der Dunkelkammer zubrachte, tat ich dies in einer von meinem Vater gelehrten Tradition: Mit einer Rauchware zwischen den Lippen und den bloßen Fingern im Schalenbad. Mag sein, es lag am Unterschied der Rauchwaren, ich zog Zigaretten vor, während sich mein alter Herr an Tabakspfeifen gütlich tat. Meine Abzüge waren jedenfalls deutlich kontrastärmer und fleckiger, wenngleich ich niemals auch nur einen Fingerabdruck darauf gefunden hätte. Ganz anders als bei meinen Versuchen mit den typischen Laborzangen übrigens. Laborzangen dienten dazu, Abzüge ohne feuchte Finger durch die Chemiebäder zu befördern. Hier erzeugte ich ständig Abdrücke auf den Prints, was aber durchaus daran gelegen haben mag, dass ich stets vergaß, die Zange zwischen den Bädern zu wechseln oder wenigstens zu reinigen.
Derart vorbelastet näherte ich mich dem Fotodrucker. Das Rauchen habe ich mir fast abgewöhnt, doch es gäbe in der „Hellkammer“ durch nikotingeschwängertes Zusatzglimmen sicherlich keine Qualitätseinbußen. Solange sich meine Druckversuche auf Proofpapier, matte Fineart-Qualitäten und Stoffe beschränkten, musste ich das Papier nur mit sauberen Händen vorsichtig anfassen. Im Grunde reicht es also aus, sich darauf zu konzentrieren, Knicke zu vermeiden. Bei seidenmattem und glänzenden Medien muss man dagegen viel vorsichtiger sein. Schon ein unbedachter Griff auf den später zu bedruckenden Bereich hinterlässt Fettreste, die sich so gar nicht mit der Tinte vertragen wollen. Abhilfe bringt hier nur das bewährte Paar weißer Baumwollhandschuhe, das sich preisgünstig in jedem besseren Bastelladen erstehen lässt. Wer hier sparen will, kommt nur solange um die Anschaffung herum, wie er mit spitzen Fingern Blattware einlegt. Beim Arbeiten mit Rollen muss man jedes mal beherzt mit allen fünf Fingern um die Papierrolle herum auf die Druckfläche greifen, um einen geraden Einzug zu gewährleisten. Verzichtet man auf diesen Griff, folgt die Strafe auf dem Fuße: Das Papier wird dann in der Regel mehrfach zurückgewiesen und will jedes mal aufs Neue manuell positioniert werden. Das kostet Zeit und erzeugt noch mehr Fingerabdrücke.     

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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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