Blog

Episode 2: Konfektionierungstücken

Ein kostendämmernder Versuch, alte Rollen, die leider etwas zu breit sind, passig schneiden zu lassen, ist furios gescheitert. Drei Druckbetriebe und ein Kartonagenhersteller weigern sich die Rollen zu kappen.

Im Kaufrausch habe ich gleich mal einen zweiten Satz Tinte und ein paar Medien zum Experimentieren bestellt. Auch wenn der Treibstoff gegenüber kleineren Modellen nur ein Drittel kostet, hat man immer noch bei Preisen um 450 Euro netto pro Tintenliter den Eindruck, flüssiges Gold zu verfüttern. Na, wenigstens ist der Gloss-Enhancer billiger. Papier von der Rolle ist ebenfalls recht günstig. Solange man bei Standardware (260g, hochglänzend) bleibt, sind 4 bis 5 Euro pro Quadratmeter die Regel. FineArt-Qualität kostet gleich das Vierfache.
Ein kostendämmernder Versuch, alte Rollen, die leider etwas zu breit sind, passig schneiden zu lassen, ist furios gescheitert. Drei Druckbetriebe und ein Kartonagenhersteller weigern sich die Rollen zu kappen. ?Das Material muss konfektioniert werden?, heißt es unisono ? im Klartext abgerollt, geschnitten und wieder aufgerollt. Lerne viel über die Physik des Scheidens. Der nächste Konfektionierer ist aber 85 Kilometer entfernt. Bei sechzig Meter Papier auf drei Rollen lohnen schon die Spritkosten den Aufwand nicht, von den zu erwartenden Lohnkosten und der verlorenen eigenen Zeit ganz zu schweigen.  
Telefonischer Tipp vom Papierlieferanten: Mal beim Tischler vorstellig werden und die Rolle langsam durch eine Kreissäge schieben. Langsam ist wichtig, sonst verkleben die Kunststoffanteile. Gut sei auch eine Kapp- und Gehrungssäge. Allerdings sollte man ein großes Modell wählen, anderenfalls entstünden nur allzu leicht unschön gewinkelte Kanten. Ideal wäre ? nach Ansicht des kompetenten Beraters ? eine umgerüstete Furnier-Schneidemaschine. Einer seiner Großkunden hat so etwas stehen und die Ergebnisse seien fast perfekt. Nur der Anschaffungspreis läge auch ohne Umbau in der Größe eines funkelnagelneuen Luxusautos mit Stern dran. Sowas wird hier in der Provinz wohl kein Tischler haben.

Zeig mehr

Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

Ähnliche Artikel

Schreiben Sie einen Kommentar

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Das könnte Dich interessieren
Close
Back to top button