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Vorgaben, Teil 1

In diesem dreiteiligen Intensivkurs erfahren Sie, welche zusätzlichen Anpassungen Ihnen Photoshop neben den Voreinstellungen erlaubt.

Nachdem wir Ihnen im vorhergehenden Intensivkurs die Möglichkeiten vorgestellt haben, den Gebrauch von Photoshop über seine ?Voreinstellungen? Ihrer individuellen Arbeitsweise generell anzupassen, möchten wir Ihnen in diesem Teil zeigen, welche zusätzlichen Anpassungen Ihnen das Programm erlaubt.
Viele dieser Einrichtungen verlangen zunächst eine gewisse Vorbereitungszeit, was Anwender oft dazu verführt, diese Schritte in eine ungewisse Zukunft zu verschieben oder die Finger ganz davon zu lassen. Es klappt doch auch so. Tut es ? aber wenn Sie die vergleichsweise wenigen Minuten des Einrichtens den eingesparten Stunden und Tagen bei der späteren Nutzung gegenüberstellen, erübrigt sich die Frage eigentlich, ob man sich diese Mühe wirklich machen sollte.
Immer wieder hören wir auch: Nein, ich arbeite lieber mit den Menüs; die ganzen Tastenkürzel kann ich mir ohnehin nicht merken, und wenn ich dann noch ergänzend eigene anlege, blicke ich überhaupt nicht mehr durch. Natürlich muss das jede/r selbst wissen, wir können hier nur unverbindliche Vorschläge machen, wie sich Arbeitsgeschwindigkeit und Effektivität durch individuelle Anpassung erheblich steigern lassen. Aber um die zahlreichen angebotenen Möglichkeiten sinnvoll nutzen zu können, muss man erst einmal wissen, dass es sie überhaupt gibt und wo sie verborgen sind.
Dieses Kapitel ist in mehrere Abschnitte gegliedert, die sich mit den folgenden Bereichen befassen: Werkzeugvorgaben, Vorgaben für Auswahl-, Freistellen- und Bildgrößen, Umgang mit dem Vorgaben-Manager, Einrichten eigener Arbeitsbereiche, unterteilt in Palettenpositionen, Definieren von Tastaturkombinationen sowie Anpassen der Menüs. Wir demonstrieren Ihnen die Gliederung des Workflows durch Einbezug der Protokollpalette und ihrer Optionen, gehen ein auf Einstellungsebenen, Ebeneneffekte und Smartfilter, außerdem auf die Möglichkeit, in vielen Einstellungsfeldern der Bildanpassung und für Filter eigene Parameterkombinationen dauerhaft als Vorgaben zu speichern, die sich später erneut aufrufen und anwenden lassen.
Zum Schluss behandeln wir die unterschiedlichen Vorgehensweisen von Photoshop, diese Vorgaben zu sichern und zu übernehmen.
Werkzeugvorgaben
Wählen Sie eines der Photoshop-Werkzeuge, um damit zu arbeiten, können ? oder müssen ? Sie ihm in vielen Fällen erst einmal vorgeben, was genau es tun soll: Dem Pinsel etwa weisen Sie eine Form, eine Malfarbe oder bestimmte Wirkungsparameter aus der Pinselpalette zu, dem Lasso eventuell eine weiche Kante oder dem Freistellungswerkzeug eine bestimmte Größe und Auflösung. Je mehr Werte dabei mitspielen, um so länger dauert die Zuweisung ? und um so ärgerlicher ist es, wenn man dieses Werkzeug kurz danach erneut braucht und von vorn beginnen muss. Blätter (1), Baumrinde (2) und Gras (3) wurden bei diesem Bild in wenigen Minuten mit vordefinierten Pinselspitzen gemalt, von denen jede aufwendig vorbereitet wurde.
Die Pinselspuren in dieser Abbildung entstanden auf vergleichbare Weise; bei manchen wurden in fast allen Bereichen der Pinselpalette Vorgaben eingetragen. Bei den kleinen Quadraten etwa variieren Größe, Drehwinkel, Streuung und insbesondere die Farbwerte; die Spur in Form einer Farnpflanze entstand mittels einer passenden Werkzeugspitze und der Größenoption ?Verblassen?. Bei der Wahl einer neuen Spitze aus der Palette werden alle diese Vorgaben gelöscht. Aber zum Glück bietet Photoshop seit CS eine ?Werkzeugvorgaben?-Palette. Klicken Sie auf das Symbol für eine neue Vorgabe (unten rechts), wird das aktuelle Werkzeug mit allen zugewiesenen Werten unter eigenem Name gesichert und erscheint als neuer Paletteneintrag.
Diese Möglichkeit steht Ihnen für alle Werkzeuge zur Verfügung. Es lässt sich leicht nachvollziehen, wie viel immer wieder neue Vorbereitungsarbeit Sie sich ersparen, wenn Sie häufig benutzte Werkzeugvarianten auf diese Weise mit einem einzigen Klick aktivieren können. Hier ist das zum Beispiel ein Vektorstern mit zahlreichen zugewiesenen Ebeneneffekten, den Sie nach dem Sichern als Vorgabe mit denselben Eigenschaften aufziehen können. Dabei sind Sie an die damit gesicherten Werte nicht gebunden, sie lassen sich weiterhin nachjustieren.
Tipp: Wegen besserer Übersichtlichkeit ist es empfehlenswert, die Option ?Nur aktuelles Werkzeug? links unten in der Palette zu aktivieren, da Ihnen dann jeweils nur die Vorgaben des gerade verwendeten Werkzeugs angezeigt werden.
Betrachten wir ein anderes Beispiel: Vor allem dann, wenn Sie Bildbearbeitung professionell einsetzen, werden Sie wahrscheinlich häufig mit Projekten zu tun haben, bei denen Bilder mit vorgegebener Größe und Auflösung zu verwenden sind. Dafür setzen Sie das Freistellungswerkzeug ein und geben in der Optionenleiste (oben) die gewünschten Werte ein. Nehmen Sie immer wieder in Fotos solche Freistellungen vor, kostet das wiederholte Eintippen der Werte unnötig viel Zeit. Bestimmen Sie bei aktiviertem Werkzeug eine neue Vorgabe für das Freistellungswerkzeug, müssen Sie beim nächsten Mal nur noch auf die entsprechende Zeile in der Werkzeugvorgaben-Palette klicken und verfügen sofort über das konfigurierte Tool.
Maße neuer Dateien
Bildgrößen lassen sich auch mit anderen Verfahren arbeitssparend vorgeben. Sie sparen sich dabei die immer wieder neue Festlegung von Parametern wie Breite und Höhe der Arbeitsfläche, Auflösung, Farbmodus, Hintergrundfarbe (oder Transparenz) sowie Farbprofil. Um ein eigenes Vorgabeformat anzulegen, definieren Sie zunächst alle zuvor genannten Parameter, gehen dann in der Palette rechts zu ?Vorgabe speichern? und geben der Einstellung einen eigenen Namen, unter dem Sie das Format später schnell wiederfinden. Im ?Öffnen?-Fenster verwenden Sie nach der Festlegung ?Vorgabe?; dort finden Sie eine Liste der von Ihnen angelegten Bildspezifikationen, unterhalb davon zum Beispiel auch die verschiedenen DIN-Formate.
Auswahlwerkzeug
Bleiben wir bei der Größenfestlegung von Bildern: Wenn Sie in einem Bild oder bei einem bestimmten Projekt wiederholt Rechteck- oder Ellipsenauswahlen gleicher Größe vornehmen müssen, so gehen Sie bei aktiviertem Werkzeug in die Optionenleiste (oben), bestimmen ?Art > Feste Größe? und geben in den Feldern daneben Breite und Höhe ein. Die Werte bleiben dort gespeichert, bis Sie sie verändern. Das Werkzeug selektiert nun bereits beim Klicken eine Auswahl mit diesen Maßen. Lassoauswahlen verwandeln Sie zunächst in einen Pfad und sichern diesen als ?Eigene Form?
Tipp: Um die Maße einer freien Rechteckauswahl für ?Feste Größe? zu ermitteln, kopieren Sie sie und gehen zu ?Datei > Neu?, dort werden Höhe und Breite angezeigt.
Dateimaße übernehmen
Mit dem Freistellungswerkzeug können Sie nicht nur schnell auf fixierte Größen- und Auflösungswerte aus den ?Werkzeugvoreinstellungen? zugreifen, sondern diese auch aus einem vorhandenen Bild übernehmen. Dazu muss dieses geöffnet sein und im Vordergrund liegen. Aktivieren Sie das Werkzeug und klicken Sie in der Optionenpalette auf die Schaltfläche für ?Vorderes Bild?. Photoshop übernimmt die Werte des Bildes in die Felder der Optionenleiste. Um ohne lange Sucherei ein Bild zu öffnen, mit dem Sie vor kurzem gearbeitet haben, gehen Sie zu ?Datei > Letzte Dateien öffnen?. Die Listenlänge hängt davon ab, welchen Wert Sie unter ?Voreinstellungen > Dateihandhabung > Liste der letzten Dateien? (oben rechts) eingeben.
Ebenso hilfreich wie die ?Feste Größe? ist mitunter das ?Feste Seitenverhältnis?, das Sie in der Optionenleiste ebenfalls unter ?Art? finden. Damit geben Sie nicht die absolute Auswahlgröße von Rechteck oder Ellipse vor, sondern deren Proportionen. Diese lassen sich wie freie Auswahlen aufziehen, während Auswahlen mit fester Größe immer ? ausgehend von ihrer linken oberen Ecke ? sofort beim Klicken mit dem Werkzeug im Bild erscheinen. ?Feste Größe? und ?Festes Seitenverhältnis? lassen sich samt ihrer Werte auch als Werkzeugvorgaben sichern. Die beiden Optionen für ?Einzelne Zeile? beziehungsweise ?Spalte?, also ein Auswahlrechteck mit ein Pixel Höhe oder Breite, finden Sie dagegen als Auswahl-Optionen in der Werkzeugpalette.
Vorgaben-Manager
Zahlreiche Vorgaben, die Sie einmal zur individuellen Anpassung von Photoshop getroffen haben, erscheinen zwar in entsprechenden Paletten und stehen dort zur erneuten Anwendung zur Verfügung ? sie sind aber dort nicht wirklich sicher. Wenn Photoshop abstürzt ? was etwa bei unzureichend programmierten Plug-ins leicht vorkommt ?, können all diese Vorgaben unwiederbringlich verschwinden. Dauerhaft sicher, jedenfalls bis zu einem Crash der Festplatte, sind sie erst dann, wenn Sie sie über ?Bearbeiten > Vorgaben-Manager? gespeichert haben. Die acht Bereiche, die Sie über den Manager verwalten, sehen Sie in der aufgeklappten Liste rechts oben.
Die Vorgaben aller acht Bereiche ? Pinsel, Farbfelder, Verläufe, Stile, Muster, Konturen, eigene Formen und Werkzeuge ? können in unterschiedlicher Weise angezeigt werden. Das gilt sowohl für den ?Vorgaben-Manager? wie für die Paletten, mit denen Sie direkt arbeiten. Die Einstellungen bei den einen wirken sich nicht auf die der anderen aus. Aus dem Menü neben dem Pfeil am oberen Rand der Palette können Sie wählen zwischen ?Nur Text?, ?Kleine [oder große] Miniatur?, sowie ?Kleine [oder große] Liste? (genauer: Texteintrag mit kleiner oder großer Miniatur). Beim Pinsel kommt noch ?Miniatur und Pinselstrich? hinzu. Um viele Vorgaben zu überblicken, lässt sich die Palette mit dem Feld ganz unten rechts bis zur Monitorgröße aufziehen.
Um eigene Sets von Vorgaben zu sichern, haben Sie verschiedene Möglichkeiten: Zunächst können Sie sämtliche Felder einer Karte des Vorgaben-Managers auswählen; das geht per Hand, deutlich schneller aber mit Strg-/Befehlstaste-A für ?Alles auswählen?. Geben Sie dem Set im erscheinenden Eingabefeld einen eigenen Namen. Achten Sie darauf, als Zielordner Photoshops Vorgaben-Ordner zu bestimmen. Wollen Sie nicht alle, sondern ausgewählte Felder als Set sichern, wählen Sie zusammenhängende mit Unterstützung der Umschalt-, nicht zusammenhängende mit der Strg-/Befehlstaste aus (oben links). Löschen können Sie über das Schaltfeld rechts; schneller geht es mit gedrückter Alt-Taste über einem Feld mit dem Scherensymbol.
Je nach Einstellungen, die Sie vorgenommen haben, entspricht der Anblick einer Seite des Vorgaben-Managers dem der entsprechenden Palette. Auch dort können Sie sichern, aber nur das komplette Set ohne weitergehende Auswahlmöglichkeiten. Zudem lassen sich Einträge ?zurücksetzen? (auf Photoshops Grundausstattung), ?laden? (der Liste hinzufügen), oder ?ersetzen? (statt der aktuellen Vorgabe anzeigen). Die Auflistung der im entsprechenden Vorgaben-Ordner verfügbaren Varianten (unten rechts) finden Sie am unteren Ende des Aufklappmenüs angefügt.
Im Lieferumfang von Photoshop enthaltene Vorgaben lassen sich also über ?Laden? oder ?Ersetzen? aufrufen ? wie aber gelangen eigene Werkzeug- oder Farbkreationen überhaupt in den Vorgaben-Manager beziehungsweise in die entsprechende Palette? Das geschieht weitgehend automatisch; sobald Sie eine eigene Variante anlegen, wird der entsprechenden Palette ein neues Feld hinzugefügt. Die Vorgehensweise allerdings ist bei jeder Vorgabe etwas anders: Für ?Pinselvorgabe? oder ?Muster festlegen? wählen Sie einen vorbereiteten Bereich eines Bildes aus und fügen ihn durch ?Festlegen? hinzu (oben). Ebenenstile (unten) sichern Sie aus der Palette als ?Neuer Stil?, ähnlich ist es bei Verläufen, Konturen oder eigenen Formen.
Hier sehen Sie noch einmal alle acht Bereiche, die vom Vorgaben-Manager verwaltet werden: Pinsel (für Malwerkzeug, Radiergummi, Abwedler, Nachbelichter, Wischfinger und andere), Farbfelder (Farbpalette), Verläufe (Verlaufspalette, auch unter Ebenenstilen wie ?Verlaufsfüllung?), Stile (Kombination aller Eigenschaften der Ebenenstile), Muster (Flächenfüllung, skalierbar für Ebenenstil ?Musterüberlagerung? sowie Struktur für ?Abgeflachte Kante und Relief?), Konturen (diverse Zuweisungen der Ebenenstile etwa bei ?Schlagschatten?, ?Abgeflachte Kante und Relief? oder ?Glanz?), eigene Formen (Formenpalette des ?Eigene-Formen-Werkzeugs?) und schließlich Werkzeuge (Zuweisung verschiedener Wirkungsparameter zu diversen Tools).
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Doc Baumann

Doc Baumann befasst sich vor allem mit Montagen (und ihrer Kritik) sowie mit der Entlarvung von Bildfälschungen, außerdem mit digitalen grafischen und malerischen Arbeitstechniken. Der in den Medien immer wieder als „Photoshop-Papst“ Titulierte widmet sich seit 1984 der digitalen Bildbearbeitung und schreibt seit 1988 darüber.

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