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Pixel, Dots und Raster

Drucken ist in erster Linie ein Umwandlungsprozess ? er transformiert digitale Bildpunkte, sogenannte ?Pixel?, in analoge Druckpunkte, die man als ?Dots? bezeichnet.

Vom Pixel zum Dot
Heute drucken wir mit großer Selbstverständlichkeit so ziemlich alles aus, was sich zu Papier bringen lässt. Doch obwohl jeder wenigstens eine Druckmaschine auf dem Schreibtisch stehen hat, kennt sich kaum jemand mit den technischen Details seiner Geräte aus. Wer weiß denn schon noch, wie fein der eigene Drucker auflöst, wie die Vielfalt der Farbnuancen aus vier, sechs oder acht Grundfarbtönen entsteht oder was genau der Unterschied zwischen ?ppi? und ?dpi? ist? Im Grund ist es auch egal, solange das Ergebnis stimmt. Allerdings bringt der Alltag am Fotodrucker oft nicht die Resultate, die sein Besitzer erwartet. Häufen sich solche Enttäuschungen, verfolgen viele Anwender eine einfache Strategie: Sie verlieren die Lust am selbstgedruckten Bild und warten auf die nächste Gerätegeneration, die verspricht, von sich aus solche Malaisen zu beseitigen. Oft sammelt sich im Lauf der Zeit ein kleiner Druckerpark an, während die damit produzierten Abzüge regelmäßig größer und bunter, aber nicht zwingend präziser oder kontrollierter ausfallen. Wer aber Kontrolle über das haben will, was der Drucker ausgibt, kommt nicht umhin sich einzuarbeiten: Es reicht nicht, das Gerät anzustöpseln, den Treiber zu installieren und darauf zu hoffen, dass alles gutgehen wird. Die Beschäftigung mit den Hintergründen der Technik kostet Zeit. Im Gegenzug erspart sie manche drucktechnische Neuanschaffung und hilft auf lange Sicht dabei, Frustrationen vorzubeugen, die sich unweigerlich einstellen, wenn man seine Bilder partout nicht so aufs Papier bekommt wie der Monitor sie anzeigt. Sie ahnen es: Über Drucktechnik kann man dicke Bücher schreiben, aber das soll hier nicht geschehen. Dieses Einstiegskapitel möchte aus dem, was man zum Thema Drucken wissen kann, herausfiltern, was Sie davon wissen müssen, um zu verstehen, warum Drucker bestimmte Dinge tun und andere nicht. Dieses Wissen macht Sie gegenüber Ihrem Gerät nicht nur nachsichtiger, es beseitigt vor allem die typischen Alltagsprobleme und verschafft Ihnen mehr Freude an den eigenen Prints, da ein Großteil der Frustration entfällt, die normalerweise mit dem Abziehen von Pixeldaten einhergeht. Einheitswirrwarr Wer in die Welt der Drucker eintaucht, wird einer Vielzahl von Fachbegriffen und Maßeinheiten ausgesetzt. So wie die Leistungsfähigkeit eines Rechners lange nur in Megahertz kommuniziert wurde, ist die Qualität eines Druckers ? glaubt man den Werbeprospekten ? allein durch seine Auflösung bestimmt. Während vor Jahren auch teure Geräte noch mit 300 dpi (Dots pro Inch, also Druckpunkte pro Zoll) auskamen, löst heute schon jedes Aldi-Schnäppchen mit mindestens
Licht- und Druckfarben
Drucken ist in erster Linie ein Umwandlungsprozess ? er transformiert digitale Bildpunkte, sogenannte ?Pixel?, in analoge Druckpunkte, die man als ?Dots? bezeichnet. Die Umwandlung der Informationen findet an zwei Orten statt. Zunächst werden die Lichtfarben, die wir am Monitor bestaunen, im Computer umgerechnet, damit die Farben des Druckers sie möglichst verlustfrei abbilden können. Danach materialisiert der Drucker diese Informationen. Das geschieht ? je nach gewählter Drucktechnik ? in Form planvoll ausgeführter Tintenspritzer, Tonerstaubarrangements, druckgestütztem Farbpressen, Belichtungen oder durch thermische Abläufe im Druckgerät. Was dabei im Detail passiert, ist für den Anwender dann von Belang, wenn er Entscheidungen treffen muss, welche Drucktechnik er für seine Produktion einsetzt.
Halbtöne
Das Problem beim Drucken von Bildern sind die Halbtöne, jene Bildbereiche also, die nicht zweifelsfrei schwarz oder weiß ausfallen, sondern grau. Spielen Halbtöne bei Strichgrafiken keine Rolle ? diese Bilder bestehen nur aus schwarzen und weißen Elementen ? sind sie bei Fotos das Salz in der Suppe. Um Halbtöne darzustellen, hat man eine Technik entwickelt, die darauf basiert, dem Auge über ein sogenanntes Raster vorzugaukeln, es würde einen Halbton sehen, obwohl nur mit einer Volltonfarbe gedruckt wird. ?Echte? Halbtöne, also solche, die nicht aus der geschickten Anordnung von Volltondruckpunkten entstehen, können nur mit Fotobelichtern oder Thermosublimationsdruckern entstehen. Das Ziel der anderen Drucktechniken besteht darin, Halbtöne zu simulieren, um das Auge so zu täuschen, dass es den Unterschied nicht bemerkt.
Raster
Bevor man sich mit den feinen Rastertechniken befasst, sollte man zunächst einen Blick auf die Vorformen werfen. Dazu machen wir ein kleines Experiment: Nehmen Sie ein normales Farbfoto, das korrekt belichtet ist, und wandeln Sie es zunächst im ?Bild?-Menü von Photoshop in den Modus ?Graustufen? um. Dann achten Sie darauf, die Bildgröße etwas kleiner als die Monitorgröße einzustellen, damit Sie das Foto anschließend in der 100-Prozent-Darstellung möglichst formatfüllend sehen können. Im nächsten Schritt wandeln Sie das Foto wieder über ?Modus? in ein ?Bitmap? um. Sie haben im Folgedialog die Wahl zwischen mehreren Methoden. ?Muster Dither? zeigt Ihnen eine grobe Aufrasterung Ihrer Halbtöne in schwarze und weiße Zonen, die im Ergebnis wie eine schwarzweiße Pop- Art-Umsetzung erscheinen und das Bild sehr grafisch wirken lassen. Setzen Sie die Methode dagegen auf ?Diffusion Dither?, ergibt sich eine tendenziell feine Umsetzung, die zwar auch nur aus schwarzen und weißen Punkten besteht, das Foto aber sowohl im Detail als auch in den Verläufen relativ gut erhält.
Während das ?Muster Dither? mit seinen unterschiedlich großen Rasterelementen für die konventionelle Form des Rasterns steht, die natürlich in der Praxis weniger brachial ausfällt, folgt das ?Diffusion Dither? dem ?frequenzmodulierten? Ansatz. Hier werden die gleichgroßen Rasterelemente, je nach den Erfordernissen des Motivs unterschiedlich dicht gesetzt. Solche ?gebitmapten? Fotos, ebenso wie auch Strickgrafiken, lassen sich übrigens mit der Vollauflösung des Druckers qualitativ am besten ausgeben.
Schauen wir uns bei der Gelegenheit einmal das Prinzip des Rasters an einem einfachen Beispiel an. Wenn es etwa im Endeffekt darum geht, ein Bild mit einer geringen Differenzierung von zehn Tonwertstufen auszudrucken, muss man ein Raster zugrunde legen, das diesen Tonwertumfang wiedergeben kann. Rasterelemente sind grundsätzlich quadratisch aufgebaut. In unserem Fall empfiehlt sich eine 3 x 3-Matrix, um die zehn Zustände abzubilden. Eine 6 x 6-Matrix kann 37 Tonwerte abbilden, eine 8×8-Matrix 65 Tonwerte und eine 16 x 16-Matrix 257 Abstufungen. Inwieweit welche Rastergröße sinnvoll ist, hängt nicht nur mit dem Bild und seinem Detailreichtum zusammen, sondern in erster Linie mit dem Drucker und seinem Papier. Über 250 Graustufen kann ein guter Monitor eben gerade differenzieren. Beim Druck sieht das ? zumindest theoretisch ? anders aus: Im Offsetdruck liegt die Obergrenze bei rund 250 Graustufen, ein Barytprint aus dem analogen Labor kann etwa 400 bis 500 Graustufen differenzieren. Tintendrucker der neuesten Generation kommen im Idealfall auf über 1 000 Graustufen, weil sie jeden Druckpunkt mit über 30 Tintenpunkten ansteuern, die man je nach Technik auf bis zu sechs Graustufentinten hochrechnen kann.
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Rasterweite und Rasterwinkel
Um die richtige Rasterqualität anzugeben, die ebenso das Druckgerät wie auch das eingesetzte Papier berücksichtigt, bedient man sich der Angabe einer ?Rasterweite?, die bei uns früher in Linien pro Zentimeter (?lpc?), heute aber in Linien pro Zoll (Lines per Inch ? ?lpi?) angegeben wird. Der Wert der möglichen Rasterweite steigt mit der Ausgabeauflösung des Druckers. Ein 600-dpi-Laserdrucker mit 65 Graustufen nutzt 53 lpi, auf grob saugendem Zeitungspapier lässt es sich maximal mit 70 lpi drucken, Zeitschriften werden mit 90 lpi Rasterweite gedruckt, Bilderdruck in Buch und Zeitschrift auf edlem Papier beginnt bei 133 lpi und lässt sich bis 200 lpi steigern. Ein Tintenstrahl-Fotodrucker arbeitet bei bester Qualität mit 200 lpi, wenn er beim Proofen ein Raster simuliert. Beim Fotodruck verfolgt die Tintenstrahltechnik den frequenzmodulierten Ansatz, der mit unregelmäßig gestreuten und dabei idealerweise auch noch unterschiedlich großen Bildpunkten arbeitet. Deutlich sind Rasterzeilen bei grob gerasterten Zeitungsbildern zu sehen. Hierbei fallen auch zwei andere Besonderheiten ins Auge: Zum einen stellt man fest, dass das Raster eines Graustufenbildes um 45 Grad gewinkelt ist, zum anderen sieht man bei genauer Betrachtung von Farbbildern, die mit geringer Rasterweite gedruckt wurden, dass alle anderen Grundfarben in unterschiedlichen Winkeln gedruckt werden: Gelb mit null, Cyan mit 75 und Magenta mit 15 Grad.

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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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