Technik

Kompakte Vollformatkamera

Die Leica Camera AG hat mit der M9 die erste Messsucherkamera mit einem Vollformatsensor vorgestellt.

Als kleinste Vollformat-Systemkamera der Welt setzt die M9 den Mythos des Leica Messsuchersystems mit digitaler Technik fort. Der von Kodak eigens für die M9 entwickelte CCD-Bildsensor mit 18 Millionen Bildpunkten ermöglicht die Abbildung des vollen Kleinbildfilm-Formats ohne Kompromisse. So bieten alle Leica M-Objektive an der digitalen LEICA M9 den gleichen Bildwinkel wie bei einer Anwendung mit analogen Kameramodellen. Darüber hinaus können nahezu alle Objektive aus dem Leica M-Programm seit 1954 an der M9 verwendet werden. Trotz des deutlich größeren Sensors übernimmt die Kamera mit 139 x 37 x 80 mm die Idealmaße der M-Reihe. Das System eignet sich vor allem für lebendige Reportage- und Available-Light-Aufnahmen sowie diskrete Portraits. Die Kamera verfügt über einen neuen, Mikroprozessor-gesteuerten, besonders leisen Metall-Lamellen-Schlitzverschluss, der Belichtungszeiten bis zu 1/4000 Sekunde ermöglicht. Selbst in heller Umgebung behält der Fotograf die volle Gestaltungsfreiheit durch Nutzung der selektiven Bildschärfe bei offener Blende. Durch die kurze Blitz-Synchron-Zeit von 1/180 Sekunde sind auch Tageslicht-Blitzaufnahmen mit selektiver Schärfe möglich.
Neben der kompakten Bauweise kommt der leise ablaufende Verschluss dem diskreten und unauffälligen Einsatz der Kamera zu gute. Der Zeitpunkt des Aufziehens kann vom Fotografen im passenden Moment selbst bestimmt werden. Kommt es bei längeren Verschlusszeiten wiederum auf eine extrem ruhige Kamerahaltung an, genügt im ?weichen? Auslösemodus bereits ein sanfter Druck auf den Auslöser.
Die Bedienung konnte durch eine vereinfachte Menüführung nochmals verbessert werden: Für die Einstellung der Empfindlichkeit muss lediglich die ISO-Taste gedrückt gehalten und gleichzeitig am Drehrad die passende Einstellung gewählt werden. Alle weiteren, im Alltagsgebrauch wichtigen Funktionen sind über die Set-Taste schnell erreichbar. Zudem kann ein Schnappschussprofil über das Menü ausgewählt werden. Dabei nimmt die M9 so viele Einstellungen wie möglich automatisch vor und unterstützt so die spontane und diskrete Fotografie. Weiterhin verfügt die Kamera über eine automatische Objektiverkennung per 6 Bit-Codierung. Auf Wunsch kann die M9 anhand dieser Informationen die systembedingte Vignettierung (Lichtabfall zum Bildrand) der Objektive kompensieren.
Beim Bildsensor der M9 kommen nochmals weiter entwickelte Mikrolinsen mit geringer Brechkraft zum Einsatz. Diese sind an den Rändern zur Bildmitte hin verschoben und so genau auf die Charakteristik der M-Objektive abgestimmt. Das optimierte Mikrolinsendesign bündelt auch schräg einfallendes Licht auf den Sensor und verhindert so die Verringerung der Bildhelligkeit zum Rand. So behalten bestehende Leica M-Objektive auch bei digitaler Anwendung ihre volle Leistungsfähigkeit. Der Sensor der M9 verfügt über ein neu entwickeltes Sensor-Deckglas, das infrarotes Licht unterdrücken soll. Die Verwendung zusätzlicher UV/IR Filter wird damit überflüssig.
Auf einen Moiré-Filter, der feine Bilddetails optisch herausfiltert, wurde bewusst verzichtet, um die hohe Auflösung der Leica M-Objektive voll auszunutzen. Auftretende Moiré-Muster werden stattdessen in der digitalen Signalverarbeitung der Kamera eliminiert. Der optimierte Rauschabstand des CCD-Bildsensors verringert den Bedarf an digitaler Nachbearbeitung.
Der leistungsfähige Bildsensor der M9 verlangt nach einer besonders hohen Linienauflösung, die vor allem die neuen M-Objektive liefern. Die aktuellen M-Objektive werden mit einer 6 Bit-Codierung am Bajonett ausgeliefert, die von der M9 optisch abgetastet wird. Auf Wunsch kann die M9 anhand dieser Informationen die sehr geringe, systembedingte Vignettierung kompensieren. Zusätzlich wird der Objektivtyp in den EXIF-Daten der Bilddateien vermerkt und bei modernen Blitzgeräten, wie dem LEICA SF 58, die Reflektorstellung automatisch an die Brennweite angepasst.
Das Leica Messsuchersystem unterscheidet die LEICA M9 von den Markt bestimmenden Spiegelreflex- und Kompaktkameras. Der Fotograf erfasst durch den Messsucher, was er aufnehmen möchte und hat gleichzeitig im Blick, was sich außerhalb des Sucherrahmens ereignet. Der entscheidende Augenblick kann so vorhergesehen und im richtigen Moment festgehalten werden.
Anders als beim Spiegelreflexsystem, bei dem durch das Objektiv fokussiert wird und damit Brennweite und Lichtstärke die Genauigkeit der Messung bestimmen, bleibt die Messbasis im Entfernungsmesser der Leica M unabhängig vom Objektiv immer gleich groß. Deshalb ist ihre Genauigkeit bei kurzen Brennweiten um ein Vielfaches höher. Das kontrastreiche Messfeld in der Bildmitte garantiert laut Leica ein schnelles, präzises und punktgenaues Fokussieren auch bei extrem schlechten Lichtverhältnissen.
Mit dem Bildfeldwähler kann der Fotograf die Bildwirkung einer anderen Brennweite simulieren und die richtige Brennweite vorab bestimmen, ohne das Objektiv zu wechseln. Die sechs verschiedenen Leuchtrahmen zeigen immer den exakten Bildausschnitt, da ihre Position abhängig von der Entfernungseinstellung durch den automatischen Parallaxenausgleich angepasst wird. Alle weiteren relevanten Informationen und die Umgebung des Motivs sind im Leuchtrahmensucher zu .
Herzstück der Bedienung ist die Kreuztasten-Drehrad-Kombination, mit dem sich die Navigation schnell durchführen lässt. Durch Drücken der Set Taste wird das Aufnahmeparameter-Menü auf dem 2,5 Zoll großen Monitor aufgerufen. Hier lassen sich die für die Aufnahme wichtigsten Einstellungen schnell steuern: Sensorempfindlichkeit, Belichtungskorrektur, Weißabgleich, Datenkompression und Bildauflösung. Für ein schnelles Abrufen häufig verwendeter und anwendungsspezifischer Kombinationen stehen freie Profilspeicherplätze zur Verfügung.
Die LEICA M9 verfügt über einen Selbstauslöser mit zwei wählbaren Vorlaufzeiten von zwei und zwölf Sekunden. Die Empfindlichkeit reicht von ISO 80 (PULL 80) für weit geöffnete Blenden an hellen Tagen bis ISO 2500. Dabei sollen selbst in den höheren Einstellungen sehr rauscharme und fein durchgezeichnete Bildergebnisse erzielt werden.
In der LEICA M9 wird die M-TTL Blitztechnologie verwendet, die eine ebenso präzise wie kreativ steuerbare Lichtführung ermöglicht. Vor der eigentlichen Belichtung wird ein Messblitz ausgesendet und durch das Objektiv gemessen. Unter Berücksichtigung des natürlichen Lichts wird daraufhin die Blitzstärke präzise bestimmt. Durch die möglichst sanfte Steuerung der Blitzstärke bleibt die natürliche Lichtstimmung bestmöglich erhalten. In Verbindung mit der Zeitautomatik sorgt die Auto-Slow-Sync-Funktion für ein besonders schonendes Aufhellen des Motivs, bei dem die längste Belichtungszeit manuell oder bei Verwendung von 6 Bit-codierten Objektiven automatisch nach der Faustformel 1/Brennweite vorgegeben werden kann.
Als professionelle Digitalkamera bietet die LEICA M9 das RGB-Tonwerthistogramm an. Es kann jederzeit für eine Qualitätsbeurteilung der gespeicherten Aufnahmen aufgerufen werden. Diese Funktion ist auch zusammen mit der automatischen Bildrückschau kombinierbar. Sinnvoll ist auch die zusätzliche Kennzeichnung von überbelichteten Bildpartien durch die so genannte Clipping Warnung. Bei Ausschnittsvergrößerung werden diese beiden Kontrollwerkzeuge stets aktualisiert und erlauben somit selbst eine Qualitätsbeurteilung feinster Bilddetails. Auch alle fotografisch relevanten Einstellungen des Aufnahmeparameter-Menüs sowie weitere, mit der Bilddatei abgespeicherte Meta-Informationen werden durch Wahl der Info Funktionstaste angezeigt.
Mit Adobe Photoshop Lightroom gehört eine professionelle, digitale Workflow-Lösung für Apple Mac OS X und Microsoft Windows in der jeweils neusten Version zum Lieferumfang der M9. Werden die Bilder in der M9 als Rohdaten im Adobe Digital Negative-Format (DNG) gesichert, garantiert Adobe Photoshop Lightroom mit seinen feinen Steuerungsmöglichkeiten eine Aufbereitung der Bilddaten mit maximaler Bildqualität. Dabei bleiben die vom Bildsensor mit einer Genauigkeit von 14 Bit pro Kanal gelieferten Farbinformationen durchgängig bis zur Ausgabe erhalten und sorgen dafür, dass auch nach der Bearbeitung des Bildes feinste Tonwertabstufungen in maximaler Qualität gewahrt werden.
Als Arbeitsgerät für Profis und ambitionierte Fotografen sind alle Funktionen der LEICA M9 auf Robustheit und Langlebigkeit ausgerichtet. Das geschlossene Ganzmetallgehäuse aus einer Magnesium-Legierung sowie Deckkappe und Bodendeckel, die aus massiven Messingblöcken gefräst werden, schützen das Innenleben.
Die LEICA M9 bietet eine spezielle Funktion zur manuellen Reinigung des Bildsensors: Wird der entsprechende Punkt im Menü angewählt und der Auslöser gedrückt, bleibt der Verschluss für die Dauer der Reinigung geöffnet. Durch das geringe Auflagemaß der Leica M-Kameras ist der Sensor besser zugänglich als bei digitalen Spiegelreflexkameras, in denen der Sensor erst hinter dem Spiegelkasten liegt.
Die digitale Messucherkamera ist in zwei Ausführungen erhältlich: Einer schwarz lackierten Standard Ausführung und erstmals in einer stahlgrau lackierten Version. Die Modelle sind mit unterschiedlicher Belederung versehen. Für die stahlgraue, besonders elegante Variante wurde eine sehr feine Lederstruktur gewählt. Die unverbindliche Preisempfehlung in Deutschland beträgt für beide Modelle jeweils 5495 Euro. Weitere Informationen finden Sie auf den Internetseiten von Leica

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Johannes Wilwerding

Johannes Wilwerding hat bereits Mitte der Achziger Jahre und damit vor dem Siegeszug von Photoshop & Co. Erfahrungen in der Digitalisierung von Fotos und in der elektronischen Bildverarbeitung gesammelt. Seit 2001 ist er freiberuflicher Mediengestalter und seit 2005 tätig für das DOCMA-Magazin.

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