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NASA-Fototechnik lässt Menschen verschwinden

Mit ihrer Fotoserie »Silent World« zeigen die Künstler Lucie & Simon, wie üblicherweise belebte Plätze ganz ohne Menschen aussehen.

Der New Yorker Times Square, Pekings Platz des Himmlischen Friedens oder der Pariser Place de la Concorde ohne Touristen und Verkehr: Was im realen Leben unmöglich scheint, ist den Pariser Fotografen Lucie & Simon mit ihrem Fotoprojekt »Silent World« gelungen. Mit ihrer Fotoserie wollten sie die Frage stellen, wie unsere Welt einmal sein wird – vor allem dann, wenn die Menschen nicht mehr da sind.

Schwarzfilter und Langzeitbelichtung
Kameratechnisch sind die Aufnahmen zwar relativ unkompliziert, doch sehr aufwendig, wie die Künstler darlegen. Sie wählten Belichtungszeiten von drei bis vier Stunden, wodurch alles sich Bewegende verschwand – Menschen ebenso wie Autos und andere Verkehrsmittel. Anschließend nahmen sie ein kurz belichtetes Foto auf und fügten per Photoshop Teile daraus – jeweils eine Einzelperson sowie den Himmel – in das Originalbild ein.

Für die Langzeitaufnahme war allerdings ein Schwarzfilter nötig, um Belichtungs- und Berechnungsprobleme der Kamera zu umgehen. Dieselbe Technik verwendet auch die NASA zur Analyse von Sternen.

Frage statt Endzeit
Die Fotos versehen wichtige Touristenmagnete von New York, Paris, London und Peking mit einem Hauch von Apokalyptik und Science-Fiction. Speziell zum Film »I am a Legend« fallen Parallelen auf, sind doch einsame Menschen an sonst überfüllten Orten sichtbar. Lucie & Simon wollen nach eigenem Bekunden mit ihren Bildern jedoch keine Endzeitstimmung vermitteln, sondern die Betrachter lediglich zum Nachdenken anregen.

Zu den Kunstkritikern des Projekts zählt Klaus Honnef, Mitorganisator der Documenta in Kassel. Die Künstler treiben mit dem Entsetzen Scherz, indem sie das „Déjà-vu“ zum künstlerischen Prinzip machen, so sein Urteil. Erst der zweite Blick lasse die Komplexität des Unterfangens und die leise Ironie erkennen, die den Bildern Spannung verleiht.
Quelle: www.pressetext.com, Johannes Pernsteiner

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Johannes Wilwerding

Johannes Wilwerding hat bereits Mitte der Achziger Jahre und damit vor dem Siegeszug von Photoshop & Co. Erfahrungen in der Digitalisierung von Fotos und in der elektronischen Bildverarbeitung gesammelt. Seit 2001 ist er freiberuflicher Mediengestalter und seit 2005 tätig für das DOCMA-Magazin.

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Kommentar

  1. Also diese Technik ist keine Erfindung der NASA! Die Technik Menschen „verschwinden“ zu lassen ist schon aus vordigitalen Zeiten bekannt! Einen niedrigempfindlichen Film in die Kamera, Schwarzfilter davor und der Spass konnte beginnen! Leider bekam man zu DDR- Zeiten kein Schwarzfilter zu kaufen.
    Nachzulesen in Filter vorm Objektiv von Ursula Petsch. Es lohnt sich also alte Techniken auf ihre Digitaltauglichkeit zu testen!
    liebe Grüße
    Jürgen Heinzig

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