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Musik & Fotografie = Fine-Art-Printing

Lesen Sie hier, wie der Grundstein für die Entwicklung des Fine-Art-Printings von dem Musiker Graham Nash gelegt wurde.


Dass Filmemacher Wim Wenders mit einer Leica fotografiert und John Bon Jovi als Fotograf eigene Ausstellungen konzipiert, ist bekannt. Doch wussten Sie, dass Graham Nash der Erfinder des Fine-Art-Printing ist? Ja, Graham Nash, der in den späten 1960-ern mit den Hollies („On A Carousel“, „Bus Stop“, „Carrie Anne“, …) die Hitparaden eroberte und nach seinem Weggang 1968 mit David Crosby und Stephen Stills eine weitere Weltkarriere als Crosby, Stills & Nash startete. Welch wichtiges Kapitel Graham Nash damit in der 175-jährigen Geschichte der Fotografie schrieb, konnte 1989, als die Geschichte begann, noch niemand ahnen.
Am Anfang stand der Wunsch des Musikers und Fotografen Graham Nash, die Scans seiner Fotos zu bearbeiten und wieder zu Papier zu bringen. Dass dies 1989 ein ungewöhnlicher, wenngleich zukunftsweisender Workflow war, brauchen wir an dieser Stelle nicht zu betonen. Digitalbelichter, wie Durst Lambda, mit dem digitale Bilder via Laserstrahl auf Fotopapiere von Kodak, Agfa oder Fuji belichtet wurden, gab es erst acht Jahre später, nämlich 1997. Auch die Inkjetdrucker der damaligen Zeit waren für fotografische Qualität noch nicht einsetzbar. Das Faible für die Bildbearbeitung und die Vision, die bearbeiteten Fotos auf hochwertige Papiere zu drucken, ließen Nash tief in die Brieftasche greifen. Zum Preis eines Einfamilienhauses kaufte er 1989 einen – aus heutiger Sicht popeligen – Drucker namens IRIS 3047. Dieser war als Proofdrucker für den grafischen Markt konzipiert und diente dazu, Katalogseiten auf Spezialpapiere zu drucken, um den Auftraggebern die Farbgebung des Katalogs oder der Broschüre präsentieren zu können.
Nash allerdings wollte seine Bilder mit dem IRIS 3047 nicht auf plastifizierten Spezialpapieren drucken, sondern griff zu feinen Bütten. Solche oft sogar handgeschöpften Papiere sind bereits unbedruckt von faszinierender Schönheit. Dazu kommt die Archivfestigkeit – ein Argument, das besonders bei Sammlern und Museen zählt. Diese handwerklichen Papiere allerdings hatten einen Nachteil: Die winzig kleinen Tintentropfen sanken in den Papierfilz ein, statt auf der Oberfläche farbenprächtig zu leuchten. Dennoch eröffnete im Juli 1991, nach monatelangen Experimenten, der innovative Musiker seine Firma „Nash Editions“. In den Geschichtsbüchern wird man dies als die Geburtsstunde des Fine-Art-Printing markieren. Mit im Team waren der Druckfachman Jack Duganne und Mac Holbert, der Tourmanager von Crosby, Stills & Nash.
In seltenen Fälle wird auch heute noch in Zusammenhang mit Fine-Art-Printing der Begriff „Giclée-Print“ verwendet. Diese Wortschöpfung wird Jack Duganne zugeschrieben. Der Giclée-Print leitet sich aus dem französischen ab (gicleur= Düse). Nash Editions nutzten bis 2003 den IRIS-Printer. Seitdem allerdings stehen in dem Unternehmen südlich von Los Angeles Drucker von Epson. Deren Ultrachrome-Tinten sind haltbarer und die Druckqualität ist weitaus konstanter als die der IRIS-Drucker: Graham Nash vermachte seinen IRIS 3047 dem Smithsonian’s National Museum für amerikanische Geschichte, dort hängt auch ein 1969 entstandenes Porträt seines Kollegen David Crosby.
Quelle: prophoto-online.de

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Johannes Wilwerding

Johannes Wilwerding hat bereits Mitte der Achziger Jahre und damit vor dem Siegeszug von Photoshop & Co. Erfahrungen in der Digitalisierung von Fotos und in der elektronischen Bildverarbeitung gesammelt. Seit 2001 ist er freiberuflicher Mediengestalter und seit 2005 tätig für das DOCMA-Magazin.

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