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Fotografie als Teamwork

»Light Art Photography« macht das Fotografieren zu einem als Team erlebbaren Abenteuer, dessen Bewältigung mit ungewöhnlichen und einmaligen Ergebnissen belohnt wird.

Fotografieren war und ist immer noch häufig etwas für Einzelgänger. Das Bild vom einsamen Jäger, der auf der Jagd nach dem entscheidenden Augenblick durch die Wildnis pirscht, der bei sportlichen oder politischen Großereignissen dem perfekten Schuss nachjagt oder der in Krisengebieten an Plätzen, die andere lieber meiden, seine Bilder findet, um damit das Weltgewissen aufzurütteln, hat sich als beispielhaft für das Wesen von Fotografen bei der Bevölkerung eingenistet. Allerdings gab es auch immer das andere Bild: Das des Profis, der mit gewaltigem Aufwand an Material und Mitarbeitern, vom Assistenten über Masken- und Kostümbildner, über Haarkünstler, Requisiteure und natürlich atemberaubend schönen Models seine Fotos baute. Bei beiden Fotografentypen war es allerdings stets in erster Linie der Fotograf, der für das Ergebnis stand.
Es gibt aber zunehmend auch Fotografien, bei denen der Inhalt die besondere Wirkung ausmacht. Und der wurde häufig nicht vom Fotografen, sondern von einer oder mehreren anderen Personen geschaffen und verantwortet. Zu dieser Kategorie gehören beispielsweise Fotos von Body Paintings oder seit einiger Zeit auch die der Light Art Photography, bei der Lichtkünstler mithilfe von Feuerwerkskörpern, Taschenlampen, Flammen und anderen farbigen Leuchtmitteln Lichtspuren in nächtliche Landschaften, auf Industrieanlagen oder in riesige Innenräume zaubern. Bei dieser Art der Fotografie ergibt sich die Frage nach dem Urheber des Werkes. Ist es der Fotograf, der die handwerklichen Voraussetzungen für das Festhalten einer Lichtinstallation mitbrachte oder sind es die Mitarbeiter, die für die Choreographie des Lichtertanzes verantwortlich waren? Im besten Fall ist es ein Teamwork, zu dem fairerweise – wie bei jedem Spielfilm – eine Liste aller Beteiligten und ihre Verantwortlichkeiten für die Erstellung des Werkes dazu gehört.
Doch ganz gleich, wie sich ein kreatives Team in der Light Art Photography definiert, dieses reizvolle Medium macht das Fotografieren zu einem als Team erlebbaren Abenteuer, dessen Bewältigung mit ungewöhnlichen und in ihrer Art nicht wiederholbare Ergebnissen belohnt wird.
Was ist Light Art Photography?
Es ist, wie Janleonardo Wöllert, einer der bekanntesten Vertreter dieser Gattung, sagt, die Realisierung des Begriffs Fotografie, dessen griechischer Ursprung so viel wie „malen mit Licht“ bedeutet. Während einer Langzeitbelichtung gestalten und malen die Lichtkünstler ihre Leuchtspuren in die Nacht. Dabei ist ihnen jedes Leuchtmittel recht, so lang es ihre kreative Gestaltungsabsicht unterstreicht. Die Ergebnisse der Light Art Photography, wie sie sich in den Langzeitbelichtungen manifestieren, sind Unikate, da sich auch bei statischer Umgebung das bewegte Licht, beispielsweise aus Quellen wie Fackeln, Wunderkerzen, Feuerwerkskörpern, handgeführten LED-Taschenlampen oder gezielt gerichteten oder individuell gezündeten Blitzlichtern nicht wiederholen lässt.
Durch innovative Kameratechnik, wie Live-Time und Live Bulb, bei denen sich die Entstehung des Bildes während einer Langzeitbelichtung auf dem Kameramonitor oder im elektronischen Sucher beobachten lässt, wird diese Form der fotografischen Betätigung weiteren Zulauf finden. Allerdings benötigen Light Art Fotokünstler Ausrüstungen und Kenntnisse, die weit über die perfekte Beherrschung ihrer Aufnahmesysteme hinausgehen. Die Lichtkunst setzt Wissen über das zu erwartende Wetter, die Eigenarten der Landschaft oder des Umfelds des Aufnahmeortes und das Geschehen am Himmel voraus. Der Fotograf muss beispielsweise wissen, wann der Mond aufgeht, ob und wie er ihn in seine Komposition einbeziehen möchte, wie er die Formen der Landschaft, von Bäumen sowie Sträuchern und Gebäude mit in seine Lichtmalereien einbeziehen möchte.
Alle Aktionen müssen präzise geplant sein und in einem definierten Zeitfenster stattfinden. Die Möglichkeiten der Nachbearbeitung sind im Vergleich zu anderen Fotokategorien eher gering. Light Art Photography entsteht in Realtime. Die Fotos sind das Ergebnis langer und sorgfältiger Planung einer Choreographie, die dann in relativ kurzer Zeit mit der Präzision eines Uhrwerks ausgeführt werden muss. Dennoch wird die Light Art Photography immer auch zufallsabhängige Elemente beinhalten, wobei das Experiment und die Erfahrung als wichtige Wege zum Ziel zusammenkommen.
Quelle: Prophoto-Online.de

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Johannes Wilwerding

Johannes Wilwerding hat bereits Mitte der Achziger Jahre und damit vor dem Siegeszug von Photoshop & Co. Erfahrungen in der Digitalisierung von Fotos und in der elektronischen Bildverarbeitung gesammelt. Seit 2001 ist er freiberuflicher Mediengestalter und seit 2005 tätig für das DOCMA-Magazin.

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