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360-Grad-Fotografie

Aus guten Gründen erfreut sich die 360-Grad-Fotografie wieder steigender Beliebtheit. Besonders faszinierend werden Rundumaufnahmen, wenn sich die Motive dabei bewegen.

Der Umgang mit digitalen Medien hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Mobile Endgeräte und eine zunehmend intuitive Benutzerführung ermöglichen heute die dynamische Aufbereitung und Präsentation der verschiedenen Inhaltsformen in beliebiger Kombination. Fotos, Texte und bewegte Bilder stehen dabei gleichberechtigt nebeneinander und können individuell ausgewählt werden. Auf Tablet-PCs und Smartphones geschieht diese spontane Navigation wie selbstverständlich durch eine Handbewegung. Die Gestaltungsmöglichkeiten, die sich aus dem kreativen Mix dieser neuen Technologien ergeben, sind vielfältig und spannend.
Die Herausforderungen, denen sich besonders die professionelle Fotografie dadurch stellen muss, sind allerdings nicht weniger umfangreich. Selbst in hochwertigen Fashion- und Lifestyle-Angeboten, in denen wir uns begeistert zwischen kreuzverlinkten Artikeln, Video-Clips und Making-ofs bewegen, landen wir früher oder später in einer Bildergalerie, in der jede spielerische Bewegung sofort zum Erliegen kommt. Stattdessen erwarten uns statische Fotos wie eh und je, die wir bestensfalls noch „in Handarbeit“ vergrößern oder verkleinern können. Mehr Interaktion ist nicht möglich; es wirkt fast so, als wären wir gerade gegen eine Glasscheibe gelaufen. Peng! Der Flow ist abgerissen …

Es stellt sich also automatisch die Frage, wie man auch bei Fotografien wieder mehr Bewegung in die Sache bringt. Vielleicht durch animierte GIFs, die ja wenigstens einen Hauch von Daumenkino-Atmosphäre vermitteln? Auch wenn das eigentlich keinen Mehrwert bietet und eher als nettes kleines Gimmick betrachtet werden muss? Es geht auch smarter!
Aus guten Gründen erfreut sich die 360-Grad-Fotografie aktuell wieder steigender Beliebtheit. Hier wird ein Motiv von allen Seiten in Einzelbildern abgelichtet, die dann vom Computer zusammengerechnet und in einem Viewer als lücklose Rundum-Ansicht dargestellt werden. In den Ergebnissen kann man sich tatsächlich interaktiv bewegen, und dadurch sind sie bisher vor allen Dingen bei Internet-Shops als Produktdarstellung sehr beliebt. Normalerweise wird das Motiv dazu auf einen Drehteller gestellt und von einer einzigen Kamera abgelichtet. Der Teller wird so lange gewendet, bis eine komplette 360-Grad-Ansicht entstanden ist. Das setzt voraus, dass der Bildgegenstand absolut statisch bleibt, damit er Stück für Stück im Uhrzeigersinn bewegt werden kann.
Wirklich spannend wird es aber erst, wenn diese Einschränkung wegfällt und das Motiv selbst uneingeschränkte Dynamik entwickeln kann. Und genau daran tüfteln momentan innovative Fotografen mit Hochdruck. Die Essener 360ties GmbH setzt dabei auf die selbst entwickelte One-Shot-Technologie. 24 Kameras werden im Kreis aufgestellt und auf einen Mittelpunkt kalibriert. Dort befindet sich das Motiv, welches dann über einen Fernauslöser von allen Kameras zeitgleich in Einzelbildern abgelichtet wird. Das Ergebnis ist der so genannte Time-Freeze oder Matrix-Effekt, der ein dynamisches Motiv bei kürzester Belichtungszeit buchstäblich in der Bewegung einfriert.
Wie faszinierend diese 360-Grad-Aufnahmen wirken, wenn dabei lebendige Motive – zum Beispiel Tänzer, Sportler oder Rockmusiker – in den Fokus gerückt werden, kann man nicht beschreiben, das muss man mit eigenen Augen sehen. Dann allerdings wird sehr schnell klar, dass diese Art der interaktiv „begehbaren“ Fotografie auch in den anspruchsvollsten Tablet-Apps den Flow nicht unterbricht, sondern ihn sogar noch fördert. Es bereitet einfach kindliche Freude, sich um das Motiv herumzubewegen und es von allen Seiten zu betrachten.
Im Falle der erwähnten One-Shot-Technologie sind der Kreativität dabei keine Grenzen gesetzt. Die 24 Kameras können überall aufgebaut werden, sogar unter freiem Himmel. Der technische Aufwand hält sich dabei in Grenzen, so dass die 360-Grad-Fotografie mittlerweile in allen Bereichen eingesetzt werden kann, in denen ein echter Bedarf an einzigartigem Bildmaterial besteht – in der Werbe- und Produktfotografie, aber auch bei hochwertigem redaktionellen Content.

Doch damit nicht genug. Die simulierte Kamerafahrt um ein Objekt herum muss nicht zwangsläufig in einem dafür vorgesehenen Viewer betrachtet werden. Sie kann auch in eine Filmsequenz integriert werden und dadurch die kreativen Grenzen herkömmlicher Fotografie endgültig sprengen. Jetzt ist beinahe alles möglich – und nur die eigene Fantasie entscheidet darüber, wann und wie die 360-Grad-Technologie in der Kommunikation mit der eigenen Zielgruppe als echter Mehrwert eingesetzt wird.
Wir danken der 360ties GmbH und hier insbesondere Herrn Krämer für seine tolle Unterstützung bei der Behandlung dieses Themas. Ein Blick auf die Homepage von 360ties lohnt sich, denn sie offenbart in Perfektion die Faszination der 360 Grad Fotografie.
Quelle: prophoto-online.de

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Johannes Wilwerding

Johannes Wilwerding hat bereits Mitte der Achziger Jahre und damit vor dem Siegeszug von Photoshop & Co. Erfahrungen in der Digitalisierung von Fotos und in der elektronischen Bildverarbeitung gesammelt. Seit 2001 ist er freiberuflicher Mediengestalter und seit 2005 tätig für das DOCMA-Magazin.

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