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(WS) Reflexzonen



Fotografen lieben sie, und ohne sie geht bei digitaler Bildmontage fast gar nichts: Spiegelungen.
Doch wer glaubt, es sei eine Kleinigkeit, die man mit zwei simplen Befehlen aus Photoshops Transformieren-Dialog erledigen kann, sieht sich unversehens einem komplexen geometrischen Sachverhalt gegenüber. Wie die Nuss zu knacken ist, zeigt Uli Staiger.

Beginnen wir mal von vorne. Warum gibt es Spiegelungen überhaupt? Sie haben entweder mit dem Reflexionsverhalten eines Materials oder dem sogenannten Brechungsindex zu tun, der immer dann eine Rolle spielt, wenn unterschiedlich dichte Medien wie beispielsweise Glas und Luft aufeinander treffen. Ist das Material transparent, so durchdringt ein Teil des Lichtstrahls das Medium und wird dabei gebrochen, der Rest wird reflektiert. Wäre dies nicht so, würde eine Glaslinse nicht funktionieren, da sie zwar vorhanden, aber völlig unsichtbar wäre.
Die Stärke der Reflexion hängt dabei von mehreren Dingen ab: Dem Einfallswinkel des Lichts, dem Reflexionsvermögen und der Dichte des reflektierenden Materials und von dessen Oberflächenbeschaffenheit. Dabei gilt: Je flacher der Einfallswinkel, desto flacher der daraus resultierende Ausfallswinkel und desto stärker die Reflexion. Bei transparenten Materialien kann bei sehr spitzen Einfallswinkeln sogar die sogenannte Totalreflexion auftreten, bei der das gesamte Licht reflektiert wird.
Neben der Bestimmung der Intensität erfordert ein Composing aber zunächst einmal das Konstruieren von Spiegelungen. Naheliegend ist dabei, erst die Möglichkeiten auszuschöpfen, die der Transformieren-Dialog bietet, nämlich das horizontale und vertikale Spiegeln einer Ebene. Dies wirkt umso natürlicher, je flacher der Blickwinkel der Kamera zur Spiegelachse während der Aufnahme war. Doch auch dann, wenn Sie keine Lust haben, ab sofort alle Aufnahmen mit Bodenstativ zu machen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, realistische Spiegelungen zu erzeugen. Tragbare Gegenstände können umgedreht und aus einer Höhe fotografiert werden, die dem Blickwinkel auf die Spiegelung entspricht. Die anschließende Montage beider Aufnahmen lässt sich kaum von einer echten Spiegelung unterscheiden. Größere Gegenstände, wie beispielsweise Gebäude, lassen sich nur mit erheblichem baulichen Aufwand auf den Kopf stellen, so dass hiervon dringend abgeraten werden muss. Jedoch bietet sich eine andere Taktik an: Sie werden in ihre Bestandteile zerlegt, verzerrt und wieder zusammengefügt. Schauen Sie sich mal an, mit welcher Taktik Sie weiterkommen.


Die einzelnen Schritte des Workshops vom Ausgangsmaterial bis zum fertigen Ergebnis finden Sie in DOCMA 26.


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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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