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Was bringt Lightroom 4?

Lesen Sie in diesem Artikel aus der aktuellen Docma-Ausgabe 45, welche wichtigen Neuerungen Lightroom 4 zu bieten hat.

Mit der vierten Version der digitalen Dunkelkammer Lighroom behauptet Adobe seinen Anspruch als allein glücklich machende Software für Digitalfotografen – unabhängig von deren Professionalisierungsgrad. Von den Apple-Lösungen iPhoto und Aperture, die inzwischen ohne Profi-Attitüden auskommen und sich explizit an Normalverbraucher und Amateure richten, ließen sich die Adobe-Entwickler zu zwei Funktionen inspirieren: Die GPS-Daten-Auswertung zur Organisation von Bildarchiven und die Fotobuch-Funktion. Den Funktionsumfang ausgebessert oder generalüberholt haben die Entwickler an einigen anderen Stellen: Videodateien bekommen mehr Unterstützung, die Raw-Entwicklungs-Engine wurde wieder einmal verbessert, es gibt jetzt eine aussagekräftige Druckvorschau, und man kann Bilder direkt aus der Anwendung per Mail versenden.
Neue Entwicklungsfunktionen
Man sieht die Neuerung in der Lightroom-Oberfläche nur mit Adler­augen. In den Grundeinstellungen haben sich ein paar Regler verschoben und in der Kamerakalibrierung ist der Entwicklungs-Prozess »2012« dazugekommen. Die Auswirkungen dagegen sind höchst eindrucksvoll – besonders wenn man Bilder mit dem neuen Prozess updated, die zuvor in älteren Versionen umfänglich abgestimmt wurden. Warum das so ist, wird klar, wenn man sich ein Bild in der Vorher-/Nachher-Ansicht betrachtet und die Einstellungen vergleicht: Aus »Wiederherstellung« ist der Regler »Lichter« geworden und »Aufhelllicht« heißt jetzt »Tiefen«. Mit dem Update von Prozess »2010« auf »2012« wechselt man nicht nur den Algorithmus der Raw-Entwicklung, sondern auch wichtige Teile im Baukasten der Abstimmungs-Werkzeuge. Es ist also nicht in jedem Fall eine Umarbeitung aller vorhandenen Bilder des Archivs zu empfehlen.
Für alle neuen Fotos und ältere Problemkandidaten lohnt sich der Einsatz des neuen Prozesses allerdings, denn die damit verfügbaren Tools arbeiten viel präziser und in ihren Auswirkungen eindeutiger als ihre Vorläufer. Wenn man jetzt etwa die »Tiefen« bearbeitet, bleiben die Auswirkungen des Werkzeugs auch wirklich auf das dunkelste Drittel der Tonwerte begrenzt und wirken sich nicht – wie zuvor das »Aufhellicht« – bis weit in den Tonwertbereich der Mitten aus. Dasselbe gilt für die »Lichter«.
Ebenfalls mit dem neuen Prozess gekoppelt ist die Möglichkeit, mit dem »Korrekturpinsel« und dem »Verlaufsfilter« nun alle Parameter der »Grundeinstellungen« sowie die Scharfzeichnung, die Korrektur von Bildrauschen und die von Moirés zusätzlich punktuell und/oder als Verlaufsfilter aufzutragen. Diese neuen Freiheiten werden all jene erfreuen, die ihre Bildausarbeitung bevorzugt in Lightroom vornehmen.

Softproof
Bisher war es schwierig, in Lightroom eine verlässliche Voransicht dessen zu erhalten, was man beim Drucken aufs Papier bekommt. Schlicht und ergreifend, weil man in der Anwendung zwar Zielprofile für Drucker und Papier angeben konnte, es aber bisher keine Softproof-Ansicht gab, die diese Beeinflussung bildlich angezeigt hätte. Das hat sich nun geändert, und es gibt sogar die Möglichkeit, einblenden zu lassen, wo im Bild Probleme mit dem Farbumfang des Monitors auftreten und wo es welche beim Zielfarbumfang des Profils gibt. Diese recht ausgefeilte Funktionalität, die mit der Option einhergeht, Papier- und Druckfarbe zu simulieren, verstärkt die Kontrollfunktionen erheblich. Als zusätzliches Feature für den Praktiker, der oft weniger mit genauen Farben als vielmehr mit abweichenden Helligkeiten und Kontrasten kämpft, gibt es jetzt zudem im Modul »Drucken« zwei einfache Regler für diese Parameter, die sich nur auf den Druck, aber nicht auf die Bildentwicklung selbst auswirken. 
Buch-Modul
Entwicklungstechnisch sicherlich am aufwändigsten war das neue »Buch«-Modul. Hierunter verbringt sich ein recht komplexes Layoutwerkzeug für alle, die gerne selbst Fotobücher gestalten. Es steht in seiner Funktionalität auch als Beta nur wenig dem nach, was die meisten proprietären Dienstleisterlösungen heute bieten. Bisher hat Adobe exklusiv „Blurb“ als Druckservice eingebunden. Inwieweit es hier direkte Zugänge zu anderen Druckdiensten geben wird, bleibt abzuwarten. Wer Blurb umgehen möchte, weil er lieber selber drucken will, seine Bücher vornehmlich für die Betrachtung am Monitor als E-Book gestaltet oder PDFs der Seiten braucht, um damit zum Drucker seiner Wahl zu gehen, findet dafür eine PDF-Ausgabe-Option.

Landkarten
Den Ort einer Bildaufnahme via GPS-Datenerfassung in den Metadaten zu speichern, war vor ein paar Jahren ein ganz großes Thema in den Fachmedien. In der Praxis ist es bis heute fast nur als Randerscheinung in komplizierten technischen Konstrukten und verbreitet in Smartphone-Kameras angekommen. Lightroom bietet nun im neuen »Karte«-Modul die Möglichkeit, derart getaggte Bilder zu verwalten und bisher noch nicht getaggte Fotos einfach per „drag & drop“ auf den Ort mit GPS-Koordinaten zu versehen.
Video
Digitale Fotoapparate können inzwischen zumeist auch Videofilme aufzeichnen. Entsprechend muss heute ein Fotoverwaltungsprogramm wohl auch mit Filmen umgehen können. Was in Lightroom 3 noch eher eine Randerscheinung war, rückt in Version 4 stärker in den Fokus: Wenn auch bisweilen etwas umwegig, kann man hier nun seine Videoschnipsel besser verwalten, zeitlich verkürzen und farblich anpassen. Nichts wirklich Tolles, aber unpraktisch ist es auch nicht.

Fazit
Die wichtigsten Hausaufgaben hat Adobe mit Lightroom 4 für den Moment gemacht: Die Beta des Updates erscheint hinreichend ­attraktiv, um Kaufinteresse beim Altversionsanwender zu wecken. Aus Profisicht ist die neue Entwicklungsengine eine ebenso sinnvolle Neuerung wie die Möglichkeit des Softproofs. Technikfreaks werden die GPS-Verortung zu schätzen wissen und die verbesserte Video-Unterstützung. Das Buch-Modul ist nicht nur eine bereichernde Funktionserweiterung für den bibliophilen Anwender, sondern auch für Adobe, denn damit lassen sich zusätzliche Umsätze generieren.?

Diesen und viele weitere Fachartikel sowie Tipps, Tricks und Workshops finden Sie in der aktuellen DOCMA-Ausgabe 45. 
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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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