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Perspektivische Erleuchtung



Wer sich dem Thema Bildmontagen widmet, befasst sich früher oder später auch mit dem Thema Perspektive. Während es im letzten Heft hauptsächlich um die fotografische Erfassung ging, möchte ich im zweiten Teil auf die Korrekturmöglichkeiten der  perspektivischen Darstellung eingehen. | Uli Staiger
Perspektive ist, wenn alles passt. Habe ich vor kurzem irgendwo gehört, und wie Sie sich denken können, hat mir der Satz auf Anhieb gefallen. Denn er drückt zweierlei Empfindungen aus: Einerseits, dass Perspektive eine Art Klammer ist, die die Einzelteile einer Bildmontage in einen vernünftigen optischen Bezug zueinander setzt und auf diese Weise für einen harmonischen Gesamteindruck sorgt.
Andererseits offenbart er aber auch eine gewisse Hilflosigkeit im Umgang mit Perspektive, vor allem dann, wenn sie anders ist als gewünscht. Passt sie, ist?s schön, und falls nicht, gibt es ja noch die ­Möglichkeiten von Photoshops Transformieren-Dialog, mit dessen Hilfe man sich alles passend skalieren, drehen, neigen oder sogar zerren kann, wenn?s denn hilft. Wenn nicht, muss das Fluchtpunktwerkzeug ran ? oder? Bevor man jedoch zu solchen Mitteln greift, sollte geklärt werden, ob die Abbildung des Raumes oder der Landschaft, in die neue Bilder montiert werden sollen, den Gesetzen der Perspektive unterliegen oder ob das auf den ersten Blick nur so aussieht. In den meisten Fällen dürften keinerlei Probleme auftauchen, da die betreffenden Aufnahmen auf fotografischem Wege zustande gekommen und somit ein perspektivisch korrektes Abbild der Realität sind. Daran ändert sich auch dann nichts, wenn extreme Brennweiten oder Formate zum Einsatz gekommen sind, denn diese Größen haben lediglich einen Einfluss auf den Bildwinkel oder die Größe des Schärfentiefebereichs, nicht jedoch auf die Perspektive. Selbst an gestitchten Pano-ramen, die aus mehreren Aufnahmen bestehen und deshalb an sich ja bereits eine Montage darstellen, lässt sich eine ­korrekte Wiedergabe der Perspektive nachweisen, auch wenn ursprünglich gerade Linien dabei verbogen worden sein sollten. Anders sieht es bei selbst gebauten Räumen aus. Sie rein nach Sicht zu bauen, ist zwar eine Möglichkeit, aber wie wir gleich sehen werden, können einem dabei recht grobe Schnitzer unterlaufen. Im Laufe des Aufbaus kommen neue Bilder dazu, doch je mehr Dateien ?verbaut? und in die Montage eingefügt werden, desto widersprüchlicher wirkt der Gesamteindruck. Ein unschönes Szenario.
Photoshops Möglichkeiten der Perspektivkorrektur sind begrenzt, es lohnt sich also, bereits beim Fotografieren an die später benötigte Perspektive zu denken und bewusst durch den Sucher zu sehen.  Schauen Sie sich an, was geht und was Sie lieber nicht tun sollten, und vor allem: Mit welchen Werkzeugen Sie sich in welcher Situation aus dem perspektivischen Sumpf ziehen können ? und wann Sie ums nochmal Fotografieren nicht herumkommen.


Mehr über die Konstruktion von Perspektiven in Photoshop erfahren Sie in DOCMA 25.


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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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