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Orange Revolution? Der Protonet-Server

Cover-Pressekit_04_Logo_Rechts: Protonet-Server
Orange Revolution? Der Protonet-Server

Nichts weniger als die einfachsten Server der Welt, wenn nicht gar eine Revolution im Datenschutz, verspricht das Start-up Protonet. Mit ihrer Software Soul kümmern sich die Protonet-Server um die Projektverwaltung, den Datenaustausch und die Kommunikation kleiner Unternehmen oder auch weit voneinander entfernt arbeitender Teams – wie beispielsweise der DOCMA-Redaktion, die eines der Modelle seit einigen Monaten nutzt.

Die jüngst gestartete Kampagne „Free Your Data“ hat sich zum Ziel gesetzt, die Daten der Bürger vor dem Zugriff von Konzernen und Geheimdiensten zu schützen. Hinter diesem Anliegen steht vor allem das Hamburger Unternehmen Protonet (www.protonet.info), das erklärtermaßen mit dem Verkauf seiner Produkte statt seiner Kundendaten Geld verdienen will. Im Kampf für mehr Datensicherheit haben sie sich unter anderem mit der Petitionsplattform change.org zusammengetan. Protonet produziert Server mitsamt der zugehörigen Groupware-Software, die kleine Firmen und Institutionen ansprechen sollen, und hierin besteht auch der Zusammenhang mit dem Datenschutz: Nur wer seine Daten auf dem eigenen Server speichert, statt sie den Konzernen anzuvertrauen, behält die Kontrolle darüber. Die Vermischung von Marketing und Politik ist ungewöhnlich, aber was haben die in knalligem Orange lackierten Server­boxen zu bieten?

Allgemeine_Einstellungen: Protonet-Server
Der weltweite Zugriff auf die eigene Box erfolgt über einen von Protonet eingerichteten Proxy; nur so lässt sich das Versprechen eines ohne aufwendige Konfiguration sofort betriebsbereiten Servers einlösen.

Der eigene Server

Wo immer Menschen zusammenarbeiten, müssen sie Daten austauschen, Termine vereinbaren, Aufgaben koordinieren und über den Projektfortschritt kommunizieren. Eine Groupware-Software auf einem zentralen Server kann die erforderliche Infrastruktur bereitstellen, aber der damit verbundene Installationsaufwand schreckt viele ab. Die in drei Größen angebotenen Protonet-Server wirken dagegen schon durch ihre Farbgebung wenig einschüchternd; sie müssen nur an das Stromnetz und den Router angeschlossen und mit einem Druck auf ihren einzigen Knopf gestartet werden, um sie in Betrieb zu nehmen. Von jedem Punkt der Welt aus – einen Internetzugang vorausgesetzt – können die Benutzer verschlüsselt Daten austauschen und – wenn sie Administratorstatus haben – den Server auch aus der Ferne verwalten.

Protonet-Server: Einfach, aber auch sicher?

Das Versprechen eines minimalen Konfigurationsaufwands lösen die Protonet-Boxen tatsächlich ein. Normalerweise müsste dazu am Router ein Port-Forwarding eingerichtet und ein DynDNS-Dienst genutzt werden, damit der Server überhaupt unter einem leicht zu merkenden Namen im Internet erreichbar ist. Für eine verschlüsselte Datenübertragung wäre dann noch ein Zertifikat nötig, aber die Institutionen, die solche Zertifikate ausstellen und beglaubigen, haben ihren Sitz meist in den USA und damit unter den Augen nicht unbedingt vertrauenswürdiger Geheimdienste.

Nachricht: Protonet-Server
Beim Austausch von Mitteilungen zwischen einzelnen Benutzern oder in einem Chat lassen sich auch Dateien anhängen und auf diesem Wege austauschen.

Die Protonet-Lösung kommt ohne diesen Aufwand aus: Sie geben Ihrem Server einen Namen und der Hersteller kümmert sich um den Rest. Konkret bedeutet das, dass jeder Zugriff per Internet über einen Proxy-Dienst in Deutschland läuft, der sich auch um die 2048-Bit-SSL-Verschlüsselung und die Verwaltung der Zertifikate kümmert. Wer für eine noch höhere Datensicherheit auf Bequemlichkeit verzichten mag, kann seinen Server auch selbst ins Netz bringen; Protonet bietet dabei Hilfestellung. Danach nehmen die ausgetauschten Daten keine Umwege mehr über den Proxy.

Protonet-Server: Mit Soul

Die Protonet-Software Soul, die mittlerweile in Version 2.2 vorliegt, bietet die für Groupware üblichen Funktionen. Sie richten Benutzer und Gruppen ein, woraufhin sich diese Benutzer mit einem beliebigen aktuellen Browser beim Server anmelden können. Eine Aufgabenverwaltung ist ebenso vorhanden wie ein Kalender zur Koordination der Termine. Man kann den Kalender in seiner bevorzugten Kalendersoftware abonnieren, darüber aber keine neuen Termine eintragen. Die Benutzer können sich gegenseitig Nachrichten senden, chatten und per Video konferieren, mit dem Browser oder einer Messenger-App für Android und iOS. An Mitteilungen lassen sich auch Dateien anhängen. Das aufgeräumte Interface erinnert entfernt an Google Plus.

Natürlich dient die Protonet-Box auch als Fileserver. Die dort gespeicherten Daten sind per Browser zugänglich, lassen sich aber auch über das WebDAV-Protokoll in die Dateiverwaltung Ihres Betriebssystems integrieren. Starten Sie einfach die Protonet-App und wählen Sie »Im Finder öffnen«. Jeder Benutzer hat seinen privaten Datenbereich, der mit einem Ordner auf der lokalen Festplatte synchronisiert wird; das Prinzip ist von Dropbox her bekannt. Sie können auch öffentliche Links zu so gespeicherten Dateien erzeugen und diese damit Dritten zugänglich machen.

Wirklich sicher werden die Daten natürlich erst durch regelmäßige Backups; dazu lassen sich externe Platten an die USB-3.0-Ports anschließen. Die Datensicherung starten Sie (auch aus der Ferne) per Knopfdruck; hier fehlt noch eine Automatik. Wenn eine über die Welt verstreute Arbeitsgruppe mit Hilfe des Servers kommunizieren will, sollte der Server bei demjenigen stehen, der die beste Internet-Anbindung hat. Eine Uplink-Bandbreite von 2 MBit/s ist das Minimum, besser wäre ein schnellerer Zugang.

Um den größten Nutzen aus einem solchen Server zu ziehen, ist allerdings noch etwas nötig, das keine Software bieten kann: die Disziplin der Benutzer, ihre Termin- und Aufgabenverwaltung tatsächlich über die Groupware zu erledigen. Dies wäre allerdings einfacher, wenn sich Kalender auf dem eigenen Computer mit dem Server synchronisieren ließen, was Soul 2.2 noch nicht unterstützt. Auch die bislang auf Messaging beschränkte Integration von Smartphones könnte der Hersteller noch verbessern.

Protonet_Maya_0048_vs_02: Protonet-Server
Der Protonet-Server: Neben dem ersten Server-Modell „Carla“ (links) mit bis zu 12 TB RAID bietet Protonet die kleinere Maya (rechts) mit einer SSD bis 1 TB an. Funktionalität und Software unterscheiden sich nicht.

Groß, mittel oder klein

Die ersten Protonet-Produkte waren die Modelle „Carla“ (ab 5599 Euro) und „Carlita“ (ab 3569 Euro), die auf ein RAID mit bis zu 12 beziehungsweise 4 TB zugreifen können. Für die Rechenleistung sorgt ein Intel Xeon- (Carla) oder Pentium-Prozessor (Carlita). Die neue, kleinere Variante „Maya“ (ab 1399 Euro) mit Intel Celeron-CPU ist mit insgesamt bis zu 1 TB fassenden SSDs ausgestattet. Alle Modelle kommen ohne Lüfter aus, haben einen integrierten WLAN-Server und auch der Funktionsumfang ihrer Software ist identisch; Unterschiede gibt es dagegen bei der empfohlenen Zahl der Nutzer, die zwischen 10 (Maya) und 50 (Carla) liegt.

Protosync: Protonet-Server
Der Server stellt jedem Benutzer einen Dropbox-ähnlichen Dienst bereit, mit dem Sie lokale Daten mit dem Server abgleichen und ausgewählte Dateien auch Dritten zum Download bereitstellen können.

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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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