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Bildkritik: Schräge Sauce, selbstgemacht

Falsche Perspektive oder falsche Schatten haben auch immer etwas mit fehlender Plausibilität zu tun. Kurzes Nachdenken der Bildbearbeiter würde bereits für die Einsicht ausreichen: So kann das eigentlich gar nicht aussehen.


Ob BMW wohl in den letzten beiden Monaten keine Anzeigen geschaltet hat? Wir haben uns so daran gewöhnt, in jeder Ausgabe peinliche Fehltritte der Bildmonteure vorzustellen, dass uns das geradezu fehlt. Sollte tatsächlich ein verirrtes DOCMA-Heft seinen Weg in die verantwortliche Agentur gefunden haben? Warten wir’s ab.

Aber kein Grund zur Verzweiflung! In der vorigen Ausgabe hatte sich die Knorr-Werbung ganz nach oben gekämpft und sich einen verdienten prominenten Platz gesichert – so viele Montagemängel in einem Bild findet man selten. Und auch hier dürfen wir auf eine Fortsetzung hoffen, denn die neue Anzeige der Serie verrät uns abermals: Perspektive ist Glücksache.
Auch wenn die Monteure offensichtlich ins Fettnäpfchen getreten haben, geht es hier nicht um ein solches, sondern um eine geheimnisvolle Sauciere, deren Inhalt entweder der Schwerkraft trotzt oder so zähflüssig ist, dass er den Rinderbraten unverrückbar am Teller festkleben würde. Richtig ist, dass ein geneigtes Objekt nicht denselben Fluchtpunkt haben kann wie eines, das auf einer waagerechten Ebene steht. Das gilt selbstverständlich auch für die Sauciere. Je nach Neigungsrichtung liegt der Fluchtpunkt unter oder – wie hier – über dem Horizont. Dieser lässt sich zwar nicht ohne weiteres exakt festlegen, aber hinsichtlich der Neigung der Sauciere herrscht kein Zweifel.So weit, so gut. Der flüssige Inhalt des Gefäßes jedoch sollte immer waagerecht bleiben. Aber wenn er nun doch sehr zähflüssig wäre und die Sauciere gerade erst angehoben wurde? Das hilft uns ebenfalls nicht weiter, denn dann hinge die Sauce höchstens wie ein Klumpen ein paar Zentimeter unter der Tülle und hätte nicht bereits den kleinen Becher weitgehend gefüllt.Das ist noch nicht alles: Die Hand mit der Sauciere befindet sich viel weiter hinten als die mit dem kleinen Behälter. Entweder kippt sich der Koch also die Sauce auf die weiße Jacke, oder diese müsste mit gewaltigem Schwall nach vorn schießen. Perspektive!

Wen Sie mehr darüber lernen wollen, wie man es als Composer besser nicht macht, und was man beachten muss, damit Bilder echt aussehen, lesen Sie Doc Baumanns Bildkritik im aktuellen DOCMA-Heft ab Seite 14. In dieser Ausgabe startet auch eine mehrteilige Serie zum Thema "Perspektive richtig konstruieren" ab Seite 108.
Das Heft ist bei jedem gutsortierten Zeitschriftenhändler erhältlich oder ganz komfortabel bei uns im Webshop.
Einen kurzen "Rundgang" durch das aktuelle Heft gibt es ebenso wie einen Preview zum Blättern.

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Doc Baumann

Doc Baumann befasst sich vor allem mit Montagen (und ihrer Kritik) sowie mit der Entlarvung von Bildfälschungen, außerdem mit digitalen grafischen und malerischen Arbeitstechniken. Der in den Medien immer wieder als „Photoshop-Papst“ Titulierte widmet sich seit 1984 der digitalen Bildbearbeitung und schreibt seit 1988 darüber.

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